Es war ein offenes Geheimnis. Das „Ambasadorka“ – Café und Vinothek in der Ulrichstraße – schließt zum Jahresende. Die Betreiber, Magdalena und Michael Linnig, haben drei schwere Jahre hinter sich und 2022 lief ebenfalls nicht wie erwartet. Seit der Eröffnung im März 2020 sei kein Jahr, kein Monat wie der andere gewesen, so Magdalena Linnig. „Kein Jahr war Voraussetzung für das nächste“, sagt die Gastronomin. „Wir wissen gar nicht, wie es ist, unter normalen Bedingungen dieses Geschäft zu betreiben“, ergänzt ihr Mann Michael.

Seit dem Sommer bleiben die Gäste aus

Nachdem die Corona-Pandemie mit Sperrstunde und Lockdowns überstanden schien, blieben in den vergangenen Monaten die Gäste aus. „Bis zum Stadtfest im Juni lief es sehr gut, danach war plötzlich tote Hose“, berichtet Magdalena Linnig. Ob es am heißen Sommer lag, der die Menschen an den See zog; das Neun-Euro-Ticket, das die Menschen mobiler machte oder die Aufhebung der Corona-Maßnahmen, die den Menschen das Reisen wieder ermöglichte und Feste wieder stattfinden ließen, lässt sich schwer sagen. „Aber alles zusammen genommen, hat dazu geführt, dass in Markdorf wenig los war und die Gäste abgewandert sind“, so Michael Linnig.

Es fehlten die Touristen und die Laufkundschaft. Als das Ehepaar im November die Entscheidung traf, das Café zu schließen und damit offen umzugehen, habe sich etwas verändert. „Plötzlich kamen wieder mehr Gäste, viele wollten noch Gutscheine einlösen. Es war als habe man sich wieder an uns erinnert“, sagt Magdalena Linnig. Gerade die Stammkunden seien von der Nachricht sehr bestürzt gewesen. Die Aussicht, dass eine weitere Gastronomie in Markdorf schließe und das Angebot dadurch noch weniger werde, habe sie traurig gestimmt.

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Café soll Wohnzimmer für die Gäste sein

„Wo kann man denn in Markdorf überhaupt noch hingehen, wenn ihr dann auch nicht mehr da seid?“ Diese Frage haben die Linnigs in den vergangenen Wochen öfter gehört und sie zum Nachdenken bewegt. Das Café soll ein Wohnzimmer für die Gäste sein, das war der Traum von Magdalena Linnig. Ein Ort, an dem sie Menschen empfangen kann, sie sich wie zuhause fühlen. „Wir hatten ja auch viele schöne Momente, die zur Motivation beitragen“, sagt die Gastronomin, die sich gerne an private Feiern und Veranstaltungen erinnert. Das habe unter anderem den Ausschlag gegeben, es weiterhin zu probieren.

Magdalena und Michael Linnig wünschen sich für 2023 mehr Konstanz im Geschäft.
Magdalena und Michael Linnig wünschen sich für 2023 mehr Konstanz im Geschäft. | Bild: Nosswitz, Stefanie

Schwerpunkt soll auf dem Wein liegen

„Wir haben sicher auch nicht alles richtig gemacht, aber wir lernen aus unseren Fehlern“, sagt Michael Linnig. Nach drei Jahren unter erschwerten Bedingungen aufzugeben, habe sich letztlich falsch angefühlt. So wird weiter am Konzept gefeilt, das bis Ende Januar stehen soll. Magdalena Linnig möchte verstärkt auf das Thema Wein setzen. Das sei ihr Schwerpunkt. Es soll Verköstigungen und einmal im Monat Veranstaltungen geben. Samtagsvormittags wird ein Genießer-Frühstück angeboten, es gibt Überlegungen auch sonntags zu öffnen. Am Donnerstag wird es zur Marktzeit weiterhin Snacks zum Essen geben. Personell möchte sich das Ehepaar aufstocken und sucht Unterstützung.

Wünsche für 2023: Konstanz im Geschäft, Belebung in der Innenstadt

Beide wünschen sich für das Jahr 2023 mehr Konstanz. „2022 war ein sehr anstrengendes und bewegendes Jahr“, bilanziert Magdalena Linnig. „Aber auch ein Jahr mit tollen Begegnungen“. Auch wünschen sie sich, dass es die Stadt Markdorf schafft, für Auswärtige wieder attraktiver zu werden. Aber auch für die Markdorfer selbst. „Die Markdorfer sollen stolz auf ihre Stadt sein“, sagt Magdalena Linnig. Das Angebot in der Innenstadt sei derzeit zu „dünn“, hier gelte es mit verschiedenen Maßnahmen die Belebung voran zu treiben.