Glückliche junge Menschen, strahlende Gesichter, stolze Eltern, begeisterte Großeltern, staunende Geschwister – und Reden, die ergreifen mussten. Die Eckdaten zur Abifeier, zu der das Gymnasium des Bildungszentrums in die Stadthalle geladen hatte, sind: 67 Abiturienten, 14 davon nach acht, 54 nach neun Jahren am Gymnasium, einer daheim in Corona-Isolation und sieben Mal ein Reifezeugnis mit der Traumnote 1,0 bei einem Gesamtschnitt von 1,9, dazu 330 Besucher.

Konsequentes Lernen im Home-Schooling
Etwa, wenn Schulleiterin Diana Amann über Nöte und Sorgen sprach, über das trotzige Beharren ihrer Oberstufenschüler, die während der beiden zurückliegenden Corona-Jahre durchs Home-Schooling vom normalen Leben Jugendlicher abgeschnitten waren. Oder wenn Konstantin Obergfell, in diesem Jahr Träger des Scheffelpreises, beschrieb, wie er sich vom verträumten Grundschüler zu jemandem entwickelt hat, der im Schreiben einen Weg entdeckt hat, zu sich und der Welt zu finden.

Als „stolz wie Oskar“ bezeichnet sich Lars Satow. Er hat auch allen Grund: Seine Tochter Hannah hat mit 1,0 abgeschnitten. Den Vater hat beeindruckt, wie konsequent sie auch während der langen Phase des Home-Schooling gelernt habe. Apropos Pandemie: „Ich glaube nicht, dass es einen Bonus oder bessere Noten gegeben hat von Seiten der Schulbehörde“, merkt Mathematiklehrer Gerd Kästle an. Ihn jedenfalls haben die Leistungen seiner Schüler ebenfalls beeindruckt.

Toll, aber auch spannend findet Abiturient Enrique Seri seine Zeit am BZM-Gymnasium. Spannend war, was er im Fach Psychologie erfahren habe oder die Inhalte, mit denen er sich im Englischunterricht beschäftigen durfte. „Das waren schon sehr prägende Jahre“, erklärt der 18-Jährige im Rückblick. Jahre, die ihm jedenfalls größtenteils sehr viel Spaß gemacht haben, gerade durchs Miteinander mit den Mitschülern.

Gabriel Joos gehört zu den Schülern, die sich für die neunjährige Gymnasialzeit entschieden hatten, fürs G9. Für ihn genau die richtige Entscheidung, „weil wir uns da den Stoff nicht so reinzwängen mussten“. Mehr Zeit zum Lernen, für Freizeit und für die Gemeinschaft lautet die Bilanz des 19-Jährigen. Die Gemeinschaft war ihm wichtig und soll es auch bleiben. Gabriel Joos freut sich schon jetzt auf das Wiedersehen der Ehemaligen im Kreis der BZM-Alumnis.
Roger Brand: „Ein ganz besonderer Jahrgang“
„In unserer Schule gibt es für jeden etwas, was er fürs Leben mitnehmen kann, gleich ob in den Naturwissenschaften oder im Bereich der Sprachen“, erklärt Konstantin Obergfell. Er hat neben seinem Abiturzeugnis und dem Scheffelpreis auch das Graecum, aber auch eine Auszeichnung für besondere Leistungen im Fach Latein bekommen. Sein Berufsziel: „Wenn ich‘s schaffe, möchte ich in die Filmbranche.“
„Ein ganz besonderer Jahrgang“, sagt Roger Brand über die Abiturienten 2022. „An einen so guten Schnitt von 1,9 kann ich mich nicht erinnern und ich bin schon recht lange am BZM“, sagt der stellvertretende Leiter des Gymnasiums.

Und sein Kollege Stefan Ferguson unterstreicht das. Sogar in zweifacher Hinsicht: „Sie waren fachlich hervorragend“, soweit er das für sein Fach, das Leistungsfach Englisch, beurteilen kann. „Sie haben aber auch menschlich herausgeragt“, erklärt Ferguson. Beim Abschlussessen bei ihm zu Hause waren es die Schüler, die die Küche wieder in Ordnung gebracht haben. „Das hat noch kein Kurs vor ihnen gemacht.“

„Die Jugend blickt heute unbekümmerter in ihre Zukunft“, findet Helmut Dickreiter. Wenn er an das Ende seiner Schulzeit zurückdenkt, dann schien damals alles viel festgelegter, viel geregelter. Man hatte zu wissen, was zu tun ist. Das waren schon klare Anhaltspunkte, während nun viel mehr offen stehe.

Mehr Orientierung, weniger Feiern: „Unsere Eltern haben es kaum mitgekriegt“, erinnert sich Frank Schirl an seine eigene Zeugnisübergabe. Damals sei entschieden weniger Aufhebens gemacht worden, erinnert sich der Vater einer der Abiturientinnen.
Von Sektempfang war damals keine Rede. Noch weniger von Ballkleidern, Fliegen und Lehrern in Dreiteilern. All das gehört heute zu einer Abifeier, ebenso wie „gutes Essen, gute Reden und ein bombastisches Spektakel“, wie es Konstantin Obergfell angekündigt hatte, als er zusammen mit Enrique Seri, seinem Co-Moderator an diesem Abend, das Publikum in der Stadthalle begrüßte.