Die monatelange Hängepartie hat ein glückliches Ende genommen – und damit bald auch das bange Hoffen vieler Eltern: Markdorf hat wieder eine Kinderärztin. Die Praxis in der Bahnhofstraße war seit 31. März geschlossen, nachdem Ärztin Ulrike Laternser sie aus gesundheitlichen Gründen aufgeben musste. Zuletzt war Laternser noch vertreten worden. Mehrfach wurde die Ausschreibung verlängert, während der ersten Fristen hatten sich noch keine Bewerber oder Bewerberinnen gemeldet. Die Praxis soll im Herbst wiedereröffnet werden.
Zuletzt hing es nur noch am Zulassungsausschuss
Die letzte Fristverlängerung brachte schließlich doch noch die Wende: Eine Ärztin aus Rheinland-Pfalz hatte sich beworben. Zuletzt hing es nur noch an der Genehmigung, dass der Kinderarztsitz in Markdorf auch fortbestehen durfte. Die positive Entscheidung dazu gab es nun am Dienstag: Der Zulassungsausschuss der Kassenärztlichen Vereinigung, ein Gremium aus Ärzten und Krankenkassenvertretern, das über die Besetzung der Facharztsitze in den Landkreisen entscheidet, gab grünes Licht.
Trotz erfolgreicher Bewerbersuche war das bis zuletzt nicht sicher gewesen, denn den Berechnungen der KV zufolge gibt es trotz des Mangels in Markdorf und Umgebung drei Kinderärzte zu viel im Bodenseekreis. Experten kritisieren diese Berechnungsmethode seit Jahren schon als veraltet und längst nicht mehr den heutigen Bedürfnissen entsprechend.

Im Hauptamt fällt Amtsleiterin Regina Holzhofer ein Stein vom Herzen. Sie und ihr Team und auch Bürgermeister Georg Riedmann hatten sich zuletzt auch persönlich intensiv in die schwierige Nachfolgesuche eingebracht. Die Stadt hatte eine Anzeige im Ärzteblatt geschaltet, Holzhofer hatte die Wohnungssuche für die Bewerberin zur Chefsache erklärt. „Darauf hatten wir auch tolle Reaktionen“, berichtet sie. Viele Angebote aus der Bürgerschaft seien eingegangen. Parallel dazu habe man auch einen Betreuungsplatz an der Grundschule besorgt und sei beim Schulamt vorstellig geworden, da die Ärztin mit ihrer Familie nach Markdorf zieht.
Von Idar-Oberstein nach Markdorf: Arztfamilie wird bald schon umziehen
All dies sei nun in trockenen Tüchern, sagt Holzhofer. Die Wohnung ist bezugsfertig, und der kleine Sohn sowie die Tochter können vor Ort in die Schule gehen. Die neue Kinderärztin ist bislang noch leitende Oberärztin am Klinikum Idar-Oberstein in Rheinland-Pfalz.
Momentan, so Holzhofer, meistere die Ärztin „noch den Spagat zwischen den beiden Wohnorten und der alten Anstellung“, bis sie endgültig nach Markdorf ziehen könne. Persönlich wolle sich die Frau zu einem späteren Zeitpunkt in Markdorf vorstellen. Holzhofer richtet auch den Blick auf die anderen Unterstützer: Ulrike Laternser und Helmut Maunz sei die Stadt zu Dank verpflichtet. Die bisherige Kinderärztin habe die Nachfolgesuche „großartig“ unterstützt, ebenso Maunz als Eigentümer und Vermieter der Praxis.

Praxiseigentümer hält Räume monatelang frei
Apotheker Maunz, der auch Inhaber der Bären-Apotheke in dem Ärztehaus ist, hatte die Praxisräume seit April für den auf der Kippe stehenden Kinderarztsitz freigehalten und keine anderweitige Vermietung ins Auge gefasst. „Das war für mich selbstverständlich“, sagt Maunz: „Ich habe auch in der Vergangenheit öfter mal die Räume ein paar Monate leer stehen lassen.“ Er sei „sehr froh und sehr zufrieden“. Die neue Ärztin übernehme eine ausgestattete Praxis und sie sei auch schon einige Male in ihren neuen Räumen gewesen.
Neue Ärztin übernimmt Laternsers Patientenstamm
Was aber vor allem für die Eltern noch viel wichtiger ist: Die neue Ärztin übernimmt Laternsers Patientenstamm, sodass die Kinder, die von ihr behandelt wurden, auch künftig wieder in die Praxis nach Markdorf kommen können. Laut Maunz werde die neue Ärztin die Praxis im Spätherbst, eventuell Anfang November, wiedereröffnen. Der Apotheker lobt seinerseits die Stadtverwaltung: Die habe sich früh und intensiv in die Suche nach einer Nachfolge für Laternser eingebracht und auch ihren Einfluss beim Erhalt des Kinderarztsitzes geltend gemacht. Dies sei eine große Hilfe gewesen.
Maunz und Holzhofer weisen zudem darauf hin, dass auch der gesamte Landkreis an ärztlicher Kompetenz gewinne. Denn die neue Ärztin deckt zwei Schwerpunkte ab, die es bislang in der niedergelassenen Ärzteschaft im Bodenseekreis noch nicht gebe: Neuro-Pädiatrie und Epileptologie. Neuropädiater sind auf Erkrankungen des Nervensystems von Kindern spezialisiert, Epileptologen auf seltene Krankheitsbilder, die durch eine Überregbarkeit von Nerven- oder Muskelzellen bedingt sind. Beide Fortbildungen habe die neue Ärztin absolviert.