Etwas unzufrieden nestelt Angela Zyla an Hubert Armbruster herum. „Das mit deinem Bauch müssen wir anders machen“, klagt sie und versucht, das kugelige Kissen unter seinem Hemd etwas plattzudrücken. „Er ist mein Theatermann“, schiebt Zyla erklärend hinterher, während Armbruster seine Pseudogattin mit dem bunten Sommerdress fröhlich anstrahlt.
Beim Probenwochenende der Theatergruppe aus Mittelstenweiler wird das erste Mal in Kostümen geübt – und deren Präsentation sorgt für manche Lacher. Um das Bühnenoutfit kümmert sich jeder Akteur selbst. „Ich habe alles zu Hause gehabt und das Kleid von einer Freundin geliehen“, sagt Renate Hau.

Regisseur Thomas Notheis bekommt für seine Rolle eine Perücke verpasst, bevor er in einen golden schimmernden Anzug schlüpft. „Dieses Jahr haben wir ungefähr 20 Proben“, verrät er. Armbruster ergänzt: „Ende September, Anfang Oktober geht es los – erst mit Leseproben, dann mit Laufproben.“ Sitzt dann der Text schon? „Wär schön!“, entgegnet er und grinst. Zu 90 Prozent habe es dieses Jahr schon geklappt, wodurch man bereits früh auch in die Bewegung gehen könne.

Verhängnisvolle Flusskreuzfahrt?
Bewegung ist ein gutes Stichwort, denn in dieser Spielsaison treten die Figuren eine Schiffsreise an. Im Dreiakter „Mann über Bord!“ von Regina Harlander checken diverse Mitreisende ein, um eine Flusskreuzfahrt auf der schönen blauen Donau zu genießen. Doch ob von Genuss die Rede sein kann, wird sich noch zeigen. „Wir legen los mit dem ersten Akt!“, ruft Notheis und winkt seine Crew an Ort und Stelle. Als Leonard Straub auf der Bühne an einem Schreibtisch Platz nimmt, sehen seine Mitstreiter vom Zuschauerraum aus zu.

Schnell wird deutlich, dass der von ihm dargestellte Versicherungsvertreter selbst alle Gefahren scheut, gegen die er die Menschen versichern will. Auch die ständigen Anrufe seiner Mutter sind nicht gerade hilfreich, da betritt Straubs echte Mutter Elisabeth in der Rolle der Luise die Szene. Luise will vor dem Antritt einer Donau-Schiffsreise eine Lebensversicherung für ihren Gatten abschließen, der an einer Reihe von eingebildeten Krankheiten leidet. Ob sie damit nur Gutes im Schilde führt, bleibt abzuwarten.
Darüber hinaus an Bord ist Elfriede mit ihrem gutmütigen Ehemann Otto, den sie mit ihrer Sparsamkeit in den Wahnsinn treibt. Der Schürzenjäger Willibald reist in Begleitung seiner einfältigen Frau Irmgard, bringt jedoch jede Frau in Wallung. Darüber hinaus hält der bekannte Wahrsager Monsieur Ophelius für seine Reisegefährten allerlei Prophezeiungen bereit. Auch der ängstliche Versicherungsvertreter Hartmut Knapp wagt sich aufs Schiff, da er dort seine Mutter Ernestine vor lauernden Gefahren schützen will. Steward Lothar hat somit alle Hände voll zu tun, denn nicht nur die äußerst arbeitsscheue Reinigungskraft Erna raubt ihm schon bald den letzten Nerv.

Team stemmt Zusatzvorstellung
Da die Komödien der Theatergruppe Mittelstenweiler jedes Jahr auf großen Anklang stoßen, ist auch die 78. Aufführung schon kurz nach Beginn des Kartenvorverkaufs nahezu restlos ausgebucht. Notheis hat jedoch gute Neuigkeiten: „Aufgrund der großen Nachfrage nehmen wir den 4. Januar um 13 Uhr als zusätzlichen Aufführungstermin dazu.“ Somit biete man nun zehn statt neun Vorstellungen in den Weihnachtsferien.
Bevor ihr Einsatz ansteht, stärken sich die Akteure am reichlich gedeckten Tisch. „Sankt Nikolaus war da“, kommentiert Elisabeth Straub die Nüsse, Mandarinen und Süßigkeiten. Renate Hau freut sich über die Hefeteigmännchen und eine Bühnenrolle. Nachdem sie im vergangenen Jahr souffliert hatte, tritt sie dieses Jahr das vierte Mal auf. „Ich bin in Rente gegangen und habe etwas gesucht, wo man den Kopf braucht und wo man Spaß und Gesellschaft hat“, begründet sie ihre Motivation fürs Theaterspiel. Das probenfreie Sommerhalbjahr verbringe sie am liebsten an der frischen Luft, doch im Winterhalbjahr muss es Theaterluft sein. „Es macht jedes Mal noch mehr Spaß“, sagt Hau.