Die Kreisstraße K7782 zwischen Kippenhausen und Reute wurde in den vergangenen Jahren bereits auf drei Abschnitten saniert. Nun steht der vierte und letzte Sanierungsabschnitt an – und der hat es in sich: Zwischen November 2023 und April oder Mai 2024 soll die Durchfahrt von Reute saniert werden, auf rund 550 Metern. Das ist zwar erst ab Ende nächsten Jahres, doch manche Landwirte in dem kleinen Markdorfer Ortsteil auf halbem Weg zwischen Ittendorf und Kippenhausen treibt bereits jetzt die Sorge um ihre wirtschaftliche Existenz um.

Wochenlang nur noch erreichbar aus Kippenhausen
„Wir sind dann komplett abgeschnitten vom Verkehr von Markdorf her und nur noch erreichbar aus Richtung Kippenhausen“, sagt Obstbauer Erich Pfleghaar, der neben seiner Landwirtschaft auch noch einen Hofladen und ein Café betreibt. Und er schiebt nach: „Das wird uns mindestens die Hälfte des Umsatzes kosten, denn den riesigen Umweg werden die, die sonst von Markdorf her kommen, nicht machen.“

Alle Leitungen auf einen Sitz komplett neu
Das Problem ist die Vollsperrung der Kreisstraße vor dem Ort aus Fahrtrichtung Markdorf. Aber an der führt kein Weg vorbei, sagt Landratsamts-Sprecher Robert Schwarz: „Die genaue Bauplanung gibt es zwar noch nicht, aber angesichts der geringen Fahrbahnbreite können wesentliche Arbeiten nur unter Vollsperrung erledigt werden.“ Dass es dabei nicht nur um eine Sperrung von ein paar Tagen gehen wird, zeigt ein Blick auf die Arbeiten, die das Straßenbauamt des Landkreises dort in einem Zuge erledigen möchte. „Umfangreiche Arbeiten der Leitungsträger“, kündigt Schwarz an: Telekom, Netze BW, neue Wasserleitungen, Leerrohre fürs Breitband-Internet. Da ist so ziemlich alles dabei, was unter der Erde verbuddelt werden kann.


Aus der Sicht der Behörde macht es Sinn, alle Arbeiten zu erledigen, wenn die Straße ohnehin aufgerissen ist. Aus der Sicht der Landwirtsfamilie ist das erst einmal eine extreme Belastung. Bereits bei den vorangegangenen Sanierungen hätten er und die anderen Bauern immense Verluste eingefahren, sagt Pfleghaar. „Wir haben auch über die Wintermonate geöffnet und auch diese Zeit ist für unseren Betrieb sehr wichtig.“

Der Obstbauer macht eine Rechnung auf: Mehr als 20 Mitarbeiter habe er, auf den Feldern, in den Gewächshäusern, im Laden und im Café. „Und die will ich auch halten und bezahlen können und nicht freistellen müssen.“ Denn wie solle es denn danach weitergehen, wenn er nur noch eine Rumpfmannschaft habe, wenn die Straße wieder offen sei, fragt er.
Mehrere hunderttausend Euro Umsatzverlust drohen
Pfleghaar weiß, was er wann im Jahr einnimmt. Und er kalkuliert die Erfahrungen der vergangenen Jahre mit ein, wenn er sagt, dass er in diesen sechs Monaten mehrere hunderttausend Euro Umsatz verlieren wird. „Das wird hart werden für uns, ich habe es schon zwei Mal miterlebt“, sagt er. Für ihn sei es existenziell entscheidend, dass die Arbeiten so früh als möglich im Frühjahr 2024 abgeschlossen seien. „Da zählt jeder Tag.“

Das weiß man natürlich auch im Landratsamt. Es gebe nur dieses eine Zeitfenster, eben wegen der Erreichbarkeit der Hofläden und der Obsternte, sagt Schwarz: „Die Arbeiten der Leitungsträger und der Straßenbau sollen dabei in einem Zuge erfolgen und müssen entsprechend auf den Punkt vorbereitet werden.“
Ursprüngliche Pläne sahen Sperrung im Sommer vor
Doch war diese Einsicht tatsächlich von Beginn an da? Pfleghaar sagt, ihnen und den anderen Landwirten sei ursprünglich mitgeteilt worden, dass die Arbeiten im Sommerhalbjahr 2023 stattfinden würden. „Das hätte uns komplett ausgehebelt, dann hätten wir unseren Betrieb dichtmachen können“, sagt Pfleghaar. Erst in intensiven Verhandlungen mit der Behörde, in die auch Bürgermeister Georg Riedmann und die Stadt miteinbezogen worden seien, habe man erreicht, dass die Arbeiten in den Winter geschoben worden seien.

Der Not der Landwirte ist man sich in den Behörden inzwischen durchaus bewusst. „Gemeinsam mit den Leitungsträgern sind wir bestrebt, die Bauzeit möglichst kurz zu halten“, sagt Schwarz. In Reute ist man zumindest erleichtert, dass man jetzt wenigstens frühzeitig planen kann. „Hart genug wird es sowieso werden“, sagt Pfleghaar.