Stadtbaumeister Martin Bleicher hört nach sechs Jahren auf. Er wurde in der letzten Sitzung des Jahres vom Gemeinderat feierlich verabschiedet. Seine Kündigung war aber keine Überraschung. Schon in der Septembersitzung des Gremiums hatte Bleicher seinen Weggang öffentlich verkündet, seine Beweggründe erläutert und einen ausführlichen Überblick über sein bisheriges Wirken gegeben. Ausschlaggebender Grund für seine Kündigung sei ein Todesfall in seiner Familie gewesen, erklärte Bleicher. Dieser habe den 57-Jährigen dazu gebracht, über die begrenzte Lebenszeit nachzudenken.

Wunsch nach mehr wertiger Privatzeit

Dabei habe der bei Ulm wohnhafte Architekt festgestellt, dass er allein 15 Stunden die Woche im Auto zum Hin- und Herfahren verbringe. „Diese Fahrtzeiten will ich zukünftig in qualitativ wertige Privatzeit wandeln“, sagte er. Demnächst werde er als angestellter Architekt in einem Büro in Wohnortnähe arbeiten. „Dieser Schritt fällt mir nicht leicht, denn die Arbeit hier in Meersburg hat mir stets große Freude bereitet“, sagte er. Die Arbeit mit Gemeinderat und Ausschuss für Umwelt und Technik schloss er dabei ausdrücklich mit ein. „Ich habe in Ihnen als Gremiumsmitglieder immer kritische und sehr gute Berater für alle anstehenden Aufgaben gefunden“, erklärte er. Und Aufgaben habe es einige gegeben, erinnerte er an die zurückliegenden Jahre.

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430 Bauanträge und 15 Bebauungspläne

430 Bauanträge seien in dieser Zeit diskutiert und bearbeitet, 15 Bebauungspläne aufgestellt oder geändert und sechs Änderungen des Flächennutzungsplanes des GVV Meersburg festgelegt worden. „In keiner Amtszeit meiner Vorgänger wurde diese Anzahl in so kurzer Zeitspanne durchgeführt“, sagte er auch ein wenig stolz. Ihm als Architekten sei es eine besondere Freude gewesen, das Großprojekt des Parkhauses West am See zu begleiten, ebenso wie den äußerst wichtigen Anbau am Feuerwehrhaus. Auch die Entwurfsplanung für die Sanierung der Therme sei nur dank vieler Abend- und Überstunden seinerseits und der sehr guten Zusammenarbeit mit den Ratsmitgliedern und dem Arbeitskreis der Therme möglich gewesen. „Da haben Sie viel gespart, weil Sie mich als Architekten hatten, der in seiner Freizeit mitgeplant hat“, betonte Bleicher.

Das Parkhaus West am See ist eines der Großprojekte des scheidenden Bauamtsleiters Martin Bleicher (links vorne). Hier ein Archivbild ...
Das Parkhaus West am See ist eines der Großprojekte des scheidenden Bauamtsleiters Martin Bleicher (links vorne). Hier ein Archivbild von der Schlüsselübergabe im Juli 2020. | Bild: Lorna Komm

Weiter sei in der Zeit die Zweckentfremdungssatzung eingeführt worden sowie die baulandpolitischen Grundsätze und die Anpassungen verschiedenster städtischer Satzungen. „Zudem haben wir den Gutachterausschuss erfolgreich auf interkommunaler Ebene zusammengeführt und Maßnahmen wie den Hochwasserschutz, den Lärmaktionsplan und das Starkregenrisikomanagement der Stadt begonnen und in Teilen ausgeführt“, resümierte Bleicher die zurückliegenden Aufgaben in seinem Amt im Meersburger Rathaus.

Hoffnung auf Erfolge in der Zukunft

Ferner habe es viele Projekte gegeben, die bereits für die Zukunft vorbereitet worden seien. „Ich hoffe, dass Sie diese in den kommenden Jahren erfolgreich umsetzen werden“, wünschte er dem Gremium. Dazu zählten unter anderem die Planungen der Uferrenaturierung, das Hämmerle-Areal, die Projektentwicklung rund um das Parkhaus Stephan-Lochner-Straße, die Seewärme und der Aufzug im Rieschen, der die Barriere zwischen Unterstadt und Oberstadt für alle spürbar verbessern werde, meinte er.

Abschließend wolle er der Stadt noch eine persönliche Empfehlung mit auf den Weg geben. „Es wird wichtig sein, auch in Zukunft konsequent an der Entwicklung des Gewerbegebietes zu arbeiten und jungen Betrieben Raum zu geben, damit sie sich hier ansiedeln können“, riet der Planer. Ebenso Flächen höher bebaubar zu machen, dafür mehr Grünflächen zwischen den Gebäuden entstehen zu lassen. Denn das fördere das Stadtklima und das Wohlbefinden der Bewohner. Bleicher dankte für das entgegengebrachte Vertrauen und den Respekt sowie für die stets positive und menschliche Art ihm gegenüber.

Bürgermeister Robert Scherer dankte in der letzten gemeinsamen Sitzung recht herzlich für die zurückliegenden sechs Jahre. „Das Vorzeigeprojekt Parkhaus hätte es ohne den Bauamtsleiter nicht gegeben“, betonte er. Die Ratsmitglieder verabschiedeten sich applaudierend.