Die Fenster sind bereits in Arbeit und können bereits in drei bis vier Wochen eingesetzt werden. Es geht voran bei der Sanierung der Mittleren Kaplanei. Architekt Gerhard Lallinger erläuterte beim Rundgang durch die Mittlere Kaplanei die Details. Dann gelte es noch das Dach zu schließen. Im Anschluss an die Handwerkerferien könne dann der Innenausbau des historischen Gebäudes in der Kirchgasse beginnen. Abgeschlossen sei der Umbau und die Sanierung der Mittleren Kaplanei im Sommer nächsten Jahres. Die Seelsorgeeinheit kann das Gebäude dann wieder als Gemeindehaus nutzen, wenn bis dahin weiter alles gut geht.

Mit von der Partie beim Besuch der Baustelle war Karin Uetz, Bauhistorikerin aus Vogt. Sie hatte zuvor Sondagen vorgenommen, ins Gebälk gebohrt, um anhand der herausgenommenen Bohrkerne ihre Schlüsse zu ziehen. "Eine Bauaufnahme im eigentlichen Sinne habe ich also noch nicht gemacht", erklärt sie. Weder wurden Dendro-Proben aufs Alter des Holzes hin untersucht, noch gab es eine eingehende Bauuntersuchung, eine genaue Betrachtung der Gebäudestruktur. Kein bauhistorischer Befund mit Blick auf alle späteren Eingriffe, ebenso wenig wie die übliche ausführliche Recherche in den Archiven. "Für all das gab es keinen Auftrag", erklärte Karin Uetz. Deshalb wollte sie sich gestern nur sehr zurückhaltend zur Baugeschichte des Kaplanei-Gebäudes äußern.
"Fest steht, dass es zwei spätmittelalterliche Ursprungsgebäude gegeben hat", sagt Karin Uetz – bestehend aus Ökonomie- und Wohnbereichen. Im 18. Jahrhundert erhielten die ursprünglich getrennten Häuser dann ein gemeinsames Obergeschoss. Zusammengefasst zu einem Riegel, zeigten sie eine einheitliche Fassade und zeugten für eine klare städtebauliche Entscheidung. Schließlich kam im Norden ein Anbau hinzu, das Nachpredigergebäude. Und der gesamte Kaplanei-Komplex wurde 1802 mit einem Mansardendach abgeschlossen, wie er damals immer noch in Mode war. Das alte Mesnerhaus und das nebenstehende Kaplanei-Gebäude waren noch mit Satteldächern ausgestattet. Die Freilegung der Fachwerk-Balken, die das Bild der Mittleren Kaplanei heute prägt, erfolgte aber erst in den 1960er Jahren. Mehr als anderthalb Jahrhunderte zierte eine Fassade im Empire-Stil – passend zu den Stuckdecken im Inneren. Bauhistorikerin Uetz findet: "Mit den schön rhythmisierten Fenstern war die Mittlere Kaplanei ein richtig schönes Stück."
In den drei Gebäudeteilen wurde durch Umbaumaßnahmen der 1960er beziehungsweise 1970er Jahre sehr viel zerstört. Beim Abtragen der verschiedenen Wandschichten kamen auch Überraschungen zum Vorschein. So stießen die Handwerker auf mächtige Natursteinquader, die wohl vom Markdorfer Altschloss stammen und teilweise recycelt wurden. "Der Bau birgt etliche Geheimnisse", erklärte Karin Uetz. Manch Rätselhaftes, das sich nur folgerichtig aus der vielfältigen Nutzung ergeben hat. Denn hier wurde gewohnt und gewirtschaftet. Die Geistlichen betrieben auch eine kleine Landwirtschaft als weitere Einnahmequelle.
Gebhard Geiger, der Vorsitzende des Fördervereins Mittlere Kaplanei, erklärte nach der Baustellenbesichtigung, dass vom angestrebten Ziel von 290 000 Euro als Zuschuss bisher erst 201 000 Euro erreicht seien. "Wir brauchen also noch weitere Spenden", sagte Geiger.
Die Mittlere Kaplanei
- Das historische Gebäude in der Markdorfer Kirchgasse besteht aus drei Bauteilen, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts ein geschlossenes Dach bekommen haben. Der älteste Gebäudeteil stammt aus dem 16. Jahrhundert.
- Die Mittlere Kaplanei soll grundlegend saniert werden. Dazu gehören neue sanitäre Einrichtungen, ein verbesserter Brandschutz und die geplante Barrierefreiheit. Im Erdgeschoss des südlichen Gebäudeteils entstehen zwei Wohnungen à 100 und 125 Quadratmeter für Familien mit mehreren Kindern. Die Bücherei der katholischen Gemeinde wird etwas offener – bei ähnlicher Größe.
- Die Finanzierung des auf 3,1 Millionen geschätzten Umbaus trägt vor allem die Kirche. 2,2 Millionen kommen aus kirchlichen Steuermitteln – darin ist auch der Ertrag aus dem Verkauf des Gasthofgebäudes "Adler" enthalten. 420 000 Euro steuern die Pfarreien aus der Seelsorgeeinheit bei. 300 000 Euro schießt die Stadt zu. Weitere 29 000 sollen durch Spenden aufgebracht werden.
- Die Pfarrgemeinde ist auch weiterhin auf Spenden für den Bau angewiesen: Bauförderverein Markdorf, IBAN DE18690500010024804452