Seit 25 Jahren wartet die Gemeinde Rickenbach mit einem Museum auf, welches in dieser Form seinesgleichen sucht – mit dem im Ortsteil Hottingen gelegenen Energiemuseum.

Dabei war die Gründungsgeschichte dieses besonderen Technikmuseums gar nicht so einfach, weiß der Vorsitzende des Fördervereins des Museums, Lorenz Maurer aus Hottingen, zu berichten.

Eingebettet in eine wunderschöne Landschaft liegt das Energiemuseum Rickenbach bei Hottingen.
Eingebettet in eine wunderschöne Landschaft liegt das Energiemuseum Rickenbach bei Hottingen. | Bild: Alexander Jaser

Statt eines Heimatmuseums wurde das Energiemuseum errichtet

Rickenbachs damaliger Bürgermeister Georg Keller habe sich für die Kommune ein Museum gewünscht und die hierzu benötigten öffentlichen Fördermittel seien auch bewilligt gewesen – doch an der Frage nach der Art des Museums schieden sich die Geister. Vor allem, weil ein beauftragter Museumsberater die Einrichtung eines weiteren Heimatmuseums im Hotzenwald ablehnte.

Bis 2007 war Georg Keller Bürgermeister der Gemeinde Rickenbach.
Bis 2007 war Georg Keller Bürgermeister der Gemeinde Rickenbach. | Bild: Alexander Jaser

Da im Gemeinderat über eine Alternative keine Einigkeit herrschte, habe der damalige Landrat des Kreises Waldshut, Bernhard Wütz, ein Machtwort gesprochen und auf den drohenden Verlust der Fördermittel hingewiesen.

Zum Glück für das heutige Energiemuseum, „denn die Kombination des Museums mit dem historischen Kraftwerk, der Wuhrenableitung und dem Wasserzulauf zum Eggbergbecken ist einzigartig, das gibt es auf der Welt kein zweites Mal“, erläutert Maurer. Er sieht das Museum als ein Ensemble aus klassischem Ausstellungsbereich, dem Außengelände mit zahlreichen weiteren Exponaten und dem bis heute im Betrieb befindlichen Kraftwerk.

Eine Turbine mit Generator der Kraftübertragungswerke Hottingen aus dem Jahre 1908 gehört zu den beeindruckenden Exponaten des ...
Eine Turbine mit Generator der Kraftübertragungswerke Hottingen aus dem Jahre 1908 gehört zu den beeindruckenden Exponaten des Energiemuseums Rickenbach. | Bild: Alexander Jaser

Im Energiemuseum wird Technik von einst und heute präsentiert

Und tatsächlich findet der Besucher das Museum nicht nur in eine wunderschöne Landschaft eingebettet, sondern auch in ein Stück lebendiger Technikgeschichte. In unmittelbarer Nähe des seit Jahrhunderten unterhaltenen Hännemer Wuhrs, des 1907 von Ferdinand Faller errichteten Wasserkraftwerkes und des in den 1970er Jahren errichteten 40 Meter tiefen Fallschachtes samt Wasserzulauf zum Eggbergbecken vereinigt es die Geschichte der Wasserkraft zur Gewinnung mechanischer Energie mit moderner Technik zur Gewinnung elektrischen Stroms auf engstem Raum.

Auch die technischen Details zur Gewinnung von Energie aus Wasserkraft werden für die Besucher des Energiemuseums in Rickenbach erlebbar.
Auch die technischen Details zur Gewinnung von Energie aus Wasserkraft werden für die Besucher des Energiemuseums in Rickenbach erlebbar. | Bild: Alexander Jaser

„In dieser Form ist das Energiemuseum eine wirkliche Innovation, denn es präsentiert dem Besucher die Erzeugung und Verteilung der Energie für deren mechanische oder elektrische Nutzung“, erläutert Maurer hierzu. Der einzigartige Standort im Hotzenwald illustriere dem Besucher nicht nur die einstige Nutzung der Jahrhunderte alten Wuhre etwa zur Bewässerung landwirtschaftlicher Flächen, sondern auch den Einsatz der durch das Kraftwerk erzeugten elektrischen Energie für Handwerksbetriebe wie Sägen oder Mühlen – vor allem jedoch für die seit vielen Jahrzehnten geschlossene Webereifabrik in Hottingen.

Ein genaues Regelwerk schreibt vor, dass höchstens 30 Prozent des Wassers der Murg in das Hännemer Wuhr abgeleitet werden darf.
Ein genaues Regelwerk schreibt vor, dass höchstens 30 Prozent des Wassers der Murg in das Hännemer Wuhr abgeleitet werden darf. | Bild: Alexander Jaser

Ein Anbau ist nötig und neue Technologien werden aufgenommen

Mittlerweile, so Maurer, werde im Förderverein des Energiemuseums der Blick nach vorne gerichtet, „denn wir schauen nicht nur zurück“. So könnten den Besuchern längst nicht alle Ausstellungstücke gezeigt werden, da der vorhandene Raum nicht ausreiche. „Daher muss das Museum erweitert werden, denn viele Exponate können wir gegenwärtig nur auf ganz Rickenbach verteilt einlagern“, erklärt er hierzu.

Weiterhin bestehe die Vision von einem größeren Raum für öffentliche Veranstaltungen wie Präsentationen oder Diskussionen. Die hiermit verbundenen Kosten könne der Verein jedoch nicht alleine aufbringen. „Wir werden daher ein Konzept ausarbeiten, um mögliche Fördermittel zu erhalten“, erläutert Maurer und betont ausdrücklich die hervorragende Unterstützung der Gemeinde Rickenbach für das Museum.

Bis heute liefert das 1907 errichtete Kleinkraftwerk Hottingen Strom aus Wasserkraft – der einstige Abnehmer, eine dortige Weberei, ...
Bis heute liefert das 1907 errichtete Kleinkraftwerk Hottingen Strom aus Wasserkraft – der einstige Abnehmer, eine dortige Weberei, besteht längst nicht mehr. | Bild: Alexander Jaser

Auch inhaltlich richtet der Förderverein die Museumsarbeit neu aus. So laufen nach Maurers Auskunft bereits die Planungen für den Aufbau eines rund neun Meter hohen Windrades.

Das könnte Sie auch interessieren

„Die Errichtung dieser klimaneutralen Energieanlagen ist ein Prozess, der noch über viele Jahre andauern wird. Es sind neue Technologien, die ein schlüssiges Konzept benötigen – so wie einst im Jahre 1907 die Errichtung des Kraftwerkes in Hottingen. Auch diese wurden damals stark diskutiert, um gesellschaftliche und gesetzliche Bedenken und Vorgaben zu erfüllen“, erläutert er. Daher werde sich das Energiemuseum dieser Technologien annehmen, „denn die Energiegewinnung ist heute ein ganz wichtiges Thema“, erklärt Maurer.