Seit die Bibliothek im April 2020 ins neue Rathaus gezogen ist, stehen die zuvor genutzten Räume im Feuchtmayerhaus leer. In der jüngsten Sitzung des Gemeinderatsausschusses für Verwaltung und Kultur gab Sabine Stark einen Überblick über die örtlichen Gegebenheiten, die notwendigen Sanierungsmaßnahmen sowie zwei Nutzungskonzepte.
„Das Gebäude sollte weiterhin in erster Linie öffentlich genutzt werden, wobei der Schwerpunkt auf einer kulturellen Nutzung liegen sollte“, sagte die Leiterin der Stabsstelle des Bürgermeisters, die auch für das Kulturforum zuständig ist. Ziel solle auch sein, das im selben Gebäude befindliche Feuchtmayermuseum in das Konzept einzubeziehen und nach Möglichkeit zu beleben, so Stark.
Veranstaltungen im Dachgeschoss
Für die öffentliche Nutzung empfehle die Verwaltung, das Dachgeschoss weiterhin für kleinere kulturelle Veranstaltungen zu verwenden. Dafür schlug Stark die Anschaffung einer „bescheidenen“ technischen Ausstattung mit einigen Strahlern und Lautsprechern sowie eines kleinen Bühnenpodests vor.
Während das zweite Obergeschoss als Ausstellungsraum genutzt werden könne, sei im Erdgeschoss der Einbau eines Küchenbereichs möglich, der auch für Bewirtungen bei Veranstaltungen im Feuchtmayergarten genutzt werden könne, sagte die Referentin. „Der Treppenturm muss öffentlich zugänglich bleiben, auch um den Fluchtweg für Veranstaltungen dauerhaft zu sichern“, betonte Stark auch im Hinblick auf die Nutzungsmöglichkeiten für das Untergeschoss und das erste Obergeschoss.
Förderprogramm für Gast-Künstler hätte einen Haken
Hierfür gebe es zwei unterschiedliche Konzepte: Denkbar sei eine Nutzung im Sinne des Förderprogramms „Artist in Residence“, was bedeute, dass gastierende Künstler unterschiedlicher Fachrichtungen für einen begrenzten Zeitraum vor Ort ihrer kreativen Tätigkeit nachgehen könnten. „Ziel dieser Programme ist es, einen Austausch mit Künstlern unterschiedlicher kultureller und regionaler Hintergründe oder Herkunft zu pflegen“, erklärte Stark dem Gremium. Sie gab jedoch zu bedenken, dass im Feuchtmayerhaus kein Wohnraum zur Verfügung gestellt werden könne und dass eine fachliche, künstlerische Betreuung notwendig sei.
Beurener Kreativwerkstatt zeigt Interesse
Für die freien Räumlichkeiten interessiere sich auch die Wikago-Kreativwerkstatt von Karin und Wilfried Gommeringer aus Beuren. Wilfried Gommeringer plane im Untergeschoss eine offene Stuckwerkstatt, wo Besucher die Arbeitstechniken live erleben und bei Workshops auch ausprobieren könnten. Im ersten Obergeschoss stelle sich Karin Gommeringer ein Fotoatelier für künstlerische Arbeiten vor, wo sie auch Workshops und Fotokurse geben würde. Die Öffnungszeiten der Ateliers sollen auf die Museumsöffnungszeiten abgestimmt werden, teilte Stark mit.
Notwendige Arbeiten im Rahmen des Haushaltsbudget
Das Kulturforum empfehle nach der Beratung der Konzepte die Zusammenarbeit mit der Kreativwerkstatt. „Hierbei wurde vor allem berücksichtigt, dass dieses Nutzungskonzept sehr gut zum Gebäude mit dem angrenzenden Museum passt und dessen Angebot belebt und ergänzt“, formulierte Stark. Hierfür sei lediglich der Einbau von zwei Türen sowie ein Wasseranschluss im Untergeschoss notwendig, was im Haushaltsbudget von 50.000 Euro für das Jahr 2022 bereits berücksichtigt sei. Weiterhin seien Malerarbeiten, die Erneuerung des Bodenbelages im ersten und zweiten Geschoss, die erwähnte Bühnentechnik und der vorgeschlagene Küchenbereich vom Haushaltsplan gedeckt.
Ausschussmitglieder: Konzept passt zum Museum
„Ich kann mich nur aussprechen für das, was Familie Gommeringer macht“, ergriff Luzia Koester (CDU) das Wort. „Das ist für uns ein Glücksgriff, das passt genau da hin.“ Fritz Baur (SPD) schloss sich seiner Vorrednerin an: „Gips und Stuck – das passt, das kann man nur unterstützen“, bezog er sich auf das Wirken von Joseph Anton Feuchtmayer. Auch Peter Frick (CDU) sah die Verbindung zum Barockkünstler gegeben: „Ich könnte mir vorstellen, dass die Handwerkskammer spezielle Lehrgänge mit anbieten könnte“, schlug er ergänzend vor, „das wäre vielleicht noch ein Geldgeber im Hintergrund“.
Für Jugendarbeit gibt es andere Orte
Birgit Zauner (GoL) brachte eine Nutzung für die Jugendarbeit ins Spiel und fragte: „Ist der Raum auch attraktiv für Jugendliche?“ Wenn es einen Internetanschluss gebe, könnten Podcasts oder Videos produziert werden. Sabine Stark gab zu bedenken, dass es sich beim Feuchtmayerhaus um ein sensibles Gebäude handle: „Vielleicht sind andere Räume besser geeignet“, meinte sie zur Nutzung durch Jugendliche. Bürgermeister Manfred Härle sah dies auch so: Dieser Ansatz müsse sich auch im Jugendtreff umsetzen lassen, außerdem gebe es mit dem katholischen Jugendraum bereits einen weiteren Treffpunkt. Er präferiere somit das Gesamtkonzept mit der Kreativwerkstatt: „Ich sehe Schnittstellen und Parallelen“, so Härle.
Gemeinderatsausschuss empfiehlt Umsetzung des Konzepts
Bezüglich des Veranstaltungsraums im Dachgeschoss, der sich über die ganze Gebäudefläche erstrecke, sagte Ursula Hefler (CDU): „Es war immer der Wunsch vom Kulturforum, einen kleineren Raum zu haben für Veranstaltungen, die nicht in den Prinz Max gehören, weil dort die Atmosphäre eine andere ist.“ Dabei sei eine gute Kooperation mit möglichen Mitnutzern wichtig, weshalb sie den Vorschlag der Familie Gommeringer gutheiße. Die Ausschussmitglieder empfahlen dem Gemeinderat einstimmig die Umsetzung des vorgestellten Konzepts.