Mit einer, nein zwei Herzensangelegenheiten kommt der Naturfotograf und Umweltaktivist Markus Mauthe am Donnerstag, 2. Februar, um 19.30 Uhr in den Theaterstadel in Markdorf. Bekannt wurde der geborene Friedrichshafener, der auch eine Zeit lang in Markdorf wohnte, vor allem durch seine Arbeit für Greenpeace. Bereits vor einigen Jahren hat ein neues, weiteres Kapitel in seinem Leben begonnen, das jetzt in die Umsetzung geht. Er verliebte sich in Brasilien, gleich im doppelten Sinn. Zum einen lernte er 2012 Juliana de Cerqueira Lima auf der Kakao-Farm Fazenda Almada in Illhéus im brasilianischen Bundesstaat Bahia kennen, heiratete sie vergangenes Jahr und hat inzwischen eine kleine Tochter mit ihr. Zum anderen gründete er zusammen mit Freunden den gemeinnützigen Verein Almada Mata Atlantica Project (AMAP) mit dem Ziel, die Reste des dortigen Regenwaldes und seine Lebewesen zu schützen. Berichten wird er im Theaterstadel mit beeindruckenden Bildern von seinen bisherigen und neuen Projekten. Er kommt gerade aus der Arktis, wo er Eisbären fotografierte.

Als "Glück des Lebens" bezeichnet Mauthe seine Begegnung mit Juliana auf der Fazenda Almada, die ihre Familie 1855 gegründet hatte, vor knapp fünf Jahren. Eigentlich wollte er nur die Goldkopflöwenäffchen im bedrohten Mata Atlantica Tropenwald fotografieren. "Da sah ich diese wunderschöne alte Farm im Kolonialstil und da stand Juliana", erzählt Mauthe: "Zu dem Zeitpunkt meines Lebens habe ich damit überhaupt nicht gerechnet." Und das auch noch im Wald, seinem Lieblingsthema. "Da hat wirklich alles gestimmt."

Gemeinsam mit seiner Frau beschloss er, die Kakaofarm weiterzuführen und AMAP zu gründen. Dabei galt es, einige Hindernisse zu überwinden. "Die Kakao-Produktion lag und liegt aufgrund niedriger Weltmarktpreise relativ am Boden", erläutert Mauthe. Gleichzeitig wollte er naturnahen Kakaoanbau in den Kakaowäldern, Cabruca genannt, umsetzen, in denen auch Urwaldrelikte des Mata Atlantica Überlebensmöglichkeiten haben, sowie Aufforstung betreiben. "Der Mata Atlantica ist noch artenreicher als der Amazon", sagt Mauthe.

Doch wie finanziert sich das? "Kakaoanbau alleine geht nicht mehr", sagt Mauthe. "Wir haben uns dann gesagt, dies ist ein so wunderschönes Fleckchen Erde und vergangenes Jahr angefangen, das alte Herrenhaus komplett für Gäste zu renovieren. Jetzt im Mai haben wir offizielle Eröffnung." Es gibt nur vier Gästezimmer, von Massentourismus hält Mauthe nichts. Der Kakaoanbau wurde auf biodynamisch umgestellt, um die Pflanzen zu stärken, wie Mauthe erläutert, da El Nino deutliche Spuren mit Trockenheit und Waldbränden in der Region hinterlassen hat, Stichwort Klimawandel. Im Juli 2016 wurde auf der Farm in einem Leuchtturmprojekt zusammen mit der Nichtregierungsorganisation (NGO) Pangaea Projekt aus dem Schwarzwald (Freiburg) mit einer Gruppe freiwilliger Jugendlicher begonnen, neue Bäume zu pflanzen. Nach dem Erfolg der Aktion wurde der eingetragene Förderverein AMAP in Deutschland gegründet. "Gepflanzt wird nur dort, wo uns das Land gehört oder eine vertragliche Kontrolle besteht." 

