Seit Wochen ist das Café neben der Stadtgalerie in der Ulrichstraße verwaist. Einst, zu Zeiten des „di Coppola“, war es einer der beliebtesten Treffpunkte in der Altstadt. Zuletzt haben nun Magdalena und Michael Linnig ihre Vinothek „Ambasadorka“, nach einem zweiten Anlauf nach der Corona-Pandemie, endgültig aufgegeben.

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Keine Gastronomie mehr

Die Lage ist für Markdorfer Verhältnisse 1a, direkt an der Marktstraße und Tür an Tür mit der Galerie des Kunstvereins. Wie geht es nun weiter? Das ist seit der letzten Gemeinderatssitzung geklärt: Ein Café oder eine andere Gastronomie wird es dort nicht mehr geben. Die Stadt, die bereits die Galerie nebenan angemietet hat, hat auch die Café-Räume zur Miete übernommen. Sie will dort einen offenen Treffpunkt einrichten, allerdings einen der anderen Art. Ohne konkrete Zweckbestimmung, aber offen für alle Ideen. Vorgesehen ist ein sogenannter „Innovation Hub“, den die Innenstadt-Entwickler des Rathauses, das Reutlinger Pragma-Institut um dessen Leiter Reiner App, der Stadt für den auf drei Jahre angelegten Prozess zur Attraktivierung empfohlen haben. Unter dem Begriff können sich Uneingeweihte herzlich wenig vorstellen. In Deutsch übersetzt bedeutet er soviel wie „Innovationszentrum“ oder „Innovationsdrehscheibe“.

Im Frühjahr und Sommer konnten die Bürger bei Workshops in der Stadthalle ihre Ideen zur künftigen Entwicklung der Innenstadt ...
Im Frühjahr und Sommer konnten die Bürger bei Workshops in der Stadthalle ihre Ideen zur künftigen Entwicklung der Innenstadt einbringen. Mit den Ex-Café-Räumen sollen sie nun einen festen Treffpunkt in der Altstadt bekommen. | Bild: Jörg Büsche

Im Zuge der Stadtattraktivierung, die mit 1,5 Millionen Euro aus dem Bundesprogramm „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“ gefördert wird, wollen Verwaltung und das Büro Pragma die Bürger sehr viel stärker als bisher beteiligen. Das ist zumindest die Absicht. In den Ex-Café-Räumen in der Ulrichstraße 5 soll dafür nun ein offener Treffpunkt eingerichtet werden, ein „Marktplatz“, wie es Bürgermeister Georg Riedmann bezeichnet. Ausstellungen oder Präsentationen von Vereinen oder Firmen seien ebenso denkbar wie die Vorstellung städtischer Projekte. Auch als Bühne oder Versammlungsort könnten die Räume genutzt werden: Für Vorträge, Workshops oder Besprechungen.

Die Café-Räume waren auch schon früher ein beliebter Treffpunkt, nicht zuletzt bei den Markdorfer Musiknächten.
Die Café-Räume waren auch schon früher ein beliebter Treffpunkt, nicht zuletzt bei den Markdorfer Musiknächten. | Bild: Jörg Büsche

Ein Name soll noch gefunden werden

Riedmann sagt, man sei noch auf der Suche nach einem „bodenständigeren Namen“ statt des „Innovation Hub“. Vom Zweck her seien die Räume als „Innenstadtforum“ gedacht, wo man über Stadtentwicklung debattieren, aber auch einfach nur „gemeinsam lesen, häkeln oder basteln“ könne. Bestenfalls etabliere sich die Adresse als ein Treffpunkt für alle Generationen und gesellschaftlichen Schichten.

Magdalena und Michael Linnig hatten im Sommer ihre Vinothek „Ambasadorka“ aufgegeben. Seither stehen die Räume neben der ...
Magdalena und Michael Linnig hatten im Sommer ihre Vinothek „Ambasadorka“ aufgegeben. Seither stehen die Räume neben der Stadtgalerie leer. | Bild: Stefanie Noßwitz

Mit der Anmietung leiste die Verwaltung außerdem auch einen Beitrag zur Innenstadtbelebung, denn man beende einen Leerstand, sagt Riedmann: „Am Ende wäre eine Vision, dass sich ein solcher Marktplatz durch Erlöse aus Bewirtungen oder Verkäufen selber trägt.“ Dies sei aber ausdrücklich nur eine Vision. „Das als Ziel auszugeben, wäre für den Moment sehr gewagt.“ Die Räume sollen noch im laufenden Jahr eingerichtet und wiedereröffnet werden.

Die Stadtgalerie, die nur durch eine Glastüre von den ehemaligen Caféräumen getrennt ist, könnte von einem neuen Innenstadttreffpunkt ...
Die Stadtgalerie, die nur durch eine Glastüre von den ehemaligen Caféräumen getrennt ist, könnte von einem neuen Innenstadttreffpunkt profitieren. | Bild: Helmar Grupp

13 Jahre lang hatte Brigida Coppola-Bäder das Café ‚di Coppola‘ in der Ulrichstraße 5 geführt, bevor sie Ende 2019 aus gesundheitlichen Gründen schließen musste. Die Jahre seither waren vor allem geprägt durch die Corona-Pandemie. Magdalena und Michael Linnig hatten das „Ambasadorka“ im März 2020 eröffnet, wenige Wochen nach Ausbruch der Pandemie. Damit schlitterten sie ohne Anlauf direkt in die Krise. „Kein Jahr war Voraussetzung für das nächste“, hatte Magdalena Linnig beim zweiten Anlauf im Januar dieses Jahres gesagt: „Wir wissen gar nicht, wie es ist, unter normalen Bedingungen dieses Geschäft zu betreiben.“ Das Ehepaar war branchenfremd, sie waren komplette Gastronomie-Quereinsteiger. Selbst nach dem Ende der Pandemie hätten die Geschäfte nur schwach wieder angezogen, sagten sie. Nachdem es in diesem Jahr kaum besser lief und vor allem die Sommermonate enttäuschend verliefen, hatten die Linnigs den endgültigen Schlussstrich gezogen.