Teile der Gehrenbergstraße sowie der Kreuzgasse und der Bussenstraße waren vergangenen Samstag gesperrt. Grund dafür: Der Friedrichshafener Radsportverein Seerose und der Radsportclub Biberach hatten zu einem Radrennen eingeladen. Zu einem viertägigen Etappenrennen, das am dritten Tag von Markdorf-Fitzenweiler aus über Allerheiligen zum Gehrenberg hinaufführte, um von dort aus über Harresheim und Wendlingen auf die Start-und-Ziel-Strecke beim Wanderparkplatz Wilhelmshöhe zurückzuführen.

Sie sitzen bequem auf der Bank mit dem grandiosen Ausblick. Sylvia Sperling, die kleine Marlene und neben ihr die etwas größeren Jungen Jakob und Hugo. Doch haben sich die vier hier heute nicht hingesetzt, um das Alpenpanorama zu genießen oder die weite Sicht über den See, die man hier oben auf rund 670 Metern Höhe in Allerheiligen hat. Sylvia Sperling und die drei Kinder wollen applaudieren. Denn immer, wenn sich ein einzelner Radfahrer oder eine Gruppe an ihnen vorbeischiebt, gibt‘s Beifall. Oder auch Zuspruch, den die Sportler auf ihren bunten Velos indes gut gebrauchen können. Nicht wenigen sind die Strapazen des steilen Anstiegs zwischen Wilhelmshöhe und Gehrenberg überdeutlich ins Gesicht geschrieben.

Die Veranstalter des in diesem Jahr zum ersten Mal ausgerichteten Oberschwaben Cycling Grand Prix sprechen beim Rundstreckenrennen um den Gehrenberg von einer Königsetappe. Auf rund acht Kilometern gelte es „knackige 170 Höhenmeter“ zu bewältigen. Und der „Schinder“ sei das etwa 600 Meter lange Stück unterhalb von Allerheiligen mit seiner durchschnittlichen Steigung von zwölf Prozent.
Yvonne Link vom Radsportverein Seerose, die Organisatorin der Markdorfer Etappe, hob den „einzigartigen Blick über den Bodensee“ hervor, den die Rundstrecke hoch über Markdorf biete. Solche Perspektiven machten den „besonderen Reiz des Radsports“ aus. Doch dies scheint vor allem für die Zuschauer am Straßenrand zuzutreffen. Die Fahrer müssen sich auf die Strecke und auf den Rennverlauf konzentrieren, schauen, was sich im Peloton tut, auf Anschluss und auf die Reaktionen in ihren Teams achten.
„Keine Sekunde“ habe er ein Auge für die Landschaft gehabt, erklärt Bastian Dietl. Völlig durchgeschwitzt, beinahe benommen steht er da. Einem der Helfer aus seinem Team berichtet er: „Ich habe das Rennen gewonnen.“ Und er kann‘s selbst kaum fassen. „Mein kleinster Gang war doch zu groß, ich hab‘ nicht einmal im Sattel sitzen können.“ Die 600-Meter-Rampe musste er stehend erklimmen.

Von diesen Mühen ahnen die Zuschauer nichts, die bei Fitzenweiler an der Bussenstraße stehen. Wenn dort die Fahrer bergab schießen, bremsen, um mit Schwung und knatternder Schaltung zum Burgstall hochzupreschen, sind sie viel zu schnell, als dass sich Erschöpfung ausmachen ließe. Doch dann – auf Höhe des Henkerhauses – sprechen die verschwitzten Trikots eine überdeutliche Sprache. Nun sind es nur noch wenige Meter bis zum Zielpunkt. Für die einen endet das Rennen dort. Denn je nach Alter und Geschlecht sind die Rundenzahlen abgestuft, je jünger, je weniger: Junioren fahren 72 Kilometer, die Jugend 56, Schüler unter 15 und weibliche Jugend 32, Schüler unter elf Jahren nur acht Kilometer, während die hoch qualifizierten Fahrer-Kategorien die volle Rundenzahl durchzustehen haben: 15 Runden mit einer Gesamtlänge von 120 Kilometern.