Seit nun mehr einem Jahr ist sie Dauerthema: Die Verbesserung des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) in der Gemeinde Salem. Im Gemeinderat standen nun verschiedene Varianten zur Auswahl, wie dies geschehen könnte. Angela Nickl, Amtsleiterin Bürgerdienste, erklärte im Sachvortrag, dass ein Drei-Säulen-Modell geplant sei – mit ÖPNV-Bürgerbus Linzgau-Emma, sozialem Fahrdienst Linzgau-Shuttle und Mitfahrplattform für Pendler und Auszubildende.

Beförderungslücken in Flächengemeinde schließen

Der Bürgerbus soll das bestehende Angebot nach Bedarf zu festgelegten Zeiten erweitern und somit Beförderungslücken in der Flächengemeinde schließen. Hier wurden im Gemeinderat zwei mögliche Herangehensweisen erörtert. Erstens: Die Gemeinde beantragt die Konzession, beschafft, wartet und versichert den Bus, führt den Betrieb in eigener Verantwortung und trägt alle Kosten, soweit diese nicht durch Fahrgelder und Fördermittel gedeckt werden. Zudem übernehmen Ehrenamtliche den Fahrdienst.

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Zweitens: Erweiterung des bestehenden Liniennetzes durch das Landratsamt beziehungsweise den Bodensee-Oberschwaben Verkehrsverbund (Bodo), Koordination über das Landratsamt, finanzielle Beteiligung der Gemeinde an den Betriebskosten, Anschluss an den Flächenverkehr, Bodotarif, Anerkennung von Gästekarten und Monatskarten sowie Zuschuss in Höhe von 50 Prozent für die Betriebskosten. Oliver Buck von der Straßenverkehrsbehörde im Landratsamt sagte zu Herangehensweise Zwei: „Wir haben den Vorteil, dass wir ein Ticket haben, wenn wir vom Bus in die Bahn, oder von der Bahn in den Bus umsteigen.“ Denn der Bodo verbindet 20 Verkehrsunternehmen beziehungsweise deren Zusammenschlüsse miteinander – und das über Kreisgrenzen hinweg.

Nachholbedarf im Westen und Osten erkannt

Über die Linie 7397, den Erlebnisbus, Schulbusse und den Linienverkehr in Richtung Airbus in Immenstaad sowie den Bahnhof ist Salem in der Nord-Süd-Achse gut angeschlossen. Nachholbedarf sieht das Landratsamt im Westen und Osten. „Für die Anbindung sind bedarfsorientierte Verkehre optimal“, erklärte Oliver Buck. Sieben Emmas fahren seinen Ausführungen zufolge derzeit im Bodenseekreis. Sie funktionieren nach dem Rufbusmodell. Gebucht wird über das Internet oder per Telefon. Ein erstes Konzept für Salem sieht so aus: unter anderem drei Korridore, Betriebszeit von 9 bis 20 Uhr und keine Konkurrenz zum bestehenden ÖPNV. Zwischen 100 000 und 200 000 Euro müsste die Gemeinde pro Jahr für dieses Modell zahlen – abhängig von der definitiven Gestaltung, etwa den Betriebszeiten. Wer die Wende im ÖPNV schaffen wolle, müsse eher professionelle Verkehre einrichten, wo die Fahrer bezahlt würden, sagte Buck.

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Bürgermeister Manfred Härle erklärte, dass man im Gemeindeverwaltungsverband gerne mit dem Bodo-Konzept starten würde. Frickingen und Heiligenberg seien grundsätzlich interessiert, so Härle. Den Fahrdienst Linzgau-Shuttle, zu dessen Zweck sich eigens ein Verein gegründet hat, sieht er derzeit nicht in der Lage, die „enorme Aufgabe“ der Verbesserung des ÖPNV alleine zu stemmen. Klaus Hoher (FDP) sagte: „Der Verein braucht erst mal die Chance, sich sauber aufzustellen.“ Ratsmitglied Petra Herter (CDU) sprach sich ebenfalls für eine Vereinbarung mit dem Bodo aus, mit Unterstützung des sozialen Fahrdienstes.

Bürgermeister Härle: 1-Euro-Modell anstreben

Einstimmig entschied sich der Gemeinderat schließlich für das von der Verwaltung vorgestellte Drei-Säulen-Modell unter Beteiligung des Bodo. In der Diskussion wurden diverse Wünsche bezüglich des Angebots ausgesprochen: Henriette Fiedler (FWV) bat um Betriebszeiten ab mindestens 8 Uhr. Fritz Baur appellierte, die kleinen Orte anzubinden. Adolf Eblen (CDU) hofft, dass „wenigstens am Wochenende“ abends weitere Fahrten für die Jugendlichen geboten werden. Ebenfalls kam die Idee einer kostenlosen Mitfahrt im Bürgerbus auf, während die Fahrt im regulären Bus 2,20 Euro kostet. Unter anderem Bürgermeister Härle sagte, dass ein 1-Euro-Ticket eher politisch vertretbar und machbar wäre. Oliver Buck erklärte: „Wir könnten auf 1 Euro runtergehen.“ 0 Euro würden allerdings ein schlechtes Bild auf die anderen Busbetriebe werfen. Der Vorschlag der freien Fahrt wurde dann auch eher beim sozialen Fahrdienst angesiedelt.

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Ulrike Lenski (GOL) hielt die Variante, in der die Gemeinde den Betrieb alleine übernimmt, für flexibler. „Es ist nicht so, dass wir das komplett alleine machen in unserer Kammer und ihnen ein Konzept vorlegen“, versprach Buck darauf. Im Früjahr 2020 soll ein Emma-Konzept für Salem umgesetzt werden. Mit einem 1-Euro-Modell, sagte Bürgermeister Härle. „Ich denke, wir sollten so bald wie möglich mit so vielen Komponenten wie möglich starten“, sagte Henriette Fiedler (FWV).