Die Anwohner der Hinteren Birken in Leimbach sehen sich in ihrer Ruhe gestört. Insbesondere dort, wo von der kaum befahrenen Stichstraße der Wanderweg zu den Bereichen Brand- und Stollenholz im Muldenbachareal des Gehrenberghangs abzweigt, herrscht reger Radverkehr. Mountainbiker mühen sich dort den Gehrenberg-Wald hinauf. Oder sie kommen in rascher Fahrt den Hang herab. Letzteres vor allem stört die Anwohner der sonst so beschaulichen Straße. „Zum Teil ist das schon kriminell, was sich hier abspielt“, ärgert sich Michael Witt. Sein Grundstück liegt unmittelbar neben der Brücke, die über den Muldenbach führt. Er zählt täglich bis zu 100 Radfahrer. Und er berichtet von einer von einer Nachbarin, die beim Heckenschneiden beinahe von einem Montainbiker erfasst worden sei, aber auch von einer angefahrenen Katze.
Viele sind umsichtig und freundlich
„Hier gehen gehen täglich viele Leimbacher spazieren“, sagt Michael Witt. Von ungetrübtem Entspannen könne aber kaum noch die Rede sein. Das bestätigt auch Martina Brutsch. „Mit Kindern muss man auf der Hut sein, sie rechtzeitig vor heranrasenden Mountainbikern warnen.“ Denn längst nicht alle Radfahrer reagierten rücksichtsvoll. Wenngleich das Gros umsichtig und freundlich sei, sagt Martina Brutsch. Etliche aber seien womöglich überfordert von der steilen Abfahrt.

Rücksicht auf andere darf nicht leiden
Das beobachtet auch Aline Lamour. Auch sie ist mit ihren beiden Söhnen unterwegs. „Ich fahre selber Mountainbike – auch hier im Wald.“ Von daher könne sie die Begeisterung fürs Areal gut nachvollziehen. Doch dürfe die Rücksicht auf andere Waldbesucher nicht darunter leiden. Das unterstreicht auch Michael Witt. Er habe sich deshalb schon an Ordnungsamtsleiter Jürgen Hess gewandt. Sein Vorschlag: Ein Warnschild im Brückenbereich aufzustellen, weil dort der Wohnbereich beginnt. „Das kann doch nicht sein“, so Witt, „dass auf den letzten Metern nochmal richtig in die Pedale getreten wird.“ Angesichts der unübersichtlichen Verkehrssituation sei Schrittgeschwindigkeit angebracht.

Downhill-Strecke in Weingarten gesperrt
Zugenommen habe außer dem Moutainbike-Verkehr im Waldstück oberhalb der Hinteren Birken auch der Autoverkehr im Wohngebiet. „Seitdem die Downhill-Strecke in Weingarten gesperrt ist, kommen die Mountainbiker zu hier zu uns“, erklärt Michael Witt mit Hinweis auf parkende Fahrzeuge mit Ravensburger Kennzeichen. Tatsächlich hat die Stadt Weingarten den Bikepark Nesselreben Anfang April gesperrt – als Reaktion auf die Landes-Corona-Verordnung. „Wir haben Betrieb, aber auch die Nutzung verboten“, erklärt Pressesprecherin Sabine Weisel. Schließlich handele es sich bei dem viel frequentierten Park um eine Sportstätte. Man beobachte, dass die Biker nun auf die offenen Wanderwege ausweichen.
Viele werden auch nach der Krise kommen
Michael Witt befürchtet, dass es sich in der Montainbiker-Szene unterdessen herumgesprochen habe, „wie attraktiv unser Terrain hier ist“. Da werden viele weiter nach Markdorf kommen, auch nachdem die Corona-Einschränkungen aufgehoben sind. Es brauche also einer besseren Regelung, damit sich Spaziergänger und Biker weniger in die Quere kommen. „Und über den Naturschutz haben wir dann noch gar nicht gesprochen“, erklärt Witt, dem die immer neuen Abfahrtsrouten der Mountainbiker durchs Waldgelände Sorgen bereiten.
