Mit leisem Schmatzen schließt die Tür. Nun ist das Haus wieder dicht. Wie es sich gehört für ein Gebäude, in dem keine innere Wärme verloren gehen soll. „Da gibt es keine Kompromisse“, erklärt Harald Betting. „Die gesamte Außenhülle muss geschlossen sein, nichts darf entweichen.“ Das wurde mithilfe eines sogenannten Blower-Door-Test überprüft. Auf die Türöffnung kommt dabei eine Folie. Anschließend wird Druck beziehungsweise Sog aufgebaut. „Und wo dann noch ein leises Zischen zu hören ist, muss nachgebessert werden“, so Betting. Bis wirklich alles dicht ist.
Wichtig bei der Planung: Wärmeverluste gering halten
Seit 2016 wohnt die dreiköpfige Familie, zu der noch Sohn Julius gehört, in dem Wohnhaus im Markdorfer Süden, das Harald Betting selbst entworfen hat. Er ist Architekt und Amtsleiter des Bau- und Liegenschaftsamtes beim Landratsamt Bodenseekreis. Als er sich gemeinsam mit seiner Frau Barbara Bäder an die Planung des Hauses macht, ist ihnen wichtig, die Wärmeverluste so gering wie möglich zu halten. Sie entscheiden sich für ein Passivhaus, um den CO2-Ausstoß wie auch die Folgekosten zu minimieren.
Gold-Prämierung für Energie-Effizienz
Das Ein- beziehungsweise Zwei-Familien-Eigenheim wurde 2020 ausgezeichnet. Das baden-württembergische Landesministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft vergab für das freistehende Gebäude den Effizienzpreis „Bauen und Modernisieren“ in der Kategorie Neubau als bestes Objekt der Prämierungsstufe Gold.
In Stuttgart wurde das unter anderem mit einem „herausragend niedrigen Energiebedarf“, aber auch der „besonders guten Wirtschaftlichkeit“ des Hauses begründet. Das Wohnhaus sei ein „gutes Praxisbeispiel“ und überdies ein „Beitrag zur Energiewende und zum Klimaschutz“, heißt es in der Begründung. Positiv fiel darüber hinaus die Nutzung ökologischer Baustoffe ins Gewicht sowie, unter anderem, der Kellerverzicht. Aufgrund dieser Prämierung des Umweltministeriums folgte die nächste Auszeichnung: Beim Bürgerempfang der Stadt Markdorf im Mai dieses Jahres wurde das Ehepaar geehrt.
Richtiger Stoff am richtigen Ort
Zurück zum Hauseingang. Für den technischen Laien zieht Harald Betting Vergleich zu Omas Kaffee-Wärmer. „Ringsum kommt auf die Tragkonstruktion eine Hülle – aus 20 Zentimeter starken Dämmplatten.“ Die Herausforderung dabei: „Trotz diverser Vorsprünge darf es keine Kältebrücken geben.“ Auch nicht dort, wo Balken und Dämmplatten auf der Bodenplatte aus Stahlbeton aufliegen, zeigt Betting von außen.
„Der richtige Baustoff muss an der richtigen Stelle sein.“ Überhaupt sei Dampfdichtigkeit ein wichtiges Thema, erläutert der Architekt mit Hinweis auf das Ziel, Schimmelbildung zu vermeiden. Das Haus ist eine komplette Holzkonstruktion. So konnte der Bauherr, der sein Architekturstudium durch die Arbeit in einem Zimmereibetrieb finanzierte, viel Eigenleistung einbringen.

Umweltverträgliche Baustoffe genutzt
Beim Tragwerk hat Harald Betting die Unterstützung von Statikfachleuten zurückgegriffen. Die übrige Planung blieb in eigener Hand. Dazu gehört auch die Materialauswahl, die das Stuttgarter Preisgericht besonders hervorgehoben hat. Die Holzständerbauweise, die Dämmung aus Holzwolle und Zellulosefaser zeigten, dass umweltverträgliche Baustoffe genutzt wurden. Welchen Stellenwert der Nachhaltigkeitsgedanke insgesamt bei der Planung gespielt hat, das zeigt auch der erreichte Passivhausstandard.
Gute Dämmung sorgt für minimalen Heizbedarf
Auf dem Dach ist eine Photovoltaikanlage installiert. Die Lüftungsanlage arbeitet mit Wärmerückgewinnung. Eine gute Dämmung sorgt für minimalen Heizenergiebedarf., der durch Sonneneinstrahlung sowie durch einen Kaminofen gedeckt wird. Die Stuttgarter Juroren merkten zwar an, dass die „Baukosten vergleichsweise hoch liegen“, räumten aber ein, dass das der Wirtschaftlichkeit keinen Abbruch tue. Die hat Harald Betting durchaus im Auge gehabt: „Schaut man auf den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes, so machen die Energiekosten etwa 80 Prozent aus, während die Investitionskosten nur bei 20 Prozent liegen.“
Ehepaar steckt viel Eigenleistung in das Haus
Ganz erheblich senken konnten Barbara Bäder und Harald Betting die Kosten für ihr neues Heim durch sehr viel Eigenleistung. „Mir standen die Tränen in den Augen“, erzählt Barbara Bäder. Ihr Part war das Streichen der Fassadenprofile aus sibirischer Lärche, die große Teile der Hausfassade bedecken, während ihr Mann sich mit seinen handwerklichen Fertigkeiten einbrachte.
Wenn Barbara Bäder und Harald Betting erzählen, wie sie den Alltag in ihrem Heim gestalten, hört sich das mehr wie Wohnkultur und nach viel Lebensqualität an. „Im Sommer leben wir nach außen, halten uns viel auf der Terrasse auf, genießen den Ausblick in die Natur“, sagt Bäder. Den Ausblick haben sie dann auch im Winter, wenn das einfallende Sonnenlicht mit zur behaglichen Wärme im gut gedämmten Haus beiträgt.