Ein touristischer Massenmagnet wie Meersburg wird Owingen wohl kaum werden – und das will die Gemeinde auch gar nicht, wie bei der jüngsten Gemeinderatssitzung deutlich wurde. Das Gremium beschloss, ein eigenes Tourismuskonzept zu entwickeln. Demnach möchte sich die Kommune mit ihren ganz unterschiedlich strukturierten Teilorten sowie den damit verbundenen landschaftlichen Reizen als Oase der Ruhe profilieren und als Kontrapunkt zum Trubel am Seeufer punkten.

Viele Anziehungspunkte für Naturfreunde

Mit dem Aachtobel unterhalb von Taisersdorf gibt es eine Rarität für Outdoorfans; Hohenbodman bietet mit seinem Turm bei klarem Wetter eine Aussicht bis in das Berner Oberland. In Billafingen können Naturfreunde die vielfältige Flora und Fauna am Sielmann-Weiher bestaunen und Owingen selbst hat mit seiner „kleinen Birnau“, alias Nikolauskapelle, ein kunsthistorisches Kleinod, um nur einige der Besonderheiten hervorzuheben.

Die Nikolauskapelle ist ein kulturelles Kleinod in Owingen.
Die Nikolauskapelle ist ein kulturelles Kleinod in Owingen. | Bild: Hanspeter Walter

Maßgeschneidertes Konzept soll mehr Gäste anlocken

Bürgermeister Henrik Wengert betonte: "Der Tourismus in Owingen kann sicherlich noch ausgebaut und professionalisiert werden." Die Kommune ist zwar schon Mitglied des Bodensee-Linzgau-Tourismus, stellt sogar mit Heike Steurer aus Taisersdorf dessen Vorsitzende. Dennoch sind Verwaltung und Gemeinderat überzeugt, mit einem speziell auf den eigenen Ort zugeschnittenen Konzept in begrenztem Maße weitere Gäste gewinnen zu können – ganz im Sinne der Gastronomen, des Handels und der Zimmervermieter.

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Bestandsaufnahme als erster Schritt

Bereits im November hatte Alexander Seiz von der Schwäbisch Gmünder Hotel und Tourismus Consulting Kohl und Partner dem Gremium einige allgemeine Thesen zum Thema Tourismus im Wandel vorgestellt. Dabei wurden auch Chancen und Potenziale für die Gemeinde Owingen skizziert. Mit den Leistungserbringern und Fachleuten aus der Kommune wollen die Spezialisten nun im Verlauf mehrerer Workshops eine detaillierte Bestandsaufnahme erstellen. Dann sollen Strategien für die weitere Entwicklung der touristischen Angebote erarbeitet werden.

Der Turm in Hohenbodman ist ein beliebter Aussichtspunkt.
Der Turm in Hohenbodman ist ein beliebter Aussichtspunkt. | Bild: Hanspeter Walter

Zielgruppe Naturliebhaber

Owingen habe bisher überregional zwar nur wenig Bekanntheit, stellen die Berater fest. Durch die Lage im Hinterland des Bodensees würden jedoch immer mehr Ruhe suchende Touristen in die kleine Gemeinde gelockt. „Besonders Naturliebhaber kommen hier ganz auf ihre Kosten“, heißt es in den Vorüberlegungen. Vor einigen Jahren sei der Heinz-Sielmann-Weiher angelegt worden, wo mittlerweile eine einzigartige Flora und Fauna entstanden sei.

Am Sielmann-Weiher in Billafingen können Wanderer unter anderem Gänsefamilien beobachten.
Am Sielmann-Weiher in Billafingen können Wanderer unter anderem Gänsefamilien beobachten. | Bild: Hanspeter Walter

„Täler wie das Salemertal oder Aachtobel laden zum Wandern und Fahrradfahren ein“, heißt es weiter. Wobei es auf den zahlreichen Wanderrouten viele kulturelle Schätze zu bestaunen gebe. Auch kulturelle Veranstaltungen und Gastronomiebetriebe mit regionaler Küche seien Anziehungspunkte für Gäste.

Strategisches Vorgehen

  • Die Inhalte: Bei der Erstellung des Tourismuskonzepts wollen die Experten von Kohl und Partner verschiedene Inhalte bearbeiten. Zum einen soll es um die Klärung der touristischen Zukunft für Owingen gehen. Fragestellungen sind dabei unter anderem, welche Zielgruppen die Gemeinde ansprechen möchte und welche touristischen Themen im Vordergrund stehen sollen. Des Weiteren wollen die Experten darüber beraten, welche Angebote und Infrastrukturen benötigt werden. Außerdem sollen Umsetzungsleitlinien entwickelt werden, sowohl in Bezug auf die Organisation des Marketings als auch des Tourismus an sich.
  • Die Methode: Eine effiziente Vorgehensweise unter Einbindung von Experten, Partnern und Bürgern liegt den Beratern eigenen Angaben zufolge am Herzen. Die Inhalte sollen mit einer überschaubaren Projektgruppe von zwölf bis 20 Personen abgestimmt werden, die im Idealfall mehrere Perspektiven in dem zentralen Arbeitsgremium vereinen. Durch Expertengespräche sollen sowohl der lokale als auch der fachliche Sachverstand sowie die verschiedenen Meinungen eingebunden werden. Für die Bestimmung der Ausgangslage sind Internet- und Literaturrecherchen sowie Vorortbegehungen geplant. Nach Abschluss der vorbereitenden Arbeiten sollen in einer Tourismuswerkstatt die Grundorientierung abgestimmt sowie die Inhalte weiter vertieft werden. Außerdem soll ein Zukunftskonzept entworfen werden. An der Tourismuswerkstatt sollen sich auch die Bürger beteiligen können.