Die Sanierung und Umwandlung der Therme in ein „Thermen Spa“ wird bis auf Weiteres verschoben. Der Gemeinderat sorgte sich um die unkalkulierbaren Preisentwicklungen in der derzeitigen globalen Wirtschaftslage und zweifelte, dass es bei den veranschlagten Investitionen von 8,9 Millionen Euro bleibe. Neben der fehlenden Planungssicherheit, auch betreffend der zu erwartenden aber nicht zu beziffernden Förderungen, bemängelte das Gremium die vorgestellten Umbaupläne.
Rat diskutiert zwei Stunden lang mit den Planern
Statt die Vorentwurfsplanung lediglich zur Kenntnis zu nehmen und die Planungspartner mit Leistungsphase 2 der Entwurfsplanung weiter zu betrauen, stoppte der Rat die Maßnahme vorerst komplett. Den Beschlussvorschlag von Boris Mattes (SPD), die Leistungsphasen mit dem beauftragten Planungsbüro abzubrechen und im Herbst neu zu überdenken, bejahte der Gemeinderat mit zehn Stimmen, bei einer Enthaltung und sechs Gegenstimmen. Dem geänderten Beschlussvorschlag war eine zweistündige intensive Diskussion vorausgegangen.
Architekt: „Können keine belastbaren Zahlen bieten“
Architekt Hagen Pohl vom österreichischen Architekturbüro Pohl zt GmbH stellte den Planungsentwurf vor. Ziel sei die Neustrukturierung von Nutzergruppen und eine gesteigerte Aufenthaltsqualität. Dazu solle der Saunabereich verstärkt und verbessert werden, sowie ein zusätzlicher Textil-Spa-Bereich geschaffen werden. Ebenso solle der Gastronomiebereich ausgebaut werden. Die Terrasse der Gastronomie solle bis ans Seeufer reichen und die außergewöhnliche Lage am See genutzt werden. Das „Haus am See“, titelte Pohl. Die veranschlagten Kosten von über 8 Millionen Euro könnten nur auf Basis der bisherigen Kostenentwicklungen kalkuliert werden, so Pohl. „Wir können nicht in die Zukunft schauen und keine belastbaren Zahlen bieten in diesen ungewöhnlichen Zeiten“, antwortete der Architekt auf Nachfrage aus dem Rat.
Boris Mattes (SPD) erklärte, er habe beim Beschluss zur Umwandlung im Herbst schon nicht an die damals veranschlagten 7 Millionen Euro geglaubt, mittlerweile sei man inklusive der gestiegenen Energiekosten bei 9,7 Millionen Euro. „Ich bin der Meinung, wir laufen auf 15 Millionen zu“, sagte er und bemängelte die Unsicherheit, wenn selbst die Fachplaner die Kosten nicht vorhersehen könnten. „Wir als kleine Kommune sind nicht in der Lage, so ein Wahnsinnsprojekt zu stemmen“, meinte Mattes und machte den Vorschlag, darüber abzustimmen, ob mit den Leistungsphasen 1 und 2 überhaupt weitergemacht werden solle.

Antrag auf Förderungen nur mit exakter Planung
Bürgermeister Robert Scherer plädierte dafür, in der Entwurfsplanung fortzufahren, um durch die Vorstellung der Kosten im Juni „fundierte Kenntnisse“ zu erlangen. „Als Basis für Zuschüsse brauchen wir fundierte Kosten“, erinnerte er. Wenn bis Ende September keine exakte Planung beim Regierungspräsidium eingereicht werde, müsse man bis September nächsten Jahres warten, um Förderungen zu beantragen. „Die Weltlage ist spekulativ“, sagte der Bürgermeister, man könne auch den Kopf in den Sand stecken. Lars-Erik Meyer (SPD) stimmte ebenfalls dafür, weiterzumachen. Auch wenn er die Kostenbedenken teile, wolle er wenigstens den baulichen Planungsstand sicher haben. Die Planungsphase mache den geringsten Kostenfaktor aus und einen Teil habe man dafür bereits ausgegeben, sagte er.
Räte stellen kritische Nachfragen zu Entwürfen
Markus Waibel (FWV) fand ebenso, dass mit der Entwurfsplanung weiter gemacht werden müsse, ohne dabei die Zahlen aus den Augen zu verlieren. Weiterhin hatte er Fragen zur Architektur. Für die Saunagastronomie fehlten ihm gut erreichbare Lagerräume, für das Personal fehle im Kassenbereich eine Tür zur Toilette und den Ruheraum mit den Liegen bezeichnete er als „kaserniert“. Zudem störte er sich daran, dass der Blick vom Foyer auf den See zugebaut werden solle, das passe nicht zum Titel „Haus am See“.
Alexandra Mahl (Umweltgruppe) führte an, die letzte Konzeption sei schlüssiger gewesen. Wie zuvor Waibel bemängelte sie die Ruheräume und wählte das Wort „Legebatterie“ und bescheinigte dem Gastronomiebereich „Kantinencharakter“. Ferner fragte sie nach Solarpanelen, ein Aspekt, den auch Christine Ludwig (Bündnis 90/Die Grünen) beschäftigte: „Die Therme muss energetisch unabhängig werden, das fehlt mir in der Planung.“

Die Antworten von Architekt Pohl und Ingenieur Josef Letzguß von der L&P beratende Ingenieure GmbH auf die aufgeworfenen Fragen befriedigten den Rat nicht, sondern erzürnten ihn eher. Michael Dörr (FDP) sagte, niemand habe die Fachleute in der beruflichen Ehre kränken wollen, „aber wir sind keine Ansammlung von Trotteln“. Markus Waibel sagte: „Man muss uns die Möglichkeit geben, was zu sagen, und Fragen auch beantwortet bekommen.“ Boris Mattes argumentierte: „Die Fachleute haben keine Sorgen zerstreut.“ Er habe das Vertrauen verloren und stellte deswegen den Antrag, die Planung abzubrechen.
Thermeleiter rechnet nun mit weiterem Zuschussbedarf
Entgegen der Anmerkung von Thermeleiter Fabian Dalmer, dass in der Therme investiert werden müsse, um sie in einen wirtschaftlichen Bereich zu bringen, und dass bei einer Verschiebung des Projekts eine weitere Bezuschussung der Therme notwendig werden könnte, stimmte der Rat mehrheitlich für eine Neuberatung im Herbst.