Markdorf – Im Markdorfer Mehrgenerationenhaus (MGH) startet eine neue Selbsthilfegruppe für Frauen, die von ADHS betroffen sind und dies oft erst als Erwachsene diagnostiziert bekommen. Das erste Treffen findet am 10. September von 17 bis 18.30 Uhr statt. Treffen will sich die Gruppe künftig an jedem zweiten und vierten Dienstag im Monat.

„Der Bedarf ist enorm“, stellt Renate Hold vom MGH-Leitungsteam fest. Sei die Selbsthilfegruppe für von ADHS betroffene Frauen doch die erste im Bodenseekreis. Initiiert wurde sie von Nadia Volk, die schon lange vermutet, dass sie ADHS hat. „Die Diagnose habe ich aber erst seit diesem Frühjahr“, berichtet Volk. „Das war eine absolute Erleichterung.“ Sich selbst bezeichnet sie als sehr leistungsfähig, solange das Interesse hoch sei und als Mensch mit Lust auf sehr viele Dinge. Sobald Routine einkehre, werde sie jedoch unaufmerksam und sei schlecht organisiert. „Als Mädchen lernt man aber früh, die Symptome zu verdecken“, weiß die Mutter von zwei Kindern. Nichtsdestotrotz gebe es einen Leidensdruck, sei man doch nicht fähig, in der Gesellschaft so zu funktionieren, wie es erwartet werde.

Von der Selbsthilfegruppe verspricht sich Nadia Volk, dass Frauen einen Ort bekommen, an dem sie ihre Maske fallenlassen können und an dem sie sich nicht schämen müssen. „Es geht um den Austausch, um Erfahrungen, zum Beispiel mit Medikamenten, um Alltagsstrategien und gegenseitige Tipps. Die Organisation der Selbsthilfegruppe bedeute für sie persönlich auch ein Stück weit Akzeptanz der Diagnose ADHS. „Außerdem sind Selbsthilfegruppen immer gut für das Knüpfen neuer Beziehungen“, ergänzt Renate Hold.

Von der Gesellschaft wünscht sich Nadia Volk, dass ADHS nicht mehr als Erkrankung gesehen wird und dass Betroffene mehr Akzeptanz und Verständnis bekommen. „Es ist ein mutiger Schritt, aus der Deckung zu gehen. Das hilft auch anderen“, dankt Renate Hold für die Initiative.