Wie wichtig Unterstützung im digitalen Bereich besonders für Senioren ist, wurde bei der Diskussion mit Teilnehmern deutlich, die zum Start eingeladen worden waren: Vertreter der Gemeinderatsfraktionen und des Sozialamts des Landkreises sowie Mitarbeiter tauschten sich mit Thaddäus Kunzmann, dem Demografiebeauftragten des Landes, zum Thema „Wie kann die Digitalisierung den demografischen Wandel unterstützen?“ aus.
Wie sie beispielsweise funktioniert, wurde mit dem Videoanruf von Katharina Braun von der Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen deutlich. Aus Berlin zugeschaltet, lächelte sie von der Leinwand ins Wohnzimmer des MGH.

„Digitalen Wandel muss man als Erleichterung fürs Leben sehen“, warb Kunzmann für Aufgeschlossenheit gegenüber dem Fortschritt: „Statt beispielsweise stundenlang im Wartezimmer zu sitzen, kommt der Arzt digital, via Handy, PC oder Tablet ins Wohnzimmer.“
Pflege-Robotern räumte er indes wenig Chancen ein, sich hierzulande durchzusetzen. Die zunehmende Alterung der Gesellschaft sei eine Herausforderung. Sie gehe einher mit Einsamkeit, der die MGHs etwas entgegensetzten: Sie führten Menschen zusammen, seien Orte der Begegnung, leisteten Hilfe.
Wo der Digital-Kompass ansetzt
Der achte Altenbericht der Bundesregierung stellte fest, dass die digitale Teilhabe Teil der öffentlichen Daseinsvorsorge werden und verhindern muss, dass sich die Bevölkerung spaltet. Hier will der Digital-Kompass im MGH ansetzen.
Sechs Trainees, junge Frauen, kümmern sich in Markdorf um die Schulung, erklären leicht verständlich, bauen Ängste vor digitalen Medien und Alltagshelfern ab, ehrenamtlich und kostenlos. Die Mahnung von Ignaz Wetzel, im Landratsamt Bodenseekreis zuständig für Jugend, Soziales und Gesundheit, die Jugend nicht zu vergessen, entkräftete Renate Hold vom Leitungsteam des MGH: „Wir beschränken uns nicht auf Senioren.“
Appell für flächendeckendes Internet
Michele Veysseyre, Pate des MGH, forderte bessere Verbindungen, damit Smartphones und Uhren mit lebensrettender Gesundheitsüberwachung, Notruf und dergleichen funktionieren. „Ich war zwei Stunden in Deggenhausertal und nicht erreichbar.“
Kunzmann und Karl-Heinz Breil, FDP, appellierten, sich in Sachen Internetausbau auch gegen Widerstände durchzusetzen. „Sonst sind wir als Gesellschaft abgehängt“, mahnte Breil. Dass das Internet in Corona-Zeiten eine besondere Rolle spielt, verdeutlichte Kunzmann: „Heute beraten 6200 Ärzte und Therapeuten via Video – im Februar waren es neun.“
Digitalisierung als Hilfsmittel
Kerstin Mock, CDU-Stadträtin, zeigte sich gespalten: „Bei aller Digitalisierung darf man die Erdung und Grundkenntnisse von Kindern nicht vergessen.“ Uwe Achilles, SPD-Stadtrat, meinte: „Letztendlich wird man immer Menschen, gerade in der Pflege, brauchen.“ Irene Holstein, Freie Wähler, betonte: „Digitalisierung darf nur ein Hilfsmittel sein.“
Großes Interesse an Internetkurs
Wie groß das Interesse der Senioren an den Neuen Medien sei, machte Christin Jungblut, Leiterin des Familientreffs, deutlich: 48 Menschen hätten sich für einen Internetkurs angemeldet. Dass soziale Kontakte, reale Begegnungen unverzichtbar sind, darin waren sich mit Renate Hold alle einig.