Wer die Wahl hat, so heißt es, hat auch die Qual. Demnächst trifft das auf die Stadträte zu, wenn sie sich für einen neuen Straßenbelag für die Innenstadt entscheiden müssen. Auszuwählen gilt es dann unter diversen Materialien, unter verschiedenen Oberflächen und auch unter unterschiedlichen Farben. Das Spektrum reicht von rötlich bis gräulich sowie von Betonverbundstein bis Granit. Doch damit im Gemeinderat abgewogen kann zwischen Preisen, Haltbarkeitsannahmen und Aussehen, hat sich schon jemand gequält: der Postzusteller.
Pflastersteine kamen per Post ins Rathaus
Jacqueline Leyers ist Sachbearbeiterin für den Außenbereich im städtischen Bauamt, also auch zuständig für den Pflasterbelag. Und in ihrem Büro liegen sie nun, jene Materialproben, die im Rathaus allesamt per Post angeliefert wurden. „Der Arme musste ganz schön schleppen“, erklärt Leyers.

Natursteine schonen das Klima, aber nicht den Geldbeutel
Die meisten Steine kommen von einem Anbieter, der sich auf Natursteine spezialisiert hat. Der betont ausdrücklich, dass Natursteine nur abgebaut, aber nicht aufwändig produziert werden müssen. Ein wichtiger Vorteil gegenüber Steinen aus Beton, deren Produktion mit erheblichem C02-Ausstoß verbunden ist. Dafür, so erläutert die Architektin Leyers, „sind Betonverbundsteine aber billiger als Naturstein.“ Kosten letztere rund 450 Euro je Quadratmeter, so sind die Pflasterflächen auf Zementbasis schon für rund 300 Euro zu haben.
Bedingung: Keine Steine aus Kinderarbeit
„Sorgen um Kinderarbeit müssen wir uns keine machen“, versichert Jacqueline Leyers. Kein Angebot ohne Zertifizierung. Was sich in so vielen Innenstädten als die hässliche Kehrseite der Pflastersteine herausgestellt hat, sei somit ausgeschlossen: Kinderarbeit. Beim Blick auf die billigsten Steine nämlich wurde außer Acht gelassen, dass ein hoher Anteil aus den Händen von Kindern stammt. Von Kindern und Jugendlichen, die sich in asiatischen oder afrikanischen Steinbrüchen verdingen, statt zur Schule zu gehen.

Im Büro liegen nicht nur die Pflasterproben auf dem Boden. Angelehnt an die Wand, findet sich dort auch ein Stück von jener Riemchenverschalung, die künftig die Fassade des sanierten Rathauses zieren soll. Die neuen Pflastersteine sollten nach Möglichkeit damit harmonieren, erklärt Jacqueline Leyers. Harmonieren sollen sie darüber hinaus aber auch mit dem farblichen Grundton der Hausfassaden in der gesamten Altstadt.

Dieser Fassadenton spiele gerne ins Rötliche. Was für den Grauwackenbelag, für den sich die Stadt Köln zuletzt entschieden hat, das Aus bedeutet hat. „Ein wirklich toller Stein“, erklärt die Architektin. Bei den Stadträten, so das Resultat einer ersten Inaugenscheinnahme, sei der Klassiker aus dem Bergischen „aber nicht so gut angekommen“ – allen positiven Eigenschaften des Steins zum Trotz, etwa seiner Frostsicherheit, seiner Abriebfestigkeit und seiner einfachen Verarbeitung.