25 Jahre alt, gut gebaut und von adliger Herkunft: Kein Wunder, dass die drei Herren ins Schwärmen geraten, wenn sie über das Neufracher Dorfgemeinschaftshaus Prinz Max sprechen. 25 Jahre ist es nun her, dass die Räumlichkeiten im Ortskern eingeweiht und der Öffentlichkeit präsentiert wurden.
Die Vorüberlegungen reichen indes viel weiter zurück, weiß Paul Müller zu berichten: „Nach der Gemeindereform entstand der Wunsch, dass es einen Versammlungsort in jedem Teilort gibt“, erzählt der einstige Gemeinderat und Neufracher Ortsreferent. Zwar seien im alten Prinz Max – dem gleichnamigen Gasthaus an derselben Stelle – Veranstaltungen möglich gewesen, doch war man stets auf die Wirtsfamilie angewiesen.
Vereine stemmen Veranstaltungen, aber Wirt kassiert

Manfred Nolle erinnert sich dabei an eine ständige Bettelei und den Blick zu jenen Ortsteilen, die bereits einen Treffpunkt für die Dorfgemeinschaft hatten. „Die Vereine haben die Arbeit gehabt, aber den Umsatz hatte der Wirt“, berichtet der langjährige Gemeinderat vom Wunsch der Ehrenamtlichen, bei Veranstaltungen auch etwas für die Vereinskasse zu verdienen. Auch Peter Allgaier, Salemer Bürgermeister vom 1988 bis 2004, würdigt die Vereine des zweitgrößten Teilorts: „Das kulturelle Leben war in Neufrach am reichhaltigsten.“

Sitzungssaal sollte Gemeinschaftsraum werden
Bis es ein Dorfgemeinschaftshaus an zentraler Stelle geben sollte, war es jedoch ein weiter Weg. Paul Müller erzählt, dass man schon in den 80er-Jahren ein Haus für die Vereine und die Gemeinschaft gewollt habe. Und Nolle spricht von Plänen für das Neufracher Rathaus, die nicht umgesetzt wurden: „Als wir das Rathaus gebaut haben, war der Sitzungssaal als öffentlicher Raum für die Neufracher gedacht.“ Doch Altbürgermeister Werner Kesenheimer habe statt des Allwetterbodens einen Teppich verlegen lassen. „Es war uns Neufrachern nie der Gedanke gekommen, dass es das Rathaus für die Gesamtgemeinde wird“, offenbart Nolle.
Turnhallen sind nicht die Lösung
Müller erinnert sich an eine andere Möglichkeit für einen Versammlungsort, die fast zum Tragen gekommen wäre: Noch unter Kesenheimer wurde der Bau der Sporthalle an der Grundschule begonnen, die 1989 fertiggestellt wurde. Allgaier ergänzt: „Man hatte überlegt, ob die Turnhalle zur Mehrzweckhalle wird, aber die Neufracher haben das abgelehnt.“ Gleichzeitig habe es in seiner Wahlkampfzeit mit der Schlossseehalle ein beherrschendes Thema gegeben. Werner Kesenheimer habe von einer zentralen Halle für 2000 Personen geträumt, doch das sei laut Allgaier keine Lösung für den Teilort gewesen: „Man kann die Neufracher nicht immer an den Schlosssee rausjagen.“

Gemeinde sichert sich marodes Gasthaus
Dass sich die Möglichkeit direkt neben dem Rathaus ergeben hat, bezeichnen heute alle drei Gesprächspartner als Glücksfall. „Das Ende des Prinz Max war absehbar“, blickt Peter Allgaier zurück. Die Wirtsleute hätten die Arbeit nicht mehr stemmen können, deren Kinder hätten kein Interesse gehabt und das Gebäude sei marode gewesen. „Die Gemeinde hat dann als Nachbar das Grundstück gekauft.“ Doch vor dem Abbruch kam nicht nur sprichwörtlich die Wende: „Um Weihnachten 1989 kamen 60 Flüchtlinge aus der DDR und es hieß: Die musst du unterbringen“, erzählt der ehemalige Bürgermeister. „Das war ähnlich wie heute.“
Unterkunft für Geflüchtete aus der DDR und Afrika
Nach den DDR-Bürgern seien Geflüchtete aus Afrika gekommen, was im alten Gasthaus zu einer wahrlich brenzligen Situation führte: Um es im schlecht gedämmten Gebäude warm zu haben, sei die Heizung hochgedreht worden, was diese überlastet habe. „Das Gas hat sich unter dem Saalboden verflüchtigt, deshalb wurden die Flüchtlinge ins Rathaus gebracht.“ Zum Glück sei kein Feuer ausgebrochen, doch der Abbruch im Februar 1997 war nun unausweichlich.

Alle Ortsteile tragen das Millionen-Projekt mit
Mit dem ebenfalls erworbenen Nachbarbauernhof habe man genug Fläche für das neue Dorfgemeinschaftshaus gehabt, für das zunächst 5 Millionen DM veranschlagt waren. Nolle erinnert sich, dass auch die Gemeinderäte der anderen Ortsteile das Projekt mitgetragen hätten, auch wenn es letztendlich 6,5 Millionen DM gekostet habe. Im September 1997 war Spatenstich, am 8. Oktober 1999 dann die feierliche Einweihung. „Es sieht noch aus wie damals“, meint Allgaier heute nach 25 Jahren. Nur die Lampen seien andere.

Und welche Wünsche gibt‘s zum Jubiläum?
Zum Jubiläum gibt es keine Geschenke, auch ein Festakt sei nicht geplant. Wünsche habe man dennoch, wie Müller verrät: So gebe es keinen Kühlraum, sondern die Nutzer müssten sich mit Notlösungen behelfen. Auch wäre ein Raum neben der Bühne wichtig, damit sich Künstler umkleiden und vorbereiten könnten. „Vielleicht kriegen wir nochmals ein Dorfsanierungsprogramm“, hofft der ehemalige Ortsreferent auf die geplante Überarbeitung des gesamten Rathausareals. Allgaier scherzt: „Warten wir noch 25 Jahre, vielleicht wird es dann verwirklicht.“