Ein besonderes Gewerbegebiet solle es werden, leitete Stefanie Burg vom Freiburger Planungsbüro FSP die Diskussion um die Ausgestaltung des neuen Abschnitts zwischen Neufrach und Buggensegel ein: „Wir sind immer noch nicht im offiziellen Verfahren, sondern in der Vorberatung“, erklärte sie in der jüngsten Gemeinderatssitzung. Nach der Vorstellung erster Ideen im vergangenen März präsentierte sie nun mit Landschaftsarchitekt Christian Seng vom Überlinger Büro 365 Grad den ersten Bebauungsplanentwurf.

Sowohl Verdichtung als auch Begrünung

Da eine direkte Anbindung an die Kreisstraße nicht möglich sei, werde per Stichstraße von Norden her erschlossen, wie Burg erklärte. Die Grünfläche im Süden sei „für eine weitere Erweiterung sinnvoll gelegen“. Entlang der Kreisstraße im Westen plane man eine größere öffentliche Grünzone und entlang der Deggenhauser Aach im Osten wolle man die Versickerungszone aufenthaltsfreundlich für die Pausenerholung gestalten. Die Gewerbefläche könne dafür mit bis zu 18 Metern Höhe intensiv ausgenutzt werden. Seng ergänzte: „Es ist wichtig, dass wir die hohen Gebäude nicht einfach direkt auf den Acker stellen, sondern den Ortsrand weiterentwickeln.“ Mit sogenannten Klimabäumen am Siedlungsrand und in den Grünstreifen könne man die Temperatur senken. Durch artenreiche, dämmende Gründächer seien sogar Unterschiede von 25 Grad erreichbar, hob er hervor.

Blick von Südosten: Wo heute noch ein Acker ist, soll in Zukunft der neue Abschnitt des Gewerbegebiets entstehen.
Blick von Südosten: Wo heute noch ein Acker ist, soll in Zukunft der neue Abschnitt des Gewerbegebiets entstehen. | Bild: Altmann, Miriam

Bonusprogramm soll Bebauungsplan ergänzen

Burg erinnerte an das angedachte Anreizsystem mit Bonuspunkten: „Ein Bonusprogramm heißt, wir haben den Bebauungsplan mit Festsetzungen und für die Vergabe einen Kriterienkatalog.“ So müsse man die Latte für einheimische mittelständische Betriebe nicht zu hoch hängen, könne aber wünschenswerte Aspekte mit einem preislichen Bonus oder einer Bevorzugung im Rahmen der Vergabe belohnen. Darunter könnten unter anderem Fassadenbegrünungen, Retentionsdächer oder offenporige Beläge fallen.

Wenig Chancen für gemeinsames Parkhaus

Petra Herter (CDU) kritisierte die zwei Meter breiten Fußwege: „Solche Massenbewegungen sehe ich da nicht“, sagte sie und bezog sich auf Begegnungen mit Kinderwagen oder Rollstühlen. Martin Möller (GoL) brachte erneut ein zentrales Parkhaus zur Sprache, das man allerdings rechtzeitig vorsehen müsse: „Irgendwann haben wir eine Erweiterung bis zur Kläranlage, sodass sich auf jeden Fall ein Parkhaus lohnen würde.“ Burg bewertete die Idee positiv, aber als nicht praktikabel: „Ich habe große Zweifel, dass Sie jemanden finden, der das hinbaut, denn das ist defizitär.“

Martin Möller, GoL: „Irgendwann haben wir eine Erweiterung bis zur Kläranlage, sodass sich auf jeden Fall ein Parkhaus lohnen würde.“
Martin Möller, GoL: „Irgendwann haben wir eine Erweiterung bis zur Kläranlage, sodass sich auf jeden Fall ein Parkhaus lohnen würde.“ | Bild: Nico Wittmann

Untergrenze für Bebauung ist umstritten

Darüber hinaus regte Möller eine vorgeschriebene Minimalbebauung der Grundstücke an, um die Flächen auszunutzen und möglichst lange vorzuhalten. Die Planerin bestätigte, dass eine Mindestbaumassenzahl rechtlich möglich sei. Philip Kleiner (FWV) riet jedoch zur Vorsicht, da Gewerbetreibende meist klein beginnen würden und Entwicklungspotenzial bräuchten. Adolf Eblen (CDU) schlug in dieselbe Kerbe: „Existenzgründer und etablierte Unternehmer können es sich nicht leisten, ein Grundstück zu kaufen und gleichzeitig eine Riesenhalle darauf zu bauen.“

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Wohnen im Gewerbegebiet?

Ulrike Lenski (GoL) lobte die aufgenommenen Aspekte und bat zusätzlich um wasserdurchlässige Gehwegbeläge, Vogelschutzglas bei Eckfenstern und eine höhere Bodenfreiheit unter Zäunen für Kleintiere. In Bezug auf Betriebsleiterwohnungen, die im Erdgeschoss ausgeschlossen seien, fragte sie nach Wohnmöglichkeiten für Auszubildende. Stephanie Straßer (FWV) schloss sich an und kritisierte in dem Zuge große Betriebsleiterwohnungen. Burg merkte an, dass man für Mitarbeiterwohnungen ein Mischgebiet ausweisen müsse. Ansonsten könne man höchstens ein Azubi-Wohnheim als soziale Einrichtung zulassen, doch dann habe man keine in sich abgeschlossenen Wohnungen. Um große Betriebsleiterwohnungen zu vermeiden, riet Eblen zu einem Zuschlag auf den Kaufpreis bemessen an der Wohnungsgröße.

Kritik an Grüngestaltung

Petra Karg (GoL) wies auf die Bedeutung des Starkregenrisikomanagements für die zwischen zwei Bächen liegende Fläche hin, Straßer sprach sich für geschotterte Radwege aus, um auch nach der Erschließung noch ein Wärmenetz einrichten zu können. Wolfgang Kanon (FDP) sah die Grüngestaltung zwiegespalten: „Ich finde es spektakulär für einen Park, aber zu viel für ein Gewerbegebiet.“ Henriette Fiedler (FWV) gab zu bedenken, dass man die Überflutungsflächen ohnehin nicht hätte bebauen können. Auf einer gemeinsamen Fläche im Areal könne man aber einen zweiten Gewerbepark aus Gemeindehand realisieren.

Wolfgang Kanon, FDP: „Ich finde es spektakulär für einen Park, aber zu viel für ein Gewerbegebiet.“
Wolfgang Kanon, FDP: „Ich finde es spektakulär für einen Park, aber zu viel für ein Gewerbegebiet.“ | Bild: Fdp

Bürgermeister Manfred Härle kündigte an, dass im nächsten Schritt ein konkret ausgearbeiteter Entwurf zum Bebauungsplan folge: „Im Frühjahr kommen wir wieder in den Gemeinderat, wo wir detaillierter an den Start gehen.“