Für die technischen Anlagen des Projekts Seewärme muss im Freibad Platz geschaffen und umgebaut werden. Die Vorstellung der notwendigen Maßnahmen führte im Gemeinderat zu einer teils hitzigen Debatte. Dietmar Hagen von Breinlinger Ingenieure und Gustavo Wagner von ibp Knauszentner stellten die detaillierten Planungen vor. Ein Grobkonzept für den erhöhten Platzbedarf war bereits in der vorherigen Sitzung vorgestellt worden.
Was alles ins Technikgebäude gehört
Auf dem Freibad-Areal ist das Technikgebäude unterzubringen. Mittels eines Saugrohres werde in einer Tiefe von 20 Metern das Seewasser entnommen, ins Gebäude geleitet und dort durch drei Pumpen in den Wärmetauscher gefördert. In der Technikzentrale müssen zudem ein zweistufiges Filtersystem, ein Blockheizkraftwerk mit einer Leistung von 720 Kilowattstunden und drei Gasbrennwertkessel als Redundanz und für Spitzenlastabdeckung Platz finden. In fünf Bauabschnitten soll die Wärme dann in die Häuser gebracht werden. Die Ermittlung des Wärmebedarfs sei aus den Zahlen des Stadtwerks ermittelt worden, erklärte Gustavo Wagner. Im ersten Bauabschnitt ist ihm zufolge der Anschluss der Uferpromenade und des 40 Meter höher gelegenen Gebiets um die Stefan-Lochner-Straße vorgesehen. Das genutzte Seewasser werde anschließend über eine zweite Leitung in etwa zehn Metern Tiefe in den See zurückgeführt.
Neue Hütten für Umkleiden und Spinde
Architektin Sandra Wurm vom gleichnamigen Planungsbüro erläuterte, dass die Technikanlagen auf drei Ebenen bis in eine Tiefe von 9,80 Metern unter dem jetzigen Erdgeschoss geplant seien. 60 Prozent der bestehenden Gebäude, wo sich unter anderem die Umkleiden und Sanitäranlagen befinden, müssen für die Heizzentrale zurückgebaut werden. „Am Schluss haben wir 12.000 Kubikmeter umbauten Raum“, sagte Wurm. Die Gastronomie bleibe bestehen, werde optisch aber etwas angepasst. Der Eingangsbereich mit Kasse und Kiosk werde für Lagerräume und eine bessere Wegeführung mit effektivem Personaleinsatz etwas schmaler. Vom See aus links solle ein neuer Sanitärbereich angebaut werden. In fünf davor ebenfalls neu zu bauenden Strandbadhütten sollen in einfachen Holzkonstruktionen Umkleiden und Spinde errichtet werden. Zu diesem Zweck müsse das Volleyballfeld gedreht werden, berichtete Wurm.

Köstlinger: Mit Planungen vor Tatsachen gestellt
Peter Köstlinger (CDU) sagte, er fühle sich mit diesen Plänen überfahren. Es sei vereinbart worden, nach Fertigstellung der Therme über die Zukunft des Strandbads zu diskutieren. Dieses verursache jedes Jahr ein Defizit von 300.000 Euro. „Mit den Planungen wird der Gemeinderat vor Tatsachen gestellt“, empörte er sich, „wir sind jetzt gezwungen und haben keine offene Entscheidung mehr“. Köstlinger stellte klar, dass er sowohl für Freibad als auch für die Seewärme sei, doch es gäbe vielleicht auch noch andere Möglichkeiten. Dazu gab er Stichworte wie offene Badewiese, Zuschlag der Schwimmbecken an die Therme oder eine Verbindung mit Minigolf und Wasserspielplatz. „Jetzt können wir nicht mehr ergebnisoffen diskutieren“, ärgerte er sich.
Waibel: „Wir werden an die Wand genagelt“
Markus Waibel (FWV) zeigte sich ebenfalls unzufrieden. Zum einen monierte er die Sitzungsunterlagen. „Ich kann sie nicht lesen und erarbeiten.“ Die geplanten Strandbadhütten bezeichnete er als „schwierig“. „Ich werde zur Architektur erst etwas sagen, wenn ich die Pläne lesen kann.“ Zum anderen sagte er wie Köstlinger, dass über die Zukunft des Freibads geredet werden sollte. „Die Entscheidung wird uns durch das Projekt abgenommen“, fand auch er. Wenn die Seewärme gewollt werde, müsse jetzt zugesagt werden. „Wir werden an die Wand genagelt“, sagte Waibel. „Geld in einen maroden Betrieb zu stecken, das würde keiner tun“, bezog er sich auf das Defizit.
Christine Ludwig (Bündnis 90/Die Grünen) äußerte sich ähnlich. „Die Größe war bei der Entscheidung für die Seewärme nicht klar“, sagte sie. Damals hieß es, ein leerer Keller werde genutzt. Ihr fehlten nach eigenen Angaben gleichfalls Grundlagen sowie wirtschaftliche Zahlen für eine Entscheidung.
Gastronomie am Abend länger öffnen?
Monika Biemann (Umweltgruppe) sprach sich klar für den Erhalt des Freibads aus. In Zeiten, in denen viele Kinder nicht schwimmen könnten, müssten die Schwimmbecken erhalten bleiben. „Man kann die Kinder nicht einfach in den See schmeißen“, sagte sie humorvoll. Zudem sei das 50-Meter-Becken das Einzige in der Region. Sebastian Schmäh (CDU) äußerte sich ebenso positiv zum Erhalt des Bads in seiner jetzigen Form. Man habe ein „Juwelgrundstück“, auch wenn er architektonische Anregungen habe. „Wir sollten uns öffnen und schauen, was andere machen“, sagte er mit Blick auf die Gastronomie in Sipplingen. „Warum müssen wir um 18 oder 20 Uhr zumachen?“, fragte er. In Sipplingen besteht seit vielen Jahren ein Gastronomiebetrieb direkt am Naturbadestrand.
Kämmerin Heike Sonntag erklärte zum angesprochenen Defizit und zu den geplanten Umbauten, dass alle durch das Projekt Seewärme verursachten Umbauten von der Seewärme GmbH bezahlt werden. Der Eingriff in den Bestand des Freibads zur Optimierung der Betriebsabläufe sei minimal. „Wir investieren nicht wirklich“, sagte sie. Der Gemeinderat nahm die Planungen zur Kenntnis.