Der Bau der Neuen Mitte als Zentrum der Flächengemeinde hat auch weit reichende Konsequenzen für so manches alte Bauwerk. Was mit den leeren Räumen der umgezogenen Gemeindebibliothek im Feuchtmayerhaus passiert, ist beschlossen. Indes ist die Zukunft des ehemaligen Rathauses in Neufrach ebenso offen wie die des Polizeipostens im Schlossbezirk. Auch die Reduktion der Sparkassenfilialen hinterlässt leere Gebäude. Im Folgenden ein Überblick, was mit ihnen passieren soll.
Feuchtmayerhaus in Mimmenhausen

Seit die Gemeindebibliothek im April 2020 ins neue Rathaus gezogen ist, sind die zuvor genutzten Räume im linken Teil des Feuchtmayerhauses verwaist. Während das Dachgeschoss weiterhin für Veranstaltungen genutzt werden soll, wird die Wikago-Kreativwerkstatt mit einer Stuckwerkstatt und einem Fotoatelier das Angebot des rechts im Gebäude befindlichen Museums ergänzen und beleben.
Das entschied der Gemeinderat im vergangenen Dezember. Die nötigen Umbaumaßnahmen sollen im Laufe dieses Jahres fertiggestellt werden, berichtet Sabine Stark von der Gemeindeverwaltung: „Die Wikago wird dann vermutlich Anfang 2023 starten und das Kulturforum wird auch im kommenden Jahr die ersten Veranstaltungen durchführen.“
Altes Rathaus in Neufrach

Auch das alte Rathaus steht seit dem Bezug der Räumlichkeiten am Schlosssee in der Neuen Mitte leer. Ein Nutzungskonzept aus dem Jahr 2015 sah vor, den vorderen Gebäuderiegel an der Leutkircher Straße, den Bauamtstrakt, das Hegner-Haus und die Garagenzeile auf der Nordseite abzureißen.
Im verbleibenden Querriegel mit dem Sitzungssaal könnte mittelfristig die Musikschule einziehen, auf der frei werdenden Fläche könnten ein Dorf- und Festplatz sowie Stellplätze entstehen. Der Gemeinderat beriet 2020 darüber, wollte aber vor einer Entscheidung die Neufracher Bevölkerung in den Diskussionsprozess einbinden.
Im Frühjahr teilte die Gemeindeverwaltung mit, dass der Landkreis prüfe, ob sich das alte Rathaus in Neufrach nach Umbaumaßnahmen im Sanitärbereich für die Flüchtlingsunterbringung eigne.
Markgräflich Badische Hofapotheke im Schlossbezirk

Nach etwa 500 Jahren kam das Aus für die Markgräflich Badische Hofapotheke im Schloss Salem: Wie der SÜDKURIER im November 2019 berichtete, stellte der neue Mieter vier Wochen nach der Übernahme den Betrieb ein.
Seit der Übernahme des Schlosses im Jahr 2009 ist auch das Torhaus Eigentum des Landes Baden-Württemberg. „Der Zustand des Gebäudes und der Räume macht eine sehr aufwändige Sanierung nötig“, sagt Hermann Zettler, Leiter des Amts Ravensburg des Landesbetriebs Vermögen und Bau Baden-Württemberg. Es sei angedacht, die Nutzfläche von 206 Quadratmetern wieder zu vermieten, jedoch gebe es Feuchteschäden und die technische Einrichtung müsse ertüchtigt werden.
„Wir sind dabei, das Schadensbild festzustellen“, teilt Zettler zum Sachstand mit. Darauf folge eine erste grobe Kostenschätzung, worauf man sich bemühen müsse, über den Landeshaushalt Geld zur Verfügung zu bekommen und mit der Sanierung in Abstimmung mit den Denkmalbehörden zu beginnen.
Alter Polizeiposten im Schlossbezirk

Bis zum Umzug in die Neue Mitte im November 2021 befand sich der Salemer Polizeiposten auf dem Schlossgelände, womit ebenfalls der Landesbetrieb Vermögen und Bau Baden-Württemberg zuständig ist. Die beiden Wohnungen im ersten Obergeschoss seien vermietet, doch die 120 Quadratmeter große Fläche im Erdgeschoss stehe leer. „Es ist noch nicht abgeschlossen, wie wir mit dem Haus generell umgehen“, teilt Hermann Zettler mit.
Der Bauzustand des Gebäudes sei schlecht: Energetisch, von der technischen Ausrüstung und den Sicherheitsmaßnahmen her entspreche er nicht dem Stand der Technik. „Wir müssen analysieren, wie groß der Sanierungsrückstau ist, und die Kosten ermitteln“, erklärt der Amtsleiter. Von einem Verkauf über eine neue Nutzung bis zu einem Abbruch sei alles möglich: „Da stehen wir noch ganz am Anfang“, so Zettler.
Ehemalige Sparkassenfiliale in Mimmenhausen

Das leerstehende Sparkassengebäude in der Mimmenhausener Bahnhofstraße wurde verkauft. Der Gemeinderatsausschuss für Umwelt und Technik stimmte im August einer Umnutzung zu. „Die Gewerbeeinheit soll zu zwei Wohnungen mit Terrasse umgebaut werden. Die bereits bestehende Wohnung soll durch Grundrissänderung angepasst werden und eine Terrasse erhalten“, erläuterte Bauamtsleiter Marc Dürrhammer den Ausschussmitgliedern.
Leopold Prinz von Baden (FWV) und Adolf Eblen (CDU) bedauerten den Verlust an Infrastruktur. Bürgermeister Manfred Härle betonte, dass die Entwicklung hin zu größeren Einheiten nicht aufzuhalten sei: „Wenn es keine Nachnutzung gibt, können wir froh um jeden neuen Wohnraum sein.“
Ehemalige Sparkassenfiliale in Stefansfeld
Die Zukunft des Sparkassengebäudes in Stefansfeld ist noch ungewiss. „Bevor wir einzelne Maßnahmen treffen, machen wir uns auf den Weg mit einer Klima-Roadmap“, berichtet Ralf Bäuerle. Der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Salem-Heiligenberg erläutert, dass zur Erzielung einer besseren Energieeffizienz alle Gebäude im Besitz analysiert werden sollen, man jedoch noch auf den Bescheid des im vergangenen November gestellten Zuschussantrags warten müsse. Was dann mit dem Gebäude geschehe, hänge vom Ergebnis sowie der Entwicklung der Lage am Bau ab und werde vom Verwaltungsrat getroffen.
„Für mich ist klar, dass wir Wohnentwicklung stattfinden lassen sollten – aber jetzt bauen wollte ich nicht“, bemerkt Bäuerle. Zwei Wohneinheiten sowie Parkplätze und Garagen seien vermietet, informiert Christian Güdemann, Betriebsleiter Organisation. Zwischenzeitlich habe die Sparkasse die freien Flächen zur Flüchtlingsunterbringung angeboten: „Wir haben sie zusammen angesehen, doch dem Landratsamt war die dafür notwendige Investition zu hoch.“ Ralf Bäuerle ist offen für weitere Ideen: „Wenn es eine sinnvolle Nutzung gibt: Bitte gern, wir bekommen gern Miete.“