Markorf will den Verkehrslärm in der Innenstadt, aber auch in den Teilorten Ittendorf und Riedheim noch weiter senken. Zuletzt waren im Rahmen des bestehenden Lärmaktionsplanes Lärmminderungsmaßnahmen vorgeschlagen und Wirkungsanalysen in Auftrag gegeben worden. Sie wurden inzwischen überholt. Wie Wolfgang Wahl, Mobilitäts- und Verkehrsexperte des Freiburger Beratungsunternehmens Rapp AG, nun dem Gemeinderat berichtete, wurden die noch aus den 1990er-Jahren stammenden Richtlinien für den Lärmschutz an Straßen abgelöst. Und die neuen Richtlinien aus dem Jahre 2019 sehen teils anderes Messen und Rechnen vor, so dass sich nun auch andere Grenzwerte für die Lärmbelastung ergeben haben. Für die Stadt heißt das: Es haben sich vier weitere Hauptlärmbelastungsbereiche ergeben. Wahl nannte die Zeppelinstraße, die südliche Bussenstraße sowie die Gutenberg- und die Gehrenbergstraße.

Bürger sollen ab jetzt mitwirken
Die Liste der betroffenen Straßen könnte sich jedoch noch verlängern, erklärte Wahl. Denn auch Markdorf sei verpflichtet, seine Einwohner in den Planungsprozess des Lärmaktionsplanes mit einzubinden. So wie alle Kommunen, die auf den Lärmkarten des Landes auftauchen. „Unser Anliegen ist es, die Bürgerbeteiligung sehr zeitnah möglich zu machen“, kündigte Wahl die baldige Veröffentlichung der Markdorfer Messergebnisse an. „Damit jeder sehen kann, wie laut es bei ihm vor der Haustür ist.“ Mehr noch sei auf diese Weise gesichert, dass die Maßnahmen dann durch weitere Vorschläge aus der Bevölkerung ergänzt werden. Danach, so Wahl weiter, komme der Lärmaktionsplan wieder in den Rat, der die Maßnahmen vor Ort beschließt. Die Verwaltung beantragt sie dann bei der zuständigen Verkehrsbehörde im Landratsamt.
Um den Verkehrslärm in den stark belasteten Bereichen der Stadt zu mindern, schlägt das Freiburger Büro vor allem Geschwindigkeitsbegrenzungen vor, daneben aber auch den Einbau eines lärmoptimierten Fahrbahnbelags, des sogenannten Flüsterasphalts. Den wünschte sich Bernhard Grafmüller (UWG) in seiner Funktion als Ortsvorsteher von Ittendorf. Die Verwaltung möge alle Hebel in Bewegung setzen, „dass er möglichst bald kommt“. Rolf Haas von der FDP brachte Schallschutzwände als alternative Maßnahmen zur Lärmreduktion ins Spiel. Vor neuen Wohngebieten seien sie sehr sinnvoll, erklärte Wahl. „Aber innerorts fehlt einfach der Platz für solche Wände.“
Mehr Tempo 30 und mehr Tempo 50
In Ittendorf soll die Tempo-30-Zone ebenso ausgedehnt werden wie auf der Ravensburger Straße und anderen Straßen im Innenstadtbereich. Tempo 50 wird westlich des Ortseingangs von Ittendorf, aber auch östlich der Hepbacher Bebauung gewünscht, Tempo 70 in auf der B33 in Stadel, aus Lärmschutzgründen. Aus verkehrlicher Sicht werden weitere Tempo-70-Bereiche bei Ittendorf und vor Wirrensegel angeraten. Zu den Geschwindigkeitsbegrenzungen merkte Bürgermeister Georg Riedmann an: „Wir wollen möglichst homogene Bereiche“, also keinen Geschwindigkeits-Flickenteppich, in dem die Zonen alle paar hundert Meter wechseln. Denn dies senke die Akzeptanz bei den Autofahrern.

So argumentierte auch Dietmar Bitzenhofer Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler. „Eine Lanze für die Homogenisierung“, wollte auch Martina Koners-Kannegießer (CDU) brechen. Sie fragte, ob für die Bussenstraße nicht besser wieder die alte Vorfahrtsregelung zum Tragen kommen sollte, gerade mit Rücksicht auf sich bergan mühende Radfahrer. Dem hielt SPD-Fraktionschef Uwe Achilles die vielen Raser entgegen, die mit überhöhtem Tempo talwärts Richtung Innenstadt fahren. Das bestehende rechts vor links könne sie wenigstens ein bisschen einbremsen.

Was sind ruhige Gebiete?
Den Geschwindigkeitsbegrenzungen und weiteren Maßnahmen stimmten die Räte zu. Vorbehalte gab es dagegen beim Unterpunkt „Schutz ruhiger Gebiete“. Als solche könnten zum Beispiel der Eisweiher oder oder das Hepbacher-Leimbacher Ried ausgewiesen werden, ebenso wie der Stadtpark oder das Wandergebiet Gehrenberg unterhalb des Turmes. Mit Blick auf den Stadtpark warf Riedmann die Frage auf, ob dort, sobald er zum ruhigen Gebiet erklärt sei, künftig keine Ferienspiele mehr möglich seien. CDU-Chefin Kerstin Mock äußerte Bedenken zum Gehrenberg. Sie befürchtet eine Beeinträchtigung für die auf Höhe Allerheiligen betriebene Landwirtschaft. „Was ist ein ruhiges Gebiet?“. Dies bedürfe noch einer Klärung, so Riedmann. Bevor sich der Rat festlegen könne, „müssen wir wissen, was man dort darf und was nicht.“