­Salem Die regenerative Landwirtschaft ist für Bernhard Markgraf von Baden „eine der Antworten auf die ganz großen Fragen, die uns beschäftigen“. Was das bedeutet, wurde am Abend der Offenen Tür auf dem Markgräflich Badischen Gutsbetrieb erläutert. Betriebsleiter Roman Strasser erkl­­ärte die Methoden: In einem Zyklus von nährenden und zehrenden Früchten werden Zwischenfrüchte eingesetzt, die die Nährstoffe für die nachfolgende Frucht liefern. Der Boden wird mit einem Johnson-Su-Kompost angereichert, zusätzlich werden Fermente eingespritzt. Damit kann der Boden Nährstoffe und Wasser gut speichern, Humus bilden und CO2 binden. „Dieses System führt zu einem Paradigmenwechsel in der Landwirtschaft. Ein Prozent mehr Humus auf der ganzen Welt würde das CO2-Problem lösen“, sagt Bernhard Markgraf von Baden. Mit seinem Erbe sehe er sich verantwortlich für eine funktionierende Landwirtschaft. Durch den früheren Ackerbau, bei dem alles umgepflügt wurde, ging der Humus verloren. Der Fokus auf Wachstum sei damals richtig gewesen. „Wir mussten das Land aufbauen, die Menschen ernähren“. Heute jedoch müsse man die Richtung wechseln. Wichtig ist ihm, dass sich langfristig nicht nur sein Betrieb eine Transformation leisten kann. Das Modell muss sich betriebswirtschaftlich tragen, um sich zu verbreiten. Mehrkosten in die Produkte einzupreisen würde nicht funktionieren, so der Markgraf. Er sieht die regenerative Landwirtschaft als Dienst am Ökosystem und an der Gesellschaft, der über ein ausgleichendes System zu refinanzieren sein sollte. Der Markgräflich Badische Gutsbetrieb ist Partner der Zukunftsinitiative „Regenerate Forum“. Diese hilft Landwirten in der Region bei der Finanzierung, bietet Weiterbildungen an und organisiert Feldtage und Vorträge. Die Bodenseeregion soll mit der Erforschung neuer Methoden zum Zukunftsmodell werden. Der Gutsbetrieb möchte seine Erfahrungen teilen, um das Ausfallrisiko für andere Landwirte möglichst gering zu halten.

Roman Strasser ist sich bewusst, dass sich nicht jeder Betrieb eine Umstellung leisten kann. Er betont, dass man auch in der konventionellen Landwirtschaft regenerativ arbeiten könne und niemand zu einem Bio-Betrieb gedrängt werden solle. Wichtig sei, dass auch die Familienbetriebe unterstützt würden. Das Konzept funktioniere nur, wenn alle mitmachen. Und Jan-Gisbert Schultze, Initiator des Regenerate Forum, erklärt: „Wir können die Welt nur gemeinsam verändern.“