Das Fürstenhäusle, einst im Besitz der Dichterin Annette von Droste-Hülshoff, ist nach rund anderthalbjähriger Umbau- und Sanierungsphase nun auch offiziell wiedereröffnet: Baden-Württembergs Finanzministerin Edith Sitzmann und Lotto-Geschäftsführer Georg Wacker kamen zu diesem Anlass gestern nach Meersburg. Das Land, dem das geschichtsträchtige Anwesen gehört, gab für dessen Instandsetzung 930 000 Euro aus. Davon stammen 418 000 Euro aus nicht abgeholten Gewinnen der Glücksspirale. Zu Letzterem meinte Wacker, die Tipper in Baden-Württemberg seien also gewissermaßen "heimliche Mäzene".

Lebendiger Ort für viele Menschen
Sitzmann sagte mit Blick auf das Neue Schloss, in dem der Festakt stattfand, und das Fürstenhäusle: "Hier begegnen sich Vergangenheit und Gegenwart in glanzvollem Rahmen." Sie freue sich, dass das Fürstenhäusle wieder als lebendiger Ort für viele Menschen zugänglich sei. "Ich glaube, die Räume sind wieder so hergerichtet, wie die Droste damals darin leben wollte", meinte Sitzmann. Davon konnten sie und andere Gäste sich später im Fürstenhäusle bei einem Rundgang mit Konservatorin Carla Mueller selbst überzeugen.
In ihrer Ansprache ließ Sitzmann die Historie des Fürstenhäusles kurz Revue passieren. Sie betonte außerdem, in den vergangenen sieben Jahren habe das Land in das kulturelle Erbe Meersburgs insgesamt 3,7 Millionen Euro investiert. Zum Abschluss zitierte die Grünen-Politikerin aus einem Droste-Gedicht von 1844: "Die beste Politik". Letztere beruht laut der Dichterin auf "Offenheit zu allen Zeiten".
Michael Hörrmann, Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten, erklärte, die Restaurierung des "baulich und funktional vielfach verwobenen Bauwerks" habe die Planer vor eine komplexe Herausforderung gestellt, ebenso die Erstellung eines neuen Museumskonzepts. Denn, so betonte Hörrmann: "Ohne Vermittlung wird der Erhalt von Denkmalen auch gefährdet."
Bürgermeister Scherer: "Wir brauchen diese Rückzugsorte"
Bürgermeister Robert Scherer hob hervor, wie wichtig das Fürstenhäusle für die Droste war, stand es doch für finanzielle Unabhängigkeit und einen Arbeits- und Rückzugsort – laut der Schriftstellerin Virginia Woolf die Grundvoraussetzungen dafür, "dass auch Frauen große Literatur produzieren konnten". Scherer fuhr fort, er wünsche sich, dass die Verantwortlichen nie der Mut verlasse, das Fürstenhäusle aufrecht zu erhalten und ein ausgefallenes Programm anzubieten, "auch wenn die Besucher vielleicht nicht in Massen strömen". Denn, so Scherer: "Wir brauchen diese Rückzugsorte. Wir brauchen sie gerade in unserem trubeligen, manchmal übervollen Meersburg."
Hörrmann griff Scherers Appell auf und versprach: "Wir werden alles tun, um das Fürstenhäusle wieder in die überregionale Droste-Rezeption einzubinden." Hermann Zettler, Leiter des Amtes Ravensburg von Vermögen und Bau Baden-Württemberg, nannte das Fürstenhäusle "ein einzigartiges Kleinod" und unterstrich: "Wir müssen uns der Bedeutung des Ortes stets gewahr sein" und Verantwortung dafür tragen.
Tina Speckhofer am Cembalo und Ulrich Frey, Querflöte und Gesang, verliehen der Veranstaltung mit Musik aus der Zeit von Annette von Droste-Hülshoff sowie von der Dichterin und Komponistin selbst den perfekten Rahmen.

Das Fürstenhäusle
Das Anfang des 16. Jahrhunderts erbaute Fürstenhäusle gehörte erst den Konstanzer Fürstbischöfen, dann dem Haus Baden. Annette von Droste-Hülshoff ersteigerte es 1843 für 400 Reichstaler, etwa 3000 Euro. Die Dichterin freute sich diebisch über das Schnäppchen, vor allem, weil dazu 5000 Rebstöcke zählten. Diese standen laut Jürgen Dietrich, Direktor des Staatsweinguts Meersburg, das die rund 25 Ar Reben betreut, die heute bei dem Anwesen wachsen, nicht nur dort, sondern auch in anderen Lagen. Das Fürstenhäusle wurde nach dem Tod der Droste (1848) in ihrer Familie weitervererbt. Seit 1923 war es ein Gedenkort zu Ehren der Dichterin. Helene von Bothmer, deren Mann ein Urgroßneffe der Droste war, eröffnete das Fürstenhäusle 1948 neu. Seit 1960 gehört es dem Land und wird von den Staatlichen Schlössern und Gärten Baden-Württemberg verwaltet. Nun restaurierte man die historischen Räume, erneuerte die Technik, vergrößerte den Besucherempfang, die Ausstellungs- und Veranstaltungsräume, gestaltete die Terrasse, die WC- und Außenanlagen neu und frischte das Museumskonzept auf. (flo)