Das Unternehmen Weber Automotive ist nicht mehr in Familienbesitz: Die französische Investmentgesellschaft Ardian hat eine Mehrheitsbeteiligung an der Weber Automotive GmbH übernommen. Dies berichten Weber Automotive und Ardian. Über die Inhalte der Transaktion sei Stillschweigen vereinbart worden. Der Mitteilung zufolge werde im Rahmen der Transaktion eine Kapitalerhöhung bei Weber Automotive vorgenommen, die dem Automotive-Zulieferer mit Stammsitz in Markdorf "umfangreiche Finanzmittel für das weitere Wachstum" zur Verfügung stellen werde. Mit Unterstützung von Ardian plane das Weber-Management, die Position des Unternehmens in der Zuliefererbranche auszubauen, die Investitionen in innovative Technologien zu erhöhen und die Produktionskapazität in Deutschland, aber auch in den USA und Asien zu erweitern.
Außerdem soll die "internationale Präsenz des Unternehmens sowohl organisch als auch durch Zukäufe" ausgeweitet werden. Die Gründerfamilie Weber werde neben ihrer Minderheitsbeteiligung das alleinige Eigentum an den Firmenimmobilien behalten und diese langfristig an Weber Automotive verpachten. Zudem werde die Familie Weber im Beirat vertreten bleiben. Auch die Geschäftsführung mit Daniel Weber, Christian Weber und Sven Hattwig werde weiterhin "an Bord" bleiben.
Umsatz seit 2011 vervierfacht
Gemeinsam mit dem bestehenden Management werde die Gründerfamilie die weitere Entwicklung des Unternehmens mit vorantreiben, verlautbart Ardian. "Für uns war es wichtig, einen langfristig orientierten und verantwortungsvollen Beteiligungspartner mit umfassender Automotive-Erfahrung zu finden, mit dem wir unsere Wachstumsmöglichkeiten in unseren Zielmärkten noch besser nutzen können", wird Daniel Weber zitiert. Die Kapitalstärke von Ardian wolle man "zum langfristigen Erfolg unseres Unternehmens und damit zum Wohle unserer Kunden und Mitarbeiter einsetzen". Auf Basis einer "signifikant gestärkten Eigenkapitalbasis" soll der eingeschlagene Wachstumskurs fortgesetzt werden, so Weber. Der Mitteilung zufolge hat Weber Automotive seit 2011 seinen Umsatz von 74 Millionen Euro auf 306 Millionen Euro in 2015 mehr als vervierfacht. Unter Berücksichtigung der Umsätze der Akquisition von Saarotec sei in 2015 ein Umsatz von 367 Millionen Euro erwirtschaftet worden. Für das Geschäftsjahr 2016 werde eine Fortsetzung des Wachstums erwartet.
Schritt nach Asien geplant
Mit der Transaktion der Mehrheitsbeteiligung an Ardian wolle man den Schritt vom Mittelständler zu einem leistungsfähigen global agierenden Systemanbieter vollziehen, so Weber-Finanzchef Sven Hattwig gegenüber dem SÜDKURIER. Damit komme man den Kundenwünschen entgegen und sichere sich zugleich für das Unternehmen wichtige Kunden langfristig. Hinsichtlich der angekündigten Investitionen sei "das komplette Programm" gemeint, also Investitionen in Personal wie in Maschinen, Technik und Kapazitäten.
Klar im Fokus liege auch der asiatische Markt, auf dem Weber Automotive bislang noch nicht vertreten ist. "Das sehen wir als eine zukünftige Herausforderung", so Hattwig. Mittelfristig sei auch der Aufbau eines Produktionsstandortes in Asien geplant. Dabei gehe es nicht um Produktionsverlagerung aus Deutschland, sondern um den Aufbau einer neuen Produktion vor Ort, um die asiatischen Märkte besser bedienen zu können, betont Hattwig.
Expansion auch in Markdorf
Auch in Markdorf soll auf Sicht die Produktionskapazität erweitert werden, sagt Hattwig. Die entsprechenden Flächen in Nachbarschaft des Unternehmens sind bekanntlich in Webers Besitz. Wo, wann und in welchem Umfang eine solche Erweiterung angegangen werden könnte, sei noch offen. "Dass wir auch in Markdorf erweitern, war aber immer schon der Wunsch von Albert Weber", so Hattwig. "Wir haben jedenfalls genügend Fläche vor Ort."
Fakten und Hintergründe zur Transaktion
- Wie kam es zu der Transaktion? "Ardian sondiert den Markt fortlaufend auf der Suche nach Beteiligungsmöglichkeiten an erfolgreichen, in ihren Sektoren etablierten Unternehmen, um diese bei der Realisierung ihres Entwicklungspotenzials zu unterstützen", so ein Sprecher von Ardian auf Anfrage des SÜDKURIER. Weber Automotive erfülle diese Kriterien "vollumfänglich". Das Unternehmen gehöre zu den Marktführern in der Branche und habe "hohes internationales Wachstumspotenzial", so der Sprecher.
- Wer ist Ardian? Die französische Investmentgesellschaft Ardian wurde 1996 von Dominique Senequier gegründet, die das Unternehmen heute noch führt. Ardian verwaltet nach eigenen Angaben für seine Investoren aus Europa, Nordamerika und Asien aktuell Vermögenswerte in Höhe von rund 55 Milliarden US-Dollar. Ardian befindet sich laut eigener Aussage mehrheitlich im Besitz seiner Mitarbeiter. Das Unternehmen beschäftigt in zwölf Büros in Frankfurt, Jersey, London, Luxemburg, Madrid, Mailand, New York, Paris, Peking, San Francisco, Singapur und Zürich rund 430 Mitarbeiter und betreut 490 Investoren.
- Weber Automotive: Weber Automotive, Kernunternehmen der Weber Gruppe, wurde 1969 von Albert Weber gegründet und wird heute von seinen Söhnen Daniel Weber (CEO) und Christian Weber (COO) sowie von Sven Hattwig (CFO) geführt. Weber Automotive fertigt Antriebskomponenten für Pkw, Nutzfahrzeuge und Freizeitmobile wie Jetski und Schneemobile. Im Bereich von kleinvolumigen, leistungsstarken Zwei-Zylinder-Motoren gilt Weber als Technologieführer. Weber Automotive beschäftigt mehr als 1300 Mitarbeiter an sechs Standorten, davon rund 500 am Firmensitz in Markdorf. (gup)