Der neu gegründete Gesamtelternbeirat in Meersburg hat sich als erste Aufgabe ein großes Ziel gesetzt: Das Team will in Eigenregie die Gründung eines Naturkindergartens erreichen. Zu einer ersten Informationsveranstaltung kamen knapp 20 Eltern in das Vineum. Die Mitglieder des Gesamtelternbeirats, Romina Boll und Anna-Lena Murzin, informierten über die Voraussetzungen und Möglichkeiten für die Einrichtung eines Waldkindergartens.
„Das Schwierigste ist im Moment, einen Träger zu finden“, erklärte Romina Boll. Andere Naturkindergärten stünden zum Beispiel unter der Trägerschaft der Johanniter oder der Arbeiterwohlfahrt (AWO). „In Meersburg wäre auch eine Trägerschaft durch den Familientreff denkbar“, sagte Boll. Dieser sei ein Verein, der die notwendigen Strukturen mitbringe.
Keine Trägerschaft, aber Unterstützung der Stadt
Der Gemeinderat hatte vor kurzem abgelehnt, die Trägerschaft für einen Naturkindergarten zu übernehmen. Das Gremium hatte selbst schon die Einrichtung eines solchen Kindergartens geprüft, ihn aber aus wirtschaftlichen Gründen zugunsten des Ausbaus des Dachgeschosses im Sommertalkindergarten ad acta gelegt.
Dennoch unterstütze die Stadt die Elterninitiative mit Know-how, berichtete Murzin. Unter anderem stehe der von der Verwaltung ausgewählte Platz am Ende des San-Gimignano-Wegs beim Waldparkplatz zur Verfügung. Der Spitalfonds als Eigentümer der Waldfläche und der zuständige Förster seien ebenfalls einverstanden, sagte Boll.
Realisierung bis September 2024 wäre machbar
Auf Nachfrage aus den Reihen der Eltern antwortete Murzin, dass eine Realisierung bis zum Start des neuen Kindergartenjahres im September „sportlich, aber machbar“ wäre. Wenn ein Träger gefunden sei, sei der Bauantrag das Zeitaufwändigste, auch wenn das Bauamt schon informiert sei, meinte Anna-Lena Murzin.
50 Eltern haben bereits Interesse bekundet
Den Naturkindergarten mit Kindern zu füllen, sei kein Problem, erklärte Boll. Rund 50 Eltern hätten für ihre Kinder nach einer städtischen Abfrage Interesse bekundet, in umliegenden Gemeinden bestünden lange Wartelisten für solche Einrichtungen und für diesen besonderen Bereich gebe es auch genügend pädagogische Fachkräfte.
Der Gesamtelternbeirat kalkuliert mit laufenden Unterhaltskosten von jährlich 90.000 Euro, zuzüglich einer einmaligen Investition von rund 300.000 Euro für einen Zirkus- oder Bauwagen.
Sechs Eltern bekunden Interesse an Mitarbeit
Mit einem Appell richtete sich Romina Boll an die Anwesenden: Jetzt müssten sich Eltern finden, die sich für das Projekt engagieren wollen. „Wenn nicht, müssten wir die Arbeit hier einstellen“, betonte sie, denn es würde sich nicht lohnen, mehr Energien in die Umsetzung der Pläne zu stecken, wenn hinterher nichts herauskäme. Sechs Eltern bekundeten ernsthaftes Interesse, sich zu engagieren, und hinterließen ihre Kontaktdaten. Drei weitere Eltern hatten bereits im Vorfeld ihre Unterstützung zugesagt, erklärte Murzin im Anschluss.
Der neue Gesamtelternbeirat in Meersburg
- Das Gremium: Der Gesamtelternbeirat wurde Ende Januar gegründet. Die sechs Mitglieder sind Elternvertreter der verschiedensten Einrichtungen in Meersburg. Zu den Gründungsmitgliedern zählen die Vorsitzende des Elternbeirats der Sommertalschule sowie jene des Sommertal-Kindergartens und der Krippe. Zusätzlich sind Elternbeiräte aus dem Hort sowie Vorstandsmitglieder des Familientreffs in dem Gremium.
- Das Ziel: Der Gesamtelternbeirat will Familienthemen mehr Schlagkraft und Sichtbarkeit geben, erklärte Anna-Lena Murzin, Elternbeiratsvorsitzende von Kindergarten und Krippe sowie Mitglied im Elternbeirat der Schule. „Wir teilen alle die gleichen Probleme.“ Als ein Beispiel nennt sie das Essen in den Einrichtungen. Bisher seien die Elternvertreter einzeln mit Wünschen und Anregungen an den Leiter des Spitalfonds herangetreten, obwohl die Ideen ähnlich gewesen seien. Das könne auch gebündelt geschehen. „Mit dem Gesamtelternbeirat können wir mehr Präsenz zeigen und Transparenz schaffen.“ Weiter will der Gesamtelternbeirat die Lebensqualität der Familien in der Stadt verbessert. Dazu seien konstruktive Dialoge mit den Trägern und der Stadtverwaltung geplant, um auf eventuell bestehende Probleme oder Bedürfnisse aufmerksam zu machen. Zweimal im Jahr werde es Gespräche mit Anna Müller-Allahham geben, der Leiterin der Abteilung Familie, Bildung und Soziales bei der Stadtverwaltung.
- Die Themen: Im Gesamtelternbeirat sei die Idee aufgekommen, den Familientreff als potenziellen Träger für den Naturkindergarten anzufragen. Ein weiteres aktuelles Thema seien die Öffnungszeiten der Einrichtungen, sagt Romina Boll, stellvertretende Elternbeiratsvorsitzende des Kindergartens und der Krippe. „Wenn in der Krippe die Betreuung am Freitagnachmittag wegfällt, hat das auch Auswirkung auf die anderen Betreuungsangebote.“ Hätten Familien mehrere Kinder in unterschiedlichen Einrichtungen, müssten sie sich komplett neu organisieren. Weiter denke der Gesamtelternbeirat alternative Betreuungsangebote an, um Gebührenerhöhungen gerecht zu gestalten.