Sie würde es an die bundesdeutschen Steuergesetze erinnern, merkte Kerstin Mock, Vorsitzende der CDU-Fraktion im Gemeinderat, bei dessen jüngster Sitzung an. „Auf einen Bierdeckel passt das jedenfalls nicht mehr“, scherzte sie. Trotzdem zeigte sich Mock recht zufrieden mit der Satzungsänderung zur Erhebung von Benutzungsgebühren für Kinderbetreuungseinrichtungen. Auch wenn das Zahlenwerk, das die ab Januar geltenden Gebührensätze für den Besuch der acht Markdorfer Kindertagesstätten verzeichnet, unterdessen auf zweieinhalb fünfspaltig bedruckte DIN-A-4-Seiten angewachsen ist. In zwölf Punkten wird differenziert nach Regelgruppen und Halbtagsregelgruppen, nach flexibler und nicht-flexibler verlängerter Öffnungszeiten- Betreuung (VÖ), nach Ganztagesbetreuung mit VÖ für zwei oder drei Tage, auch für Kleinkinder.

Beiträge richten sich nach dem Einkommen der Eltern
Wie tief die Eltern in die Tasche greifen müssen, bemisst sich am Familieneinkommen. Für ein Kind in der Ganztagesgruppe zahlt eine Einkindfamilie demnächst bei einem Bruttoeinkommen von bis zu 4700 Euro im Monat 313 Euro. Verdienen die Eltern zusammen mehr, erhöht sich diese Gebühr auf monatlich 382 Euro. Liegt das Familienbruttoeinkommen unter 3650 Euro im Monat, müssen sie für ihre Tochter oder ihren Sohn nur 242 Euro zahlen.
Elternbeiträge decken weniger als empfohlen ab
„Die angestrebten 20 Prozent werden wir so aber nie mehr erreichen“, kommentierte Dietmar Bitzenhofer, Fraktionschef der Freien Wähler, die Gebührenerhöhung. Im Blick hatte er dabei die jüngst ausgesprochenen Empfehlungen der kommunalen Landesverbände und Kirchen. Die sehen vor, dass die in den Kindertagesstätten entstehenden Kosten zu 20 Prozent von den Eltern gedeckt werden sollen. Ein Ziel, das Bitzenhofer nur dann für erreichbar hält, „wenn höhere Zuschüsse vom Bund und vom Land fließen würden“. Tatsächlich erreicht wird im laufenden Jahr in den acht städtischen Kindertagesenrichtungen – samt Waldkindergarten – ein Kostendeckungsgrad von 14,8 Prozent. Den Erträgen durch Elternbeiträge von 1,04 Millionen Euro stehen Aufwendungen von 7,02 Millionen Euro gegenüber. Den Löwenanteil machen hier die Personalkosten aus.
Kaum Hoffnung auf kostenfreie Kitas
SPD-Fraktionschef Uwe Achilles blickte auf die Ausstattung der Markdorfer Kindertagesstätten. Die sei gut – vermutlich besser als in vielen anderen Orten. Weshalb Achilles das 20-Prozent-Ziel der Spitzenverbände relativiert wissen wollte. „In Mannheim sehen die Verhältnisse sicherlich anders aus als bei uns hier in Markdorf.“ Der SPD-Politiker führte indes aus, dass seine Partei am liebsten sähe, wenn der Kindertagesstättenbesuch für die Eltern kostenfrei wäre, dies sei auch eine Kernforderung seiner Bundespartei. Solange die Kassen der Kommunen das jedoch kaum hergäben und die Zuschüsse nicht erhöht würden, sei dies vor Ort nicht umzusetzen. „Es sei denn, eine Stadt hat eine Stiftung, die jedes Jahr mehrere Millionen Euro in die Kindergärten fließen lässt“, sagte der SPD-Rat mit einem Seitenblick nach Friedrichshafen.

Sorge um die personelle Situation
„Wenn St. Elisabeth wieder öffnet“, erklärte Christiane Oßwald von der Umweltgruppe, „sind wir super aufgestellt“. Die Kindertagesstätte an der Spitalstraße wird derzeit umgebaut und erweitert. Im März vermutlich können die Kinder wieder aus Leimbach zurückkehren, wo sie in der Bauphase untergebracht waren. Derzeit zählt Markdorf rund 440 Kindergartenkinder, außerdem die 80 weiteren Besucher in den Kleinkinderbetreuungen. Bei aller Zufriedenheit über das Angebot zeigte sich Oßwald im Hinblick auf die personelle Situation an den Kindertagesstätten eher besorgt.
Keine Pflicht zu gemeinsamem Mittagessen
Wie Hauptamtsleiter Klaus Schiele erklärte, weichen die Vorstellungen von Eltern und Erzieherinnen mitunter voneinander ab. Halten die Erzieherinnen es aus pädagogischer Sicht für sinnvoll, dass die Kinder, insbesondere die in der Ganztagsbetreuung, am gemeinsamen Mittagessen teilnehmen, so holen viele Eltern ihren Nachwuchs gerne zum Essen im Kreis der Familie ab. „Wir haben da volles Verständnis für die Eltern“, sprach Schiele für die Verwaltung. Die Stadt schließt deshalb auch weiterhin ein verpflichtendes Mittagessen im Kindergarten aus, auch wenn andere Kommunen das anders handhaben. Die Gebühren für die Mahlzeiten steigen 2022 um 2,9 Prozent, damit die Preiserhöhungen beim Spitalfonds gedeckt werden.