Die Arbeiten im Inneren der Mittleren Kaplanei schreiten voran. Begonnen wurde mit dem sogenannten Rückbau bereits im Juni. Seither werden Decken, Wände und Böden systematisch abgetragen. "Das muss Schicht für Schicht geschehen", erklärt Gerhard Lallinger, der die Arbeiten koordinierende und überwachende Architekt. Denn eines der beim Rückbau auftretenden Probleme sei die Sanierung. So könnten Papiertapeten nicht gemeinsam mit Kunststofftapeten entsorgt werden. Mithin gelte es also, erst die eine Lage, später eine nächste abzutragen.
Wobei sich durchaus auch unangenehme Überraschungen einstellen können. So zeigte sich, dass die Schwellenhölzer im Erdgeschoss unter den Tragwänden verrottet sind. Der Grund: Sie wurden mit einer Betonschicht zugedeckt, unter der das organische Material nicht mehr atmen konnte. Die Vorarbeiten für den erweiterten Schall- und Brandschutz brachten faulen Stellen ans Licht. "Damit sind natürlich einige Mehrausgaben verbunden", erläuterte Gebhard Geiger, Vorsitzender des Baufördervereins Mittlere Kaplanei, beim gestrigen Rundgang durch die Baustelle. Mehrausgaben, mit denen so zunächst nicht gerechnet worden ist. Mehrausgaben überdies, die es durch Einsparungen an anderer Stelle abzufedern gilt. Immerhin, so Geigers weitere Auskunft, haben sich im Bereich des Dachstuhls bisher keine unvorhergesehenen Schäden ergeben.
Zu den erfreulichen Entdeckungen gehört ein Wandgemälde im Kolping-Zimmer. Es zeigt Adolph Kolping, den im Rheinland geborenen Begründer des Kolpingwerks. Das überlebensgroße Konterfei tauchte im Rahmen des Schicht-um-Schicht-Abtrags auf. Es war überklebt worden. Ob das Bildnis aber künftig wieder zu sehen sein wird, bleibt ungewiss. Wie Pfarrer Ulrich Hund erklärte, wird im betreffenden Wandbereich eine Fluchttür einzubauen sein.
Nicht sichtbar wird manche Stuckdecke in dem denkmalgeschützten Gebäude sein. Der Denkmalbehörde genügt es, wenn die historischen Stuckprofile erhalten bleiben. Sie aber vollständig zu restaurieren, würde einen erheblichen Mehraufwand nach sich ziehen. Laut Architekt Lallinger müssten etliche Partien in mühevoller Kleinarbeit per Skalpell von überlagernden Farbschichten befreit werden. Eine Arbeit, die kaum noch bezahlt werden kann. So reicht es, die Stuckfelder unter der neuen Brandschutzdecke zu sichern.
Mit finanzieller Hilfe vom Landesdenkmalamt rechnet der Bauförderverein für die Dachdeckerarbeiten. Hier bedeuten die historischen Ziegel einen denkmalschutzbedingten Mehraufwand, für den die Behörde wohl Zuschüsse geben wird, erklärte Gebhard Geiger. Architekt Lallinger erläuterte, dass die neue Dachkante etwa 40 Zentimeter höher liegen werde. Was indes kaum zu sehen ist.
Nach Abschluss des Rückbaus in etwa zwei Wochen rechnet Gerhard Lallinger mit dem Baubeginn im nächsten Frühjahr. Der Dachausbau werde 2017 fertig sein, der Innenausbau Mitte 2018. Und beim großen Narrentreffen zur kommenden Fastnacht werde jedenfalls kein Gerüst in der Kirchgasse stehen – aus Sicherheitsgründen.
Die Mittlere Kaplanei
Das historische Gebäude in der Markdorfer Kirchgasse besteht aus drei Bauteilen, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts ein geschlossenes Dach bekommen haben. Der älteste Gebäudeteil stammt aus dem 17. Jahrhundert.
Die Mittlere Kaplanei soll grundlegend saniert werden. Dazu gehören neue sanitäre Einrichtungen, ein verbesserter Brandschutz und die geplante Barrierefreiheit. Im Erdgeschoss des südlichen Gebäudeteils entstehen zwei Wohnungen à 100 und 125 Quadratmeter für Familien mit mehreren Kindern. Die Bücherei der katholischen Gemeinde wird etwas offener – bei ähnlicher Größe.
Die Finanzierung des auf 3,1 Millionen geschätzten Umbaus trägt vor allem die Kirche. 2,2 Millionen kommen aus kirchlichen Steuermitteln – darin ist auch der Ertrag aus dem Verkauf des Gasthof-Gebäudes Adler enthalten. 420 000 Euro steuern die Pfarreien aus der Seelsorgeeinheit bei. 200 000 Euro schießt die Stadt zu, zusätzliche 100 000 stehen in Aussicht. Weitere 290 000 Euro sollen durch Spenden aufgebracht werden. Wobei der Bauförderverein bisher schon 180 000 Euro eingesammelt hat.
Die Pfarrgemeinde ist auch weiterhin auf Spenden für den Bau angewiesen: Bauförderverein Markdorf – IBAN: DE 18 6905 0001 0024 8044 52