Er ist das Tor zur Stadt: der Saba-Knoten. Damit ist der Knotenpunkt der Bundesstraßen 31 und 33 gemeint. Doch vor einem Vierteljahrhundert machte das Areal vor allem die Infrastruktur Meersburgs betreffend von sich reden. In der letzten Sitzung vor Weihnachten 2000 wurden im Gemeinderat die Weichen für einen Bebauungsplan gestellt. Zwölfmal Ja, viermal Nein, drei Enthaltungen für den Planungsentwurf: Das zeigt, die Stadträte hegten auch Bedenken rund um die vorgestellten Ideen. Bestandteil des als Mischgebiet ausgewiesenen Geländes sollten ein Neubau des Winzervereins, ein Supermarkt, mehrere Reihenhäuser anschließend an das Gebiet Hepbach und ein Kreisverkehr sein.

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Rechtliche Auseinandersetzung um Lidl-Filiale

Inzwischen gehören der Vertrieb des Winzervereins Meersburg und die Lidl-Filiale fest an den Standort an der Kronenstraße. Damals lagen die Eröffnungen allerdings noch mehrere Jahre in der Zukunft. Rund um die Ansiedlung des Discounters gab es sogar eine rechtliche Auseinandersetzung zwischen der Stadt und dem Grundstücksbesitzer, der Firma IFN Schmitt in Karlsruhe. „Hier entsteht ein neuer Lidl-Lebensmittelmarkt. Voraussichtliche Eröffnung im Sommer 2003.“ So warb das Unternehmen im Frühjahr 2003 auf einer Hinweistafel am Saba-Knoten. Der damalige Bürgermeister Heinz Tausendfreund nannte das „psychologische Kriegsführung“, wie der SÜDKURIER damals berichtete.

So berichtete der SÜDKURIER am 29. April 2004. Damals wurde im Ausschuss für Umwelt und Technik über Änderungen des Bauantrags diskutiert.
So berichtete der SÜDKURIER am 29. April 2004. Damals wurde im Ausschuss für Umwelt und Technik über Änderungen des Bauantrags diskutiert. | Bild: Santini, Jenna

Die Stadt Meersburg forderte vom Eigentümer das Rückkaufsrecht. Anlass war die Tatsache, dass der Eigentümer durch den Weiterverkauf an Lidl angeblich seine Vereinbarungen mit Rewe einseitig gebrochen hatte. In Meersburg wünschte man sich keinen Discounter, sondern einen Supermarkt mit Vollsortiment. Die Entscheidung lag beim Landgericht Karlsruhe, das der Klage der Stadt Meersburg am Ende nicht folgte. Stattdessen lief der Streit auf einen Vergleich hinaus, wie Tausendfreund im März 2004 bei einer Bürgerversammlung berichtete.

Ein Foto des Saba-Ferienheims, das auf circa 1935 datiert ist. Unternehmer Hermann Schwer hatte es für die Angehörigen des Unternehmens ...
Ein Foto des Saba-Ferienheims, das auf circa 1935 datiert ist. Unternehmer Hermann Schwer hatte es für die Angehörigen des Unternehmens gebaut. | Bild: Stadtarchiv Meersburg
Das ehemalige Saba-Heim im Jahr 1986. Selbst die Bushaltestelle in der Nähe trägt den Namen.
Das ehemalige Saba-Heim im Jahr 1986. Selbst die Bushaltestelle in der Nähe trägt den Namen. | Bild: Stadtarchiv Meersburg

Parallel hatte sich der Ausschuss für Umwelt und Technik mehrfach mit dem Bauantrag der Firma Lidl zu beschäftigen. Diese hatte bereits vom Landratsamt eine Teilbaugenehmigung erhalten. Ende April 2004 gab das Gremium erneut mehrheitlich sein Einverständnis für Änderungen. Dass sich die Stadträte noch nicht mit dem geplanten Markt angefreundet hatten, zeigte die Debatte seinerzeit. Boris Mattes (SPD) sprach unter anderem von einem „08/15 Schuppen“ und das Eingangstor der Stadt Meersburg verliere dadurch an Charakter. Ex-Bürgermeister Heinz Tausendfreund gab zu, nachts schon davon zu träumen.

So sah es gegen 2005 am Saba-Knoten aus. Eine Tafel heißt die Besuch in mehreren Sprachen Willkommen.
So sah es gegen 2005 am Saba-Knoten aus. Eine Tafel heißt die Besuch in mehreren Sprachen Willkommen. | Bild: Stadtarchiv Meersburg

„Fernseher gehen weg wie warme Semmeln“

Laut Vertrag sollte das Gebäude bis zum 31. Dezember 2004 fertiggestellt sein. Dies gelang. Lidl kam der gesetzten Frist überdies zuvor. Die Filiale wurde am Donnerstag, 16. Dezember, morgens um 8 Uhr eröffnet und erlebte einen Ansturm. „Fernseher gehen weg wie warme Semmeln“ titelte der SÜDKURIER. Zuhauf kamen die Stereo-Farbfernseher in die Einkaufswagen. Die seit dem Jahr 1982 bestehende, deutlich kleinere Filiale an der Daisendorfer Straße hatte am Abend zuvor ihre Türen für immer geschlossen. Das Unternehmen hatte sich der Presse gegenüber übrigens stets zurückhaltend verhalten. Auf eine Anfrage im März 2003 kam per Fax die Antwort: „Bezüglich ihrer Anfrage zum Lidl-Neubau in Meersburg können wir zum derzeitigen Zeitpunkt keine näheren Informationen geben.“

Eine Kassiererin schaut einer Kundin in den Einkaufswagen. Die Lidl-Filiale wurde im Dezember 2004 eröffnet. Hier ist der Tag der ...
Eine Kassiererin schaut einer Kundin in den Einkaufswagen. Die Lidl-Filiale wurde im Dezember 2004 eröffnet. Hier ist der Tag der Eröffnung zu sehen. | Bild: Kleinstück, Holger

Beinahe geräuschlos verlief im Vergleich dazu der Bau des Wein- und Kulturzentrums. In diesem wurde nach einer planungsbedingten Verzögerung am 28. November 2003 Eröffnung gefeiert. Sowohl Winzerverein als auch Lidl haben mittlerweile Neuerungen umgesetzt. Der Discounter unterzog die Filiale in der jüngsten Vergangenheit einer Frischekur. Größeres setzte der Winzerverein um. Die Winzer verlegten ihre Kelterei von der Unterstadt in einen Neubau in der Nachbarschaft zum Siechenweiher. Nicht mal einen Kilometer entfernt zum Gebäude an der Kronenstraße. Für gute Erreichbarkeit sorgt seit Ende April 2006 der Kreisverkehr, über den man in Meersburg schon seit dem Jahr 1996 sprach. Auf dem Innenkreisel steht ein Glas-Wasser-Licht-Objekt mit dem Buchstaben M, das die Besucher auf Meersburg einstimmen soll.