Schon vor dem Erreichen des Stotz Hofs in Wirrensegel ist für jeden Besucher klar ersichtlich: Halloween steht vor der Tür. An der Abzweigung zum Hof steht ein Selbstbedienungsstand mit Kürbissen in verschiedenen Farben und Größen. Insgesamt acht dieser Stände hat der Stotz Hof in der Region, an die 100 Sorten Kürbisse werden verkauft – und alle erfreuen sich großer Beliebtheit: „Je näher Halloween kommt, desto öfter müssen wir die Stände auffüllen“, sagt Landwirt Bruno Stotz.

„Kürbisse sind gefragter denn je“

Halloween bedeutet für Stotz den Höhepunkt der Kürbissaison. Schon im August beginnt die Ernte, doch so richtig los geht die Jagd auf die Kürbisse erst im Oktober – und die Nachfrage steigt jährlich: „Ob zur Dekoration oder für Rezepte, Kürbisse sind gefragter denn je“, berichtet Bruno Stotz. Die Ernte dieses Jahr sei gut gewesen, dank des vielen Regens seien die Kürbisse mit ausreichend Wasser versorgt worden, kistenweise lagern sie nun auf dem Hof. Auch dort werden sie zur Deko eingesetzt, wie am 31. Oktober, wenn auf dem Stotz Hof eine Halloween-Party stattfindet.

Eine große Rolle bei der zunehmenden Bedeutung von Halloween in den vergangenen Jahren schreibt Bruno Stotz den sozialen Medien zu, in denen das Thema durch Videos von Influencern sehr präsent sei. Das sieht er auch an der Beliebtheit der weißen Kürbisse, „die sind in den sozialen Medien ein Trend und auch bei uns eine der gefragtesten Sorten“. Besonders im Einzelhandel ist die wachsende Popularität von Halloween zu erkennen, der Handelsverband Deutschland erwartet dieses Jahr erneut einen Rekordumsatz.

Die Hochphase der Kürbis-Saison: Acht Stände zum Selbstbedienen hat der Stotz Hof, auf dem Speiseplan des Hofcafés gibt es verschiedene ...
Die Hochphase der Kürbis-Saison: Acht Stände zum Selbstbedienen hat der Stotz Hof, auf dem Speiseplan des Hofcafés gibt es verschiedene Kürbisgerichte. | Bild: Marvin Nagel

Stotz gehört zu den Profiteuren vom zunehmenden Rummel um Halloween, er ist sich aber bewusst, dass es Stimmen gibt, die das Fest am 31. Oktober und seine Begleiterscheinungen kritisch sehen. Seine Meinung dazu: „Solange alle Freude daran haben, ist das doch nichts Verwerfliches“. Außerdem komme durch Halloween Spaß in eine sonst eher als trist empfundene Jahreszeit.

Pfarrer kein Fan von Halloween

Halloween beschert aber nicht nur dem Einsatzhandel Jahr für Jahr Rekordumsätze und sorgt für lustige Verkleidungen – es überlagert mittlerweile auch den katholischen Feiertag Allerheiligen, der am 1. November begangen wird. Diesen Eindruck hat auch Pfarrer Ulrich Hund aus Markdorf. „Ich bin kein Fan von Halloween. Es mag vielleicht einmal eine Verknüpfung mit Allerheiligen gegeben haben, mittlerweile ist es aber durch die Kommerzialisierung, die von den USA übergeschwappt ist, vollständig davon entfernt“, sagt er.

Ulrich Hund ist Pfarrer in der St.-Nikolaus-Kirche in Markdorf. (Archivbild)
Ulrich Hund ist Pfarrer in der St.-Nikolaus-Kirche in Markdorf. (Archivbild) | Bild: Jörg Büsche

Schließlich gehe es an Allerheiligen auch um die Hoffnung, dass die Verstorbenen nun bei Gott sind – mit vom Tod auferstandenen Zombies, eine beliebte Verkleidung an Halloween, habe das eher wenig zu tun. „Deswegen sehe ich jetzt aber nicht das Abendland gefährdet“, fügt Hund hinzu und lacht.

Halloween profitiert vom Glaubensschwund

„Es gibt einfach generell immer mehr Menschen, die durch den allgemeinen Glaubensschwund in der Gesellschaft nicht mehr so viel mit Tagen wie Allerheiligen anfangen können“, erklärt Ulrich Hund. Er sieht Halloween dafür nicht unbedingt als verantwortlich an, trotzdem profitiere der Brauch vom Glaubensschwund. „Halloween ist leichter zu greifen als Allerheiligen, trotz des Grusel-Aspekts steht der Spaß im Vordergrund, man verkleidet sich und feiert zusammen“, so der Pfarrer. Somit sei Halloween natürlich auf den ersten Blick attraktiver, als am Tag darauf auf dem Friedhof an den Gräbern der Verstorbenen zu stehen.

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In Markdorf werde der Gottesdienst und der anschließende Gräberbesuch an Allerheiligen aber immer noch gut angenommen. „Ich empfinde das als sehr wertvoll, weil wir meiner Meinung nach einen Raum brauchen, um mit Trauer umzugehen – diesen Raum stellt Allerheiligen dar“, sagt Ulrich Hund.

Und was sagt die evangelische Kirche? Schließlich ist der 31. Oktober nicht nur der Tag, an dem der Halloween-Brauch seinen Höhepunkt erreicht, sondern auch Reformationstag. Pfarrerin Kristina Wagner von der Evangelischen Kirchengemeinde Markdorf sieht aber in Halloween keine Gefahr für den Feiertag – der sei generell nicht so präsent in der eher katholisch geprägten Gegend.

Kristina Wagner ist Pfarrerin in der Evangelischen Kirchengemeinde Markdorf. (Archivbild)
Kristina Wagner ist Pfarrerin in der Evangelischen Kirchengemeinde Markdorf. (Archivbild) | Bild: Jörg Büsche

Sie empfindet auch die Auswüchse von Halloween in Markdorf nicht als sonderlich groß, „bei mir hat noch nie jemand geklingelt und nach Süßigkeiten gefragt“, sagt sie und lacht.