Ankommende Störche aus dem Winterquartier, Streit um die Horste, Nestbau, Paarungen, Eiablage und Brutpaare: Das alles gibt es aktuell rund um das Hofgut des Affenbergs zu beobachten. „Es ist sicherlich eine der dynamischsten Zeiten des Jahres bei unseren Störchen“, beschreibt es Parkdirektor Roland Hilgartner. „Es geht momentan laut klappernd und wild flatternd hoch her.“ Und ganz nebenbei transportieren die Störche mit ihren Schnäbeln jede Menge Äste und Nistmaterial auf die Dächer des Hofgutes.
Von den etwa 50 Horsten rund um den Affenberg sind immer noch ein paar frei. Der überwiegende Großteil ist allerdings bereits besetzt. „Das erste Paar auf dem Dach des Verwaltungsgebäudes ist sogar schon am Brüten“, berichtet der Affenberg-Chef. „Es sind drei Eier im Horst, die definitiv auch Ostereier sein dürften.“ Denn bei 32 Bruttagen bei den Störchen dürfte der Nachwuchs pünktlich zu Ostern schlüpfen.

Nach Jungtiersterben oft Paarwechsel
In den anderen Horsten kommt es dagegen immer noch teilweise zu lautstarken Vertreibungsaktionen. Genau das beobachtet Roland Hilgartner und sein Team ganz genau. Das hat auch einen Grund: Im vergangenen Jahr gab es rund um die Storchenstation im Frühjahr eine frostige, regnerische Woche, bei der weit mehr als die Hälfte der Jungtiere gestorben sind. „Wir haben in den vergangenen Jahren beobachtet, dass es bei einem größeren Jungtiersterben im Folgejahr in den Horsten einen überdurchschnittlichen Wechsel der Paare gibt“, so der Affenberg-Direktor. „Die Störche sind in der Regel horsttreu, allerdings nicht unbedingt partnertreu.“
Das bedeutet, dass Rückkehrer in der Regel den Horst vom vergangenen Jahr ansteuern. Da der Partner nicht im selben Winterquartier ist, kommt er nicht gleichzeitig an. Sollte der eine Partner zu lange allein im Horst sein, sucht sich der Storch kurzerhand einen neuen Partner. Sollte der alte Partner dann doch wieder auftauchen, kommt es zu Kämpfen um den Horst. Ob es dieses Jahr eben einen auffällig großen Wechsel der Horste gibt, kann Roland Hilgartner aber noch nicht sagen. Hierzu müssen erst noch die Ringe der Störche in den Horsten erfasst werden. Das werde aber erst gemacht, wenn die Paare endgültig feststehen.
Für die Affenberg-Störche hat das große Jungtiersterben aus dem vergangenen Jahr keine großen Auswirkungen. Das liegt daran, dass zum einen die Jungtiere nach einem Jahr noch nicht geschlechtsreif sind und meist im Winterquartier bleiben. Sogenannte Besenderungsprojekte konnten zum anderen bereits zeigen, dass sie normalerweise nicht dahin zurückkehren, wo sie geboren sind. „Das ist der Grund, warum es mittlerweile Affenberg-Störche in der Schweiz, in Frankreich und bis nach Kassel gibt“, sagt Roland Hilgartner.
Hilgartner: „Es ist immer etwas los“
Für ihn ist das Frühjahr die spannendste Zeit bei den Störchen. „Es ist eigentlich immer etwas los“, erklärt er. „Wenn ich die Zeit habe, setze ich mich sehr gern in den Biergarten und beobachte einfach das Geschehen auf unseren Dächern.“ Auf dem einen Dach streiten sich die Vögel um den Horst, nebenan klappern andere zur Begrüßung, in einem weiteren Nest flattert es wild bei der Paarung. Und dann kommen immer wieder tieffliegende Störche mit Ästen, Zweigen und Nistmaterial im Schnabel, um die teilweise bis zu mehrere hundert Kilo schweren Horste auszubauen, die im Durchmesser schon mal zwei Meter groß werden können.

Dann gibt es am Hofgut am Affenberg noch einen ganz besonderen Storch: Er heißt Peter. Er ist im wahrsten Sinne des Wortes der Methusalem der Affenberg-Störche. „Er ist jetzt 39 Jahre alt“, erklärt der Parkdirektor.

„Ich hatte schon Sorgