Inmitten der fröhlichen Schülerschar auf dem Lufttrampolin fällt Inken Kraft kaum auf, doch die neue Schulleiterin kennt ihre Sonnenbergschule schon länger, als ihre Schüler auf der Welt sind. „Ich habe 2009 mein Referendariat hier gemacht“, verrät die 42-Jährige. Nachdem sie zwei Jahre in der Schweiz gearbeitet hatte, kam sie 2012 zurück nach Buggensegel. Als der langjährige Rektor Günter Fordinal vor ein paar Jahren ohne Nachfolge in den Ruhestand ging, stand Inken Kraft bereits einmal an der Spitze der Schule: „Ich habe mit meiner Kollegin Sarah Arnold gesagt, wir leiten sie kommissarisch ein Jahr im Team, in der Hoffnung, dass sich jemand bewirbt.“

Bewerbung aus der Not heraus

Tatsächlich fand sich mit Annette Uhl eine neue Schulleiterin, doch sie blieb nur ein Dreivierteljahr, wie Inken Kraft berichtet. Somit übernahm sie erneut die kommissarische Leitung für ein Jahr und sagte sich: „Wenn sich wieder keiner bewirbt, bewerbe ich mich.“ Zwar sei sie sehr gern im Unterricht, aber zum einen liege ihr das Wohl der Schule am Herzen und zum anderen habe es ihr Freude bereitet, das neue Arbeitsfeld zu entdecken. „Es gab dann ein größeres Bewerbungsverfahren, wo ich die Einzige war“, blickt die Pädagogin schmunzelnd zurück.

2022 hatte die Schule ihr 50-jähriges Jubiläum, doch pandemiebedingt konnte nicht gefeiert werden, erzählt Inken Kraft vor dem ...
2022 hatte die Schule ihr 50-jähriges Jubiläum, doch pandemiebedingt konnte nicht gefeiert werden, erzählt Inken Kraft vor dem Kunstwerk, das Schüler und Mitarbeiter gestaltet haben. „2027 wollen wir das 55-Jährige feiern.“ | Bild: Altmann, Miriam

Schule hat keine große Lobby

Im Juni 2024 wurde Inken Kraft in ihr Amt eingesetzt, Ende Januar folgt die offizielle Feier. „Das ist etwas komisch, weil ich schon so lange da bin“, meint die 42-Jährige, doch sie freut sich über Aufmerksamkeit für die Einrichtung mit ihren 35 Schülern und 25 Mitarbeitern: „Unsere Schule ist klein und hat nicht so die Lobby – viele kennen sie nicht.“ Das sonderpädagogische Bildungs- und Beratungszentrum (SBBZ) mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung umfasst die Klassen 1 bis 9, dazu gibt es je eine Inklusionsklasse an der Grundschule in Mimmenhausen und an der Gemeinschaftsschule.

Weitere Leitungsstellen sind offen

Auch der Schulkindergarten, der sich seit Schuljahresbeginn in Mühlhofen befindet, ist Teil der Sonnenbergschule. „Das ist eine Intensivkooperation mit einem Kindergarten eines anderen Trägers“, erklärt die Rektorin, die auch den Schulkindergarten leitet. „Ziel ist, dass die Gemeinschaft und die Begegnungen wachsen.“ Sowohl die Kindergartenleitung als auch die Konrektorenstelle sind derzeit ausgeschrieben, auch eine bereits versprochene Stelle für die Schulsozialarbeit ist wegen Sparmaßnahmen noch nicht besetzt. Die Leitung des Kindergartens bereite ihr zwar Freude, aber die räumliche Trennung zerreiße sie auch.

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Raumnot als größte Herausforderung

„Die größte Herausforderung ist die Raumnot“, offenbart Inken Kraft. In den vergangenen Jahren sei die Schule um 50 Prozent gewachsen, eine Raumbedarfsanalyse habe einen Mangel an 500 Quadratmetern ergeben – noch ohne Berücksichtigung des Ganztagsanspruchs ab 2026. Das Landratsamt als Schulträger habe eine großflächige Entwicklungsplanung initiiert, bei der die Sonnenbergschule weit oben rangiere. Für das kommende Schuljahr zeichnet sich daher die Auslagerung von Klassen ab. „Wir haben uns lange gesträubt, weil es uns mit den Standorten total zerreißt, aber wir können das definitiv nicht mehr aussitzen“, bedauert die Schulleiterin.

Rektorin Inken Kraft vor „ihrer“ Sonnenbergschule. Die Raumnot ist die größte Herausforderung, die die Schulleiterin in den nächsten ...
Rektorin Inken Kraft vor „ihrer“ Sonnenbergschule. Die Raumnot ist die größte Herausforderung, die die Schulleiterin in den nächsten Jahren zu meistern hat. | Bild: Altmann, Miriam

Schüler liegen ihr besonders am Herzen

Für den kommenden September stehen sogar zwölf neue Erstklässler auf Inken Krafts Liste. Für die kleinen Räume und die Bedürfnisse der Kinder seien bereits sechs Schüler viel, die unter anderem mit Entwicklungsverzögerungen, verschiedenen Syndromen oder Gendefekten, eingeschränkter oder fehlender Lautsprache kämen oder sich auf dem Autismus-Spektrum befänden. Die 42-Jährige betont, dass diese Mischung aus besonderen Schülern auch ein besonderer Ansporn für sie sei: „Die kommen gern und steigen jeden Tag strahlend aus dem Bus, sodass Leute schon gefragt haben, ob bei uns heute ein Fest wäre.“

Eltern werden feinfühlig begleitet

Eine gute Elternarbeit sei dafür ebenfalls bedeutsam. „Für die Eltern ist es oft schwierig anzunehmen, dass ihr Kind sich anders entwickelt. Daher ist eine feinfühlige Begleitung wichtig und dass sie sich ernst genommen fühlen“, sagt die Sonderpädagogin. Dann überwiege aber die Freude, dass das Kind einen guten Platz habe. Neben den klassischen Fächern gibt es wöchentlich Schwimm- und Reitunterricht, Selbstständigkeitstraining, Hauswirtschaft und Kochen. Außerdem kommen externe Therapeuten zu Logopädie- und Ergotherapie-Sitzungen.

Die Schüler der Klasse G2 haben gerade Englisch bei Referendarin Nadine Haupt (links). Der anschauliche Unterricht und der Besuch von ...
Die Schüler der Klasse G2 haben gerade Englisch bei Referendarin Nadine Haupt (links). Der anschauliche Unterricht und der Besuch von Rektorin Inken Kraft (hinten rechts) gefallen den Kindern sehr. | Bild: Altmann, Miriam

Bunte Gemeinschaft will sich zeigen

Weiterhin motiviere sie ihr gutes Team und die gemeinsame Weiterentwicklung der Schule: „Uns ist es ein Herzensanliegen, gemeinsam mit dem Träger die Schule so zu entwickeln, dass alle Platz haben, sie unseren Bedürfnissen entspricht und sich alle wohlfühlen“, hofft Inken Kraft auf ein absehbares Ende der Zerrissenheit. Die positive Gestaltung des Schulalltags, das Feiern kleiner Schritte und die Einbindung in den Ort seien der guten Atmosphäre ebenfalls zuträglich. „Wenn hier ein Fest ansteht, helfen die Vereine immer“, freut sich die Rektorin. Beim Fasnetsumzug in Buggensegel werde man als Schule beim Umzug mitlaufen: „Wir gehen als Buntstifte – die gibt es in groß und klein, dick und dünn und in allen Farben.“