Im Halbdunkel flackert eine Lampe, im Sand vor einem Metallzaun liegt ein grün schimmernder Plastiksessel. In der Ecke bewegt sich etwas Unförmiges mit vielen Ärmeln. Unangenehmes Wummern füllt den Raum. Das Zepp-Lab im Zeppelin Museum hat sich unter Emma Adlers Regie in einen verstörenden Raum gewandelt, der die Betrachtenden unfreundlich auf sich selbst zurückwirft.

Emma Adler ist die 40. Stipendiatin der ZF-Kunststiftung. Sie hat in Saarbrücken, Barcelona und Berlin Freie Kunst studiert und war in zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland vertreten. Am Donnerstag um wurde ihre Ausstellung „Simulator (sic!)ness“ im Zeppelin Museum eröffnet. Der Titel spielt mit dem Begriff „Simulationsickness“, der eine Übelkeit beschreibt, die Menschen überkommen kann, wenn sie sich zu lange nur im Digitalen bewegen.
Seit 2017 beschäftigt sich die Künstlerin intensiv mit Verschwörungstheorien und subjektiven Wahrheiten. Als „Artist in residence“ verbrachte sie viel Zeit im Turmatelier des Zeppelin Museums und ging Verschwörungstheorien in der Pandemie nach. „Die Recherche war sehr niederschmetternd in meinem Eremiten-Dasein im Turm“, sagt sie.

Sie schaute Videos, bewegte sich in sozialen Netzen und beobachtete die Muster dahinter. „Die Pandemie befeuert Verschwörungstheorien, sie nutzen die Unsicherheiten der Menschen aus“, sagt sie. Die Verbreitenden schürten mit apokalyptischen Bildern Ängste, stilisierten sich selbst als Leitfiguren und gäben ihrer Klientel das Gefühl, es besser zu wissen als der Rest. „Deshalb helfen Argumente hier auch nicht, weil es immer auch um das Selbstwertgefühl geht.“
Die unterschiedlichen Wahrnehmungen von Wirklichkeit, die fließenden Übergänge von digitaler und analoger Welt und der Schrecken angesichts dieser Entwicklungen finden Eingang in ihre Arbeit. Die Irritationen, die die Künstlerin eingebaut hat, sind diskret. Die pulsierende Bewegung ist erst leicht zu übersehen, dann verunsichert sie: Ist es ein Herzschlag, atmet da etwas hektisch? Die graue Wand aus immer gleichen Modulen könnte dem „Copy – Paste“-Modus eines Videospiels entstammen.
An einigen Stellen überraschen Mittelohrschnecken – dieses Organ ist nicht nur für das Hören und Zuhören zuständig, sondern auch für das Gleichgewicht. Es ist auch das Symbol eines Youtubers, Corona-Leugners und Arztes einer Schwindelambulanz.