Lorna Komm

Zwei Tage lang zog der Duft würzigen Glühweins und süßer Waffeln durch die Vorburggasse. Zwei Tage lang erklangen fröhliche Weihnachtslieder von der Bühne und zwei Tage lang verkauften Vereine und Privatpersonen Selbstgemachtes für den guten Zweck oder zur Aufbesserung der Vereinskasse.

Aber auch an die Tiere wurde auf dem Meersburger Weinachtsmarkt gedacht: Tanja Fichtner und Sigrid Nuscheler sammelten gemeinsam mit den beiden Eseldamen Gini und Smiley durch den Verkauf von Selbstgebackenem zu Gunsten der "Corfu Donkey Rescue", einer "Auffangstation für alte und unnütze Esel". Früher seien die Tiere für die Arbeit gebraucht worden. "Nun machen das Maschinen und die Esel werden ausgesetzt.", erklärte Fichtner, die schon dreimal auf der griechischen Insel war, um vor Ort den Tieren zu helfen. Während dessen kommt Silvia Braun, gibt der Tierhalterin drei Euro und sagt. "Ich habe ein Foto gemacht. Man darf ja nicht einfach so fotografieren, sondern sollte auch was geben." Auf Nachfrage erklärt die Anwohnerin, dass sie nicht nur zu Weihnachten, sondern das ganze Jahr über gerne geben würde.

So sieht sie aus, die Mini-Feuerzangenbowle in der Tasse.
So sieht sie aus, die Mini-Feuerzangenbowle in der Tasse.

Bei der kalten Witterung boten viele Stände heißen Glühwein oder alkoholfreien Kinderpunsch. Zum ersten Mal und exklusiv am Stand des Tennisverein erhältlich: "Die Tassenfeuerzangenbowle." Michael Brunsveld hatte die speziellen Tassen auf dem Kölner Weihnachtsmarkt entdeckt und dieses Jahr in Meersburg eingeführt. "Bei Dunkelheit ist das echt der Knaller", sagte der Tennisspieler. Wenn dann das Feuer des Mini-Zuckerhuts im Dunklen flackere, sei das ein effektvoller Anblick. "Drei-Länder- Bowle" taufte er das Getränk spaßeshalber: "Orangenrum aus Österreich, Mini-Zuckerhüte aus der Schweiz und Dark Rum aus Jamaica".

Warmes für Hände und Bauch hatte auch der Gewerbeverein "Aktiv für Meersburg" erstmals im Angebot. Heiße Maroni, frisch geröstet auf der Platte eines alten Kohleofens. Die Geschäftsleute haben allein am Freitag 30 Kilo verkauft und auch am Samstag war die Nachfrage nach den Esskastanien groß. "Die gehen weg, wie warme Semmeln", scherzte Christine Ludwig. Wärmende Bekleidung hatten die fleißigen Damen der katholischen Frauengemeinschaft das ganze Jahr über emsig gestrickt. Allein 176 Paar Socken, dazu noch Handschuhe, Schals und Kinderjacken. Gezählt habe man am Ende nicht, aber weit über 300 Teile seien schon zusammengekommen.

Selbstgenähte Unikate verkaufen Katrin und Udo Schelling an ihren Stand zu Gunsten der "Welthungerhilfe" und der Organisation "Ärzte ...
Selbstgenähte Unikate verkaufen Katrin und Udo Schelling an ihren Stand zu Gunsten der "Welthungerhilfe" und der Organisation "Ärzte ohne Grenzen". "Der Erlös geht eins zu eins an die beiden Organisationen", sagte Katrin Schelling, welche die Taschen aus Stoffresten namhafter Labels, die sonst im Abfall gelandet wären, hergestellt hat. Diese Stoffe stammen komplett aus Europa, also nicht aus Kinderarbeit, betont Schelling, der Nachhaltigkeit wichtig ist. "Hunger und Durst sind schlimmer als Heimweh" ist das Motto ihres Standes. "Ohne Not verlässt keiner sein Heimatland", begründen sie ihre Aktion.

Und 300 attraktive Preise, gespendet von Meersburger Geschäftsleuten, wurden am Gemeinschaftsstand des Elternbeirats von Kindergarten, Kita und Familientreff verlost. "Am frühen Freitagabend waren alle Lose verkauft", war zu hören. Hilfreich ist auch die DLRG-Jugend: Für den Stadtnikolaus packen sie die Tüten. Mit viel Spaß treffen wir uns ein paar Tage vor dem Weihnachtsmarkt. "Eine schöne Einstimmung auf Weihnachten", meinte Svenja Rath. Weihnachtlich gestimmt war auch Rafael Raffin der mit reinen Drehorgel das ganze Jahr über öffentlich musiziert. "Auf Weihnachtsmärkten ist die Atmosphäre aber besonders schön."

Als "Walnussbauern" sind Gilles und Bruno Convert aus Grenoble in Meersburg bekannt. Diese Jahr verkauften sie zum 20. Mal Walnüsse, ...
Als "Walnussbauern" sind Gilles und Bruno Convert aus Grenoble in Meersburg bekannt. Diese Jahr verkauften sie zum 20. Mal Walnüsse, Walnussöl und den berühmten DOP-Käse St. Marcellin. In der gleichnamigen Stadt steht die französische Partnerschule des Droste-Hülshoff-Gymnasiums. Auf Initiative ihrer Deutschlehrerin starten die Brüder 1997 auf dem Wochenmarkt, der damals auf dem Schlossplatz stattfand, weil der Weihnachtsmarkt auf dem Marktplatz aufgebaut wurde, erinnerte sich Gilles. Die beiden sind aus dem Stadtbild nicht mehr weg zu denken. Etwa 800 Kilo der begehrten Nüsse haben sie diesmal verkauft.