Bekanntlich kann jeder etwas ins Internet schreiben, ohne dass es stimmen muss. Wer beispielsweise bei Google nach dem Ursprüngen des Stadtnamens Meersburg sucht, stößt schnell auf einen „Liopoldus de Merdespurch“.

Merte bedeute auf alemannisch Martin – und davon soll sich der Name Meersburg ableiten, so die Webseite bodenseekultur.info. Aber stimmt das überhaupt? Oder ist es vielleicht ein Meersburger Märchen?

Mehr als nur eine Erklärung

Um das zu beantworten gibt es keinen Besseren als Peter Schmidt. Der gebürtige Meersburger ist seit Jahrzehnten passionierter Lokalhistoriker und kennt zahlreiche Bände zur Stadtgeschichte. Er hat außerdem mehrere Bücher über Meersburg geschrieben, macht Stadtführungen und ist ein wandelndes Lexikon zur Lokalgeschichte. Daneben ist er auch noch im Gemeinderat und in der Fastnacht tätig.

Lokalhistoriker Peter Schmidt mit einem Band über die Stadt Meersburg.
Lokalhistoriker Peter Schmidt mit einem Band über die Stadt Meersburg. | Bild: Cian Hartung

Beim Treffen mit dem SÜDKURIER liegen mehrere Bände auf seinem Tisch. Aber ganz so einfach sei die Antwort auf die Frage nach dem Stadtnamen nicht, sagt er. Es gebe etwa 17 unterschiedliche Varianten, den Stadtnamen zu erklären. „Historiker haben sich immer wieder an dieser Frage vergangen.“ Im Folgenden stellten wir die fünf plausibelsten Erklärungsversuche vor.

1. Meer, Mars oder Landung?

In dem Buch „Meersburg im Mittelalter“ aus dem Jahr 1988 schreibt der Autor Steven Fisch, dass Gelehrte bereits früh den Stadtnamen mit dem Wort „Meer“ in Verbindung brachten. Später dachte man an den Planeten Mars (“Marsburg“) und im 19. Jahrhundert kam man wohl darauf, dass das alemannische Wort „meere“ für Landung (an einem Ufer) auch dementsprechend gedeutet werden kann. „Außerdem wird oft auch auf die Kirche St. Martin in Uhldingen verwiesen“, erklärt Peter Schmidt. „Sie soll möglicherweise auch Einfluss auf die Namensgebung gehabt haben.“

2. Merzesburg oder Mörsburg – das ist hier die Frage

In dem Band „Meersburg am Bodensee“ von F.X. Conrad Staiger aus dem Jahr 1953 herrscht ebenso Unklarheit, sagt Lokalhistoriker Schmidt. „Die Stadt hieß anfangs Merzesburg, dann Marisburg, hierauf Merspurg, hernach Mörsburg, und jetzt wird sie Meersburg geschrieben“, heißt es dort. Woher der Stadtname nun komme, sei aber nicht bekannt, so Autor Staiger in der Fußnote.

3. Von Merti zu Meersburg

Mit blumigen Formulierungen versucht der Autor und ehemalige Stadtarchivar Guntram Brummer eine Erklärung in seinem Band „Meersburg“ aus dem Jahr 1971.

Guntram Brummer, ehemaliger Autor und Stadtarchivar der Stadt Meersburg.
Guntram Brummer, ehemaliger Autor und Stadtarchivar der Stadt Meersburg. | Bild: privat

Er spricht er von einem „Merti“, der „irgendwann im ersten Jahrtausend unserer Zeitrechnung ein Haus in unsere freundliche Hänge setzte“. Merti zu Meersburg sei es nicht mehr weit, so der Autor. Das ist ähnliche Herleitung wie auf der zuvor erwähnten Webseite bodenseekultur.info.

4. Aufs Schwert gefallen

In einer Magazinausgabe der Stadt Meersburg zum 1000. Jubiläum wird wieder auf „Liupold de Mersburg“ verwiesen – wenn auch mit anderer Schreibweise. Dieses Mal gibt es dazu aber eine kuriose Geschichte. „Dem war es schlecht ergangen, denn beim Sturz vom Pferd war er in das eigene Schwert gefallen und starb“, heißt es dort. Zuvor soll er im 11. Jahrhundert auf der Burg oberhalb des Sees gelebt haben.

Peter Schmidt mit der Jubiläumsausgabe der Stadt Meersburg.
Peter Schmidt mit der Jubiläumsausgabe der Stadt Meersburg. | Bild: Cian Hartung

Eine Urkunde, in der sein Name erwähnt wurde, sicherte Liupold anschließend ein langes Andenken. Die Gelehrten hätten es fortan aber nicht immer so genau mit der Schreibweise genommen. Varianten wie „Merdesburch“, „Mersburc“ oder „Merenesburch“, seien über Jahrhunderte verbreitet gewesen und sorgen Jahrhunderte später nicht unbedingt für mehr Klarheit.

Fazit: Alle haben recht, aber auch nicht

Peter Schmidt sagt: „Geschichte ist fließend und die eine Antwort auf diese Frage gibt es nicht.“ Erklärungsversuche hätten immer eine gewisse Halbwertszeit, wie sich an der Lektüre der Geschichtsbände zeigt.

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Die Suche nach einer Antwort bleibe daher offen, so Schmidt, möglicherweise sogar für immer. „Und das ist vielleicht auch das Schöne an dieser Stadt mit den tausend Geschichten.“