Selten wurde die Umnutzung eines Gebäudes so begrüßt wie diese: Nach mehreren Jahren Leerstand wurde die linke Hälfte des historischen Feuchtmayer-Hauses wieder mit Leben gefüllt. Wie Bürgermeister Manfred Härle eröffnete, habe es einige Zeit und Gedanken gekostet, nach dem Auszug der Gemeindebücherei im Jahr 2020 über die Nachnutzung zu entscheiden. „Unser erklärtes Ziel war es, eine Ergänzung zum Feuchtmayer-Museum auf den Weg zu bringen.“ Deshalb habe man den Gebäudeteil nicht privat vermieten, sondern öffentlich nutzen wollen.

Als Partner habe man das Ehepaar Gommeringer aus Beuren gewonnen, die mit ihrer Wikago-Kreativwerkstatt das „Kleinod“ in Mimmenhausen beleben wollen. „Die erste Ebene ist das Reich der Frau Gommeringer“, stellte Härle das Fotoatelier der Künstlerin vor, die mit ihren Werken zudem die Ausstellungsfläche im zweiten Stock einweihte. Für die Werkstatt im Untergeschoss habe man mit Wilfried Gommeringer einen „begnadeten Stuckateur“ gewinnen können, freute sich der Bürgermeister über den Bezug zum ehemaligen Hausherrn Joseph Anton Feuchtmayer.

Zu Künstler, Museum und Programm

Das Kulturforum Salem stemmt die Bewirtung am Tag der offenen Tür: Hier stehen Elisabeth Schweizer, Adolf Eblen und Hubert Sattler in ...
Das Kulturforum Salem stemmt die Bewirtung am Tag der offenen Tür: Hier stehen Elisabeth Schweizer, Adolf Eblen und Hubert Sattler in der neuen Küche. | Bild: Altmann, Miriam (Extern)

Verbundenheit mit dem Anwesen

Somit biete das „Kleinod“ Feuchtmayerhaus eine gute Kombination aus Heimatkunde und Kunst und sei ein Aushängeschild für die Gemeinde, betonte Härle. Wilfried Gommeringer winkte bescheiden ab: Er sehe sich nicht als Künstler, sondern vielmehr als Handwerker. „Meine Frau kann den Titel in Anspruch nehmen“, scherzte er. Der Stuckateurmeister erzählte, dass er nach einer Gipserlehre in die Restaurierung eingestiegen sei. 2016 hätten sie ihre Wikago-Kreativwerkstatt gegründet, doch noch ohne passende Räumlichkeiten.

Dass sie nun im Feuchtmayerhaus tätig sein dürften, sei aus mehreren Gründen eine glückliche Fügung: „Ich war Gründungsmitglied des Fördervereins“, erklärte Wilfried Gommeringer, der inzwischen auch dessen zweiter Vorsitzender ist. Karin Gommeringer offenbarte, dass sie hauptberuflich als Büchereiangestellte in Pfullendorf arbeite: „Vorher war ich hier“, sagte sie mit einer ausladenden Handbewegung. Durch ihre Mitarbeit in der ehemaligen Gemeindebücherei waren ihr die Räumlichkeiten vertraut, was auch ihr Mann bestätigte: „Es gibt von unserer Seite eine Verbundenheit.“

In ihrem Atelier zeigt Karin Gommeringer Rainer Schüle ihre Fotoarbeiten.
In ihrem Atelier zeigt Karin Gommeringer Rainer Schüle ihre Fotoarbeiten. | Bild: Altmann, Miriam (Extern)

Räumlichkeiten wieder mit Leben gefüllt

Von dem gemeinsamen Konzept überzeugte sich auch Rainer Schüle aus Sipplingen, der sich mit der Fotokünstlerin ihre Natur- und Landschaftsaufnahmen ansah. „Ich kenne die Familie Gommeringer“, verriet er den Grund seiner Anreise. „Ich wusste, dass Karin Bilder macht und Wilfried Stuckateur ist, aber das mal in Natura zu sehen, ist schön.“ Karin Gommeringer betonte dabei, dass sie keine fotografische Ausbildung habe, sondern sich dem Hobby autodidaktisch angenähert habe. „Ich mache Workshops und kleinere Aufträge, aber keine Passbilder.“

Christel und Wolfgang Speth sind vom künstlerischen Wert der Fotografien dennoch überzeugt. Versunken stehen sie im zweiten Stock vor einigen Makroaufnahmen. Zwar seien sie ohne Kaufabsichten gekommen, aber angesichts der zeitlosen Motive kämen sie ins Schwanken: „Ich könnte mir vorstellen, dass man das ganze Jahr sehen kann“, meint Christel Speth. „Ich finde es super, dass das Haus wieder genutzt wird“, ergänzt die Weildorferin. Dieses Angebot sei etwas Besonderes und fülle die Räumlichkeiten mit Leben.

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Künstlerisches Wirken in der Werkstatt und im Keller

Viel Leben zeigte sich auch in der Werkstatt, wo sich Helga Lehrian die Materialien und deren Verwendung erklären ließ. „Ich finde das ganz toll“, sagte sie mit einem Fläschchen mit rötlichen Farbpigmenten in den Händen. Die Mimmenhausenerin leistet regelmäßig nebenan Museumsdienst und habe auch eine weitere Verbundenheit zu Feuchtmayer: „Ich komme aus seiner Heimat in Oberbayern“, offenbart Lehrian, „die Wessobrunner Werkstatt ist ganz bekannt“.

Christel und Wolfgang Späth genießen den Besuch von Karin Gommeringers Ausstellung. An den Werken links gefällt ihnen die zeitlose ...
Christel und Wolfgang Späth genießen den Besuch von Karin Gommeringers Ausstellung. An den Werken links gefällt ihnen die zeitlose Schönheit. | Bild: Altmann, Miriam (Extern)

Franz Peter Kurowski nahm sich gerne Zeit, Lehrians Fragen zu beantworten. Der langjährige Kollege und Freund habe Gommeringer in der Vorbereitung auf die Eröffnung gern unterstützt und gemeinsam gaben sie eine Kostprobe ihres Schaffens. „Für die Leute ist das heute eine exotische Tätigkeit“, befand Kurowski. Auch Jürgen Jung, der regelmäßig im historischen Gewand durchs Museum führt, freute sich über das deutlich erweiterte Angebot im Haus: „Ich schicke die Leute jetzt einfach in den Keller, da können sie hautnah erleben, wie Gipsfiguren entstehen.“