So breit und umfangreich wie noch nie bindet die Stadt beim Thema Zukunft der Innenstadt nun ihre Bürger ein: Am Dienstagabend fand bereits der vierte Workshop statt und seit Beginn des Prozesses im Frühjahr haben Rathaus und Beratungsagentur Dutzende Ideen und Vorschläge eingesammelt. Die Absicht ist gut, weil die Verwaltung damit auch die Lehren aus der vor fünf Jahren schiefgelaufenen Planung fürs Bischofschloss zieht – vorausgesetzt, die Wünsche der Markdorfer verschwinden nicht in Schubladen, sondern werden auch umgesetzt.
Doch die bisherigen Bürgerworkshops zeigen auch die Grenzen der Bürgerbeteiligung auf – und gegen die kommt auch die Stadtverwaltung nicht an: Auf allen Veranstaltungen sah man stets dieselben Gesichter. Es sind bislang knapp zwei Dutzend Bürger, die sich engagieren und einbringen wollen, mehr nicht. Da helfen auch alle gut gemeinten Aufrufe und Appelle nichts. Ins Ex-Ambasadorka waren 30 Interessierte gekommen, ein Drittel davon waren Stadträte und andere Akteure aus Verwaltung und Kommunalpolitik. Nimmt man trotzdem die Zahl 30, so landet man bei der Frage nach der Resonanz bei 0,2 Prozent der Einwohnerzahl. Breit gemeint ist die Bürgerbeteiligung, breit ist sie aber leider noch nicht.
Vielleicht wäre ein Wettbewerb für den Slogan besser gewesen
Ohne Bürgerbeteiligung hingegen haben Reiner App und seine Beratungsagentur den neuen Markdorfer Slogan entwickelt: „Markdorf. Markant. Lebendig. Mit besten Aussichten.“ Damit geht Markdorf nun in die eigene Vermarktung, von Konstanz bis Flensburg und digital rund um den Globus, wenn man so will. Ob das gelingt? Das Gelbe vom Ei ist der Slogan nicht. Das altmodische Wort markant ist der heutigen jungen Generation nicht mehr geläufig, sie weiß damit wenig anzufangen und es ist erklärungsbedürftig. Lebendig zu sein beansprucht wiederum so ziemlich jede Stadt für sich, das ist kein Alleinstellungsmerkmal. Und „mit besten Aussichten“? Manch einer wird damit „im besten Alter“ oder „mit besten Absichten“ assoziieren. Auch nicht sehr hilfreich. Vielleicht wäre ein offener Findungsprozess oder auch ein Wettbewerb besser gewesen? Die Resonanz wird es zeigen.
