„Danke fürs Fastenbrechen“, gab Brigitte Waldenmaier den Besuchern des jüngsten Frühjahrskonzerts mit auf den Heimweg. Die Vorsitzende des Stadtkapellenvereins sprach von musikalischem Fastenbrechen. Wobei sie allerdings nicht die 40-tägige Verzichtszeit von Aschermittwoch bis Ostern meinte, sondern die mehr als 700-tägige Phase, in der die Stadtkapelle fast gar nicht auftreten konnte, weil die Corona-Regeln kein Publikum zuließen und zum Teil auch kein gemeinsames Musizieren.

Mario Lieb mit Saxofonsolo von Phil Collins
Er kann‘s noch, bestaunte Brigitte Waldenmaier das Programm. Dirigent Reiner Hobe hatte es aus Schwererem am Anfang, aus Stücken wie Dimitri Bortniannskys „Ich bete an die Macht der Liebe“ oder dem „Second Waltz“ von Dimitri Schostakowitsch, gefügt. Hinzu kam US-amerikanische Musicalmusik, der Marsch „Per aspeara ad astra“, auch eine Polka und danach sehr viel Rock und Pop. Nicht zu vergessen: „Against all Odds“, gegen alle Widrigkeiten, von Phil Collins. Saxofonist Mario Lieb hatte es sich gewünscht, um dabei solistisch aufzutreten. Er glänzte. Das Publikum in der Stadthalle am Samstagabend war begeistert, wollte kaum aufhören mit Applaudieren.

250 Gäste in der Stadthalle spenden reichlich Applaus
Reichlich Beifall erntete freilich nicht allein der junge Saxofonspieler. Die rund 250 Gäste in der Stadthalle sparten grundsätzlich nicht mit Applaus. Sie wussten das so frech-beharrliche wie innig-intensive „Despacito“ von Luis Fonsi ebenso zu würdigen wie Jaromir Vejvodas „Rosamunde“, die die Stadtkapelle erstaunlich locker spielte. „Mary Poppins Returns“ machte sie zur ausgesprochenen Gute-Laune-Musik, versetzt mit den Ingredienzien von Filmmusik à la Hollywood: Holzbläserseligkeit im Wechsel mit straffem Blech hier, gedämpfter Beckenklang neben keckem Glockeneinsatz – und mit einem Bein auf dem Jahrmarkt, auf dem Paradeplatz das andere. Da den Überblick zu wahren, da die nötige Lockerheit hineinzubringen, ist keine Kleinigkeit.
Ausblicke auf den Konzertsommer
Doch Reiner Hobe hat den Überblick, dämpft, wenn nötig, ermuntert, wo es ein bisschen mehr sein darf. Stets aber ist er seinen Musikern zugewandt. Es harmoniert ganz offensichtlich zwischen Dirigent und Klangkörper.
Mit diesem Frühjahrskonzert bot die Stadtkapelle einen Ausblick auf den Sommer – genauer: auf ihre kommenden Konzerte, wie Hobe in einer der beiden Lüftungspausen erklärte. Bereits am 11. Mai treten die Musiker beim Schlosskonzert im Innenhof des Bischofschlosses auf. Es folgen unter anderem Pfarr- und Stadtfest. Hobe verspricht, dass die Freunde traditioneller Blasmusik ebenso auf ihre Kosten kommen werden wie jene, die es gern sinfonisch opulent mögen. Und für die Jugend sei inzwischen ohnehin recht viel im Repertoire. Auch das hat das Frühjahrskonzert bewiesen.

Ob festliches Konzert im Advent, ob Frühjahrskonzert vor Ostern: Auftritte der Stadtkapelle enden mit Zugaben. Wobei Zugabe der falsche Begriff ist. Was Dirigent Reiner Hobe und seine Stadtkapelle da nach einem langen Konzertabend in der vollbesetzten Stadthalle noch einmal aus sich herausholten, das weckte das Verlangen nach mehr – nach viel mehr Musik von diesen Musikern. Nach dem langen coronabedingten Konzertverzicht ist der Hunger nun erst richtig da.