Zwei Monate lang ohne Einkommen. Keine Ersparnisse, dafür aber vier Kinder. Im Mehrgenerationenhaus (MGH) sitzt eine Frau, die in dieser prekären Situation steckte. "Uns sind hier einige dieser Fälle bekannt", sagt Renate Hold vom MGH-Leitungsteam. Ihr gegenüber sitzt die alleinerziehende Frau. Ihr Lachen hat sie nie verloren. Auch als sie mit leeren Händen dasteht.

Die Trennung von ihren Mann bringt einen Stein ins Rollen, einen Domino-Effekt, wie sie sagt. Sie bezieht im Anschluss Hartz IV und hat einen 450-Euro-Job, von dem neben dem Regelsatz noch 160 Euro übrig blieben. Ihrer Beschäftigung geht sie nach, so lange es geht. "Mein jüngstes Kind war vier Monate alt", führt die Alleinerziehende vor Augen, "ich konnte nicht mehr arbeiten, mir fehlte die Kraft dazu."

Arbeit und vier Kinder. Dazu Ärger mit dem Vermieter. Mit einem Bein auf der Straße, sucht sie nach einer neuen Wohnung. Ein schwieriges Unterfangen. "Keiner möchte eine alleinerziehende Mutter mit vier Kindern haben", beklagt sie. Der Stress setzt der Mutter zu. Erzählt sie darüber, schüttelt sie den Kopf und lacht dabei laut. Als könne sie es selbst nicht glauben. "Wenn der psychische Druck nicht nachlässt, wirkt es sich auf den Körper aus", berichtet die Alleinerziehende. Sie wird krankgeschrieben, zunächst bloß phasenweise.

Termine und Bewerbungen werden zur Belastung

Auch die Termine und Verpflichtungen durch Hartz IV machen ihr zu schaffen. Dazu erklärt Renate Hold: "Es zielt darauf, die Menschen schnell in Arbeit zu bringen. Deswegen wird auch einiges gefordert. Bewerbungen müssen geschrieben, Termine und Vorstellungsgespräche wahrgenommen werden." Wer das nicht schafft, bekommt den Regelsatz gekürzt.

Die vierfache Mutter gab Vollgas und wird ausgebremst. Der Körper macht schlapp, sie muss langfristig in die Klinik. "Das Jugendamt hielt es für eine gute Idee, die Kinder in die Obhut einer anderen Person zu geben." Immerhin: Zeit zum Durchatmen. Nachdem die Frau die Klinik verlässt, kann sie zumindest wieder zwei Kinder zu sich nehmen. Die Probleme bleiben.

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Hartz IV wird beantragt, doch bis zur ersten Auszahlung dauert es. "Der Unterhalt war noch nicht berechnet, das Kindergeld auch nicht, demzufolge gab es auch kein Wohngeld", sagt die Frau, "ein riesiger Rattenschwanz". Das bestätigt Renate Hold: "Wir kennen die Fälle. Wenn es schnell geht, benötigt so ein Antrag acht Wochen. In der Zwischenzeit müssen die Menschen irgendwie über die Runden kommen."

Geld reicht gerade so für Essen

Die vierfache Mutter hält sich über Wasser, indem sie sich Geld leiht. "Ich hatte 50 Euro pro Woche, um Essen für mich und meine Kinder kaufen. Das wäre ohne die Tafel gar nicht möglich gewesen." Doch alle außerplanmäßigen Ausgaben werden in dieser Phase zum Problem. Ein Kind benötigt neue Schuhe, das andere möchte auf Klassenfahrt.

"Womit soll ich das denn bezahlen, es reicht gerade so, um uns zu ernähren?", fragt sie lachend, während sie ihr Gesicht hinter den flachen Händen vergräbt. Es liegt nur ein Ausweg auf der Hand: Durch den Winter geht es mit Halbschuhen und während die Mitschüler auf der Reise sind, wird am Unterricht der Parallelklasse teilgenommen. Es ist die einzige Option. Zumindest so lange, bis das MGH auf die prekäre Situation aufmerksam wird. "In der Lage unterstützen wir aus unserem Familien-in-Not-Topf", erklärt Hold.

Darlehen wird mit Nachzahlungen getilgt

Die Familie erhält ein Darlehen, um die Wartezeit zu überstehen. Mithilfe der dann auch eintreffenden Nachzahlungen, die sich seit der Antragstellung angesammelt haben, kann die Frau das Geld zurückzahlen. Um die Durststrecke bis dahin schadlos zu überbrücken, kommt ihr die Aktion zugute. Gefüllt wird dieser Topf durch Spenden. Erst zu Beginn der Woche spendete ein Blumengeschäft 300 Euro.

Im ersten Teil der Serie berichteten wir über eine Frau, die aufgrund verschiedener Umstände zeitweise mit ihren Kindern im Obdachlosenheim wohnte. Zudem hat die Frau ihr Hab und Gut nach der Kündigung der vorherigen Wohnung in einem Container gelagert, der monatlich mehrere Hundert Euro kostete. Aufgrund des SÜDKURIER-Artikels bekam die Frau eine Garage im Deggenhausertal zur Lagerung angeboten. Außerdem ging eine private Spende von 100 Euro beim MGH ein.

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