Das Fürstenhäusle, einst im Besitz der Dichterin Annette von Droste-Hülshoff, ist nach rund anderthalbjähriger Umbau- und Sanierungsphase nun auch offiziell wiedereröffnet: Baden-Württembergs Finanzministerin Edith Sitzmann und Lotto-Geschäftsführer Georg Wacker kamen zu diesem Anlass gestern nach Meersburg. Das Land, dem das geschichtsträchtige Anwesen gehört, gab für dessen Instandsetzung 930 000 Euro aus. Davon stammen 418 000 Euro aus nicht abgeholten Gewinnen der Glücksspirale. Zu Letzterem meinte Wacker, die Tipper in Baden-Württemberg seien also gewissermaßen "heimliche Mäzene".

Konservatorin Carla Mueller (links) erläutert Baden-Württembergs Finanzministerin Edith Sitzmann die Ausstellungsräume im frisch ...
Konservatorin Carla Mueller (links) erläutert Baden-Württembergs Finanzministerin Edith Sitzmann die Ausstellungsräume im frisch sanierten Fürstenhäusle. | Bild: Sylvia Floetemeyer

Lebendiger Ort für viele Menschen

Sitzmann sagte mit Blick auf das Neue Schloss, in dem der Festakt stattfand, und das Fürstenhäusle: "Hier begegnen sich Vergangenheit und Gegenwart in glanzvollem Rahmen." Sie freue sich, dass das Fürstenhäusle wieder als lebendiger Ort für viele Menschen zugänglich sei. "Ich glaube, die Räume sind wieder so hergerichtet, wie die Droste damals darin leben wollte", meinte Sitzmann. Davon konnten sie und andere Gäste sich später im Fürstenhäusle bei einem Rundgang mit Konservatorin Carla Mueller selbst überzeugen.

In ihrer Ansprache ließ Sitzmann die Historie des Fürstenhäusles kurz Revue passieren. Sie betonte außerdem, in den vergangenen sieben Jahren habe das Land in das kulturelle Erbe Meersburgs insgesamt 3,7 Millionen Euro investiert. Zum Abschluss zitierte die Grünen-Politikerin aus einem Droste-Gedicht von 1844: "Die beste Politik". Letztere beruht laut der Dichterin auf "Offenheit zu allen Zeiten".

Blick vom Fürstenhäusle auf die dazugehörigen Reben und auf Meersburg.
Blick vom Fürstenhäusle auf die dazugehörigen Reben und auf Meersburg. | Bild: Sylvia Floetemeyer

Michael Hörrmann, Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten, erklärte, die Restaurierung des "baulich und funktional vielfach verwobenen Bauwerks" habe die Planer vor eine komplexe Herausforderung gestellt, ebenso die Erstellung eines neuen Museumskonzepts. Denn, so betonte Hörrmann: "Ohne Vermittlung wird der Erhalt von Denkmalen auch gefährdet."

Bürgermeister Scherer: "Wir brauchen diese Rückzugsorte"

Bürgermeister Robert Scherer hob hervor, wie wichtig das Fürstenhäusle für die Droste war, stand es doch für finanzielle Unabhängigkeit und einen Arbeits- und Rückzugsort – laut der Schriftstellerin Virginia Woolf die Grundvoraussetzungen dafür, "dass auch Frauen große Literatur produzieren konnten". Scherer fuhr fort, er wünsche sich, dass die Verantwortlichen nie der Mut verlasse, das Fürstenhäusle aufrecht zu erhalten und ein ausgefallenes Programm anzubieten, "auch wenn die Besucher vielleicht nicht in Massen strömen". Denn, so Scherer: "Wir brauchen diese Rückzugsorte. Wir brauchen sie gerade in unserem trubeligen, manchmal übervollen Meersburg."

"Schwalbennest" nannte die Dichterin ihren Rückzugsort im Obergeschoss.
"Schwalbennest" nannte die Dichterin ihren Rückzugsort im Obergeschoss. | Bild: Sylvia Floetemeyer

Hörrmann griff Scherers Appell auf und versprach: "Wir werden alles tun, um das Fürstenhäusle wieder in die überregionale Droste-Rezeption einzubinden." Hermann Zettler, Leiter des Amtes Ravensburg von Vermögen und Bau Baden-Württemberg, nannte das Fürstenhäusle "ein einzigartiges Kleinod" und unterstrich: "Wir müssen uns der Bedeutung des Ortes stets gewahr sein" und Verantwortung dafür tragen.

Tina Speckhofer am Cembalo und Ulrich Frey, Querflöte und Gesang, verliehen der Veranstaltung mit Musik aus der Zeit von Annette von Droste-Hülshoff sowie von der Dichterin und Komponistin selbst den perfekten Rahmen.

Ministerin Edith Sitzmann probiert den interaktiven Biedermeierstuhl aus, auf dem man sich Werke der Droste anhören kann.
Ministerin Edith Sitzmann probiert den interaktiven Biedermeierstuhl aus, auf dem man sich Werke der Droste anhören kann. | Bild: Sylvia Floetemeyer