Die Fazenda Almada umfasse rund 350 Hektar Land, 150 Hektar davon sind für den Kakaoanbau, 15 Hektar sind bewohnte Fläche und 190 Hektar sollen als Naturschutzgebiet ausgewiesen werden, erläutert Mauthe. Geplant ist, die Nachbarfarm mit 200 Hektar mithilfe von Förderern dazu zu kaufen, berichtet Mauthe, wo dann weitere 150 Hektar aufgeforstet werden sollen. In den dortigen Gebäuden sollen dann die Freiwilligen für die Aufforstung aus Deutschland und Brasilien untergebracht werden, die nächste Aktion ist im Juni, und ein hauptamtlicher Diplombiologe eingestellt werden.

Touristisch werden auf der Fazenda Almada Übernachtungsaufenthalte und Ausflüge, buchbar direkt bei der Farm, oder auch Komplettangebote kombiniert mit anderen schönen Orten Brasiliens in Zusammenarbeit mit "Die Reiseprofis" in Friedrichshafen und ITR Reisen in Velbert angeboten.

Und die Arbeit für Greenpeace? "Ganz klar, das ist meine Hauptarbeit", sagt Mauthe. "Bisher war es so: 95 Prozent meiner Arbeit war für Greenpeace und fünf Prozent kleine Seitenprojekte. In Zukunft werde ich 75 bis 80 Prozent für Greenpeace arbeiten und den Rest für AMAP." Bei AMAP sei er aber nur Botschafter und nicht im Vorstand. Sein nächstes Greenpeace-Projekt beschäftigt sich mit Naturvölkern. Möglicherweise entstehe daraus auch ein Film. "Sehr spannend und eine Herausforderung", sagt Mauthe.

Zu Person und Verlosung

  • Markus Mauthe wurde 1969 in Friedrichshafen geboren und ist in Manzell aufgewachsen. Er besuchte das Karl-Maybach-Gymnasium, machte dort die mittlere Reife und erlernte den Beruf des Industrie- und Werbefotografen. Doch schon mit 17 Jahren zog es ihn in die Welt hinaus. 1991/1992 machte er sich selbstständig. 2003 begann er mit seiner Arbeit für Greenpeace. Rund zehn Bücher veröffentlichte er im Laufe der Jahre. Er verlagerte seinen Wohnsitz zunächst von Friedrichshafen nach Markdorf, wo er zwei Jahre lebte, und schließlich vor rund acht Jahren nach Gladbeck, wo sein zehnjähriger Sohn lebt, sein "Basislager" in Deutschland. Im März 2016 heiratete er Juliana de Cerqueira Lima, die eine zwölfjährige Tochter aus erster Ehe hat. Ihr gemeinsames Kind Annabel kam vor einigen Monaten in Friedrichshafen zur Welt. Sein Hauptwohnort wird künftig die Fazenda Almada sein. (wex)


Informationen im Internet: www.fazenda-almada.com und www.amap-brazil.org

  • Der SÜDKURIER verlost fünf mal zwei Eintrittskarten für "Markus Mauthe exklusiv: Faszination Erde und Reiseschwerpunkt Brasilien" am Donnerstag, 2. Februar, um 19.30 Uhr im Theaterstadel. Saalöffnung 19 Uhr. Wer Karten gewinnen will, wählt die Nummer 0 13 79/370 500 26 (50 Cent aus dem Festnetz der Deutschen Telekom) und nennt Name, Adresse, Telefonnummer und als Stichwort "Brasilien". Die Verlosung läuft bis Dienstag, 31. Januar, 12 Uhr. Die Gewinner werden benachrichtigt. Wer kein Glück hat, kann Karten reservieren oder kaufen: Die Reiseprofis, Paulinenstraße 7, 88046 Friedrichshafen, Tel. 0 75 41/37 30 47. Der Eintritt beträgt 10 Euro.