Lorna Komm

Mit vielen bunten Aktionen hat die Stadtbücherei ihren 30. Geburtstag im Dominikanerinnenkloster gefeiert. Vor dem Umzug in das renovierte Obergeschoss war eine Bibliothek in den Räumlichkeiten des Neuen Schlosses eingerichtet. Peter Schmidt, stellvertretender Bürgermeister, sagte bei der Feier im Namen der Stadt: "Von einer reinen Buchausleihe hat sich die Bücherei zu einer modernen Kommunikationsstelle gewandelt." Er dankte dem Team um Claudia Löffler, welches aus der Stadtbücherei eine Begegnungsstätte mache.

Mit einem Jazzbrunch feierte die Bücherei ihren 30. Geburtstag im Dominikanerinnenkloster.
Mit einem Jazzbrunch feierte die Bücherei ihren 30. Geburtstag im Dominikanerinnenkloster. | Bild: Lorna Komm

Vorbei seien die Zeiten, als man sich in öffentlichen Lesesälen mit dem lauten Rascheln der Zeitung missbilligendes Kopfschütteln eingefangen oder sich mit einem unterdrückten Hüsteln strafende Blicke über den Brillenrand der mausgrauen Bibliothekarin zugezogen habe. Heutzutage dürfe in Büchereien auch geredet und gelacht werden. Claudia Löffler, Leiterin der Meersburger Bücherei, sagt: "Büchereien müssen sich öffnen für andere Sachen. Unsere Bücherei ist ein Familientreffpunkt. Eine Begegnungsstätte, wo man zusammen Kaffee trinken und spielen kann."

Regelmäßig Veranstaltungen für Kinder

Gesellschaftsspiele kann man nicht nur ausleihen, sondern an den Tischen gleich ausprobieren und zusammen spielen. Eltern können mit ihren Kindern auf den Sofas sitzen und ihnen aus den Bilderbüchern vorlesen. Um die Kleinsten schon beizeiten an das Lesen heranzuführen, gibt es regelmäßige Veranstaltungen für Kinder. Vor acht Jahren startete die Kooperation mit dem Kindergarten im Sommertal für den "Bibliotheksführerschein Bibfit". Mittlerweile nehmen auch die Kindergärten aus Daisendorf und Stetten schon seit mehreren Jahren daran teil.

Für jedes gelesene Buch einen Stempel

Von April bis Ende November gibt es den Leseclub, bei dem die Kinder für jedes gelesene Buch einen Stempel bekommen. Am Ende winkt für die fleißigen Leser ein Buchgeschenk. Für Erwachsene werden Autoren zu Lesungen eingeladen. "Wobei diese nicht mehr ganz so gut besucht sind", bedauert Löffler, "aber das kulturelle Angebot für Erwachsene ist ja auch sehr groß." Auch die Altersgruppe der 13- bis 16-Jährigen sei eher selten in der Bücherei anzutreffen, ist ihr aufgefallen. Darum sei gerade der Einstieg in jungen Jahren sehr wichtig, "denn die, die Lesen gelernt haben, kommen später zurück."

Das Büchereiteam hilft bei Fragen weiter, wie Judith Layec (links) und Claudia Reichle.
Das Büchereiteam hilft bei Fragen weiter, wie Judith Layec (links) und Claudia Reichle. | Bild: Lorna Komm

Sie ist überzeugt, dass es auch in den nächsten Jahrzehnten Büchereien geben wird. "Als das Fernsehen neu war, hat man das Radio auch totgesagt." Ähnlich sei es mit den Büchern. "Als am Anfang das E-Book neu war, war das voll der Trend." Viele seien umgeschwenkt auf die Online-Ausleihe. Inzwischen haben sich die Ausleihzahlen eingependelt. Rückläufig seien die Zahlen für CDs, aber DVDs erfreuen sich trotz Streamingdienst großer Beliebtheit, erzählt Löffler.

"Lese am liebsten im Sessel oder Bett"

Nele Fricker ist eine Leseratte. Im letzten halben Jahr des Leseclubs hat sie 60 Bücher gelesen.
Nele Fricker ist eine Leseratte. Im letzten halben Jahr des Leseclubs hat sie 60 Bücher gelesen. | Bild: Lorna Komm

Nele Fricker aus Meersburg ist die Leseratte der Familie. "Am liebsten lese ich zu Hause im Sessel oder im Bett, weil es da so gemütlich ist", sagt die Elfjährige. Gern liest sie die "3 !!!" oder andere Mädchenkrimis, wie die Zimt-Reihe von Dagmar Bach. Aber auch Pferdegeschichten verschlingt sie. "Ich finde es spannend, andere Welten kennenzulernen. Ich kann mich in die Geschichten reinversetzen und mich fühlen, wie die Personen sich fühlen." Ihre Mutter erzählt: "Im letzten halben Jahr für den Leseclub hat sie 60 Bücher gelesen."

"Fan vom Buch und vom Blättern durch die Seiten"

Cornelia Höhne liest gern historische Romane, aber auch mal eine Zeitschrift.
Cornelia Höhne liest gern historische Romane, aber auch mal eine Zeitschrift. | Bild: Lorna Komm

Cornelia Höhne hat ihre Tochter zum Leseclub begleitet. Sie selber ist schon seit vielen Jahren Nutzerin der Bücherei und hat schon immer gelesen. Zurzeit mag sie am liebsten historische Romane, aber auch gern mal eine Zeitschrift. "Lesen ist gut für die Sprachentwicklung und fördert die Fantasie", sagt die Meersburgerin. "Einen E-Book-Reader habe ich auch schon ausprobiert, aber der hat mich nicht überzeugt. Ich bin ein Fan vom Buch und vom Blättern durch die Seiten. Es ist einfach praktischer, wenn man mal zurückblättern will."

"Ich möchte Bücher benutzen, nicht besitzen"

Jürgen Ott kauft selten Bücher, er leiht sie lieber aus.
Jürgen Ott kauft selten Bücher, er leiht sie lieber aus. | Bild: Lorna Komm

Jürgen Ott ist beruflich viel unterwegs, demnächst fährt er nach Kenia. "Da ist das E-Book sehr praktisch. Ich kann vorher Bücher aufladen und unterwegs online ausleihen", erzählt er. Zu Hause liest er konventionell ein richtiges Buch. Er kauft selten Bücher, leiht sie lieber aus, weil: "Ich möchte Bücher benutzen, nicht besitzen." Neben Sachbüchern liest er vornehmlich Belletristik, Krimis oder Bücher von Charlotte Link und Martin Suter. "Ich lese gerne, weil man da in eine andere Welt eintauchen und sich mit anderen Personen identifizieren kann."

"Kann E-Book-Reader überall mit hinnehmen"

Elisabeth Ammann liest am liebsten auf ihre E-Book-Reader. Da kann sie Schriftgröße und Hintergrundbeleuchtung einstellen.
Elisabeth Ammann liest am liebsten auf ihre E-Book-Reader. Da kann sie Schriftgröße und Hintergrundbeleuchtung einstellen. | Bild: Lorna Komm

Elisabeth Ammann aus Tettnang liest zu Hause im Liegestuhl oder im Sommer draußen beim Baden am liebsten mit dem E-Book-Reader. "Es ist sehr bequem. Ich kann ihn überall mit hinnehmen. Außerdem kann ich auf einen Blick verwalten, was ich an Lesestoff habe", sagt die 66-Jährige. Praktisch findet sie es, dass sie Schriftgröße und Hintergrundbeleuchtung verstellen kann. "So habe ich immer gutes Licht beim Lesen." Manchmal hat sie auch gern ein richtiges Buch in der Hand. "Den Enkelkindern lese ich aus richtigen Büchern vor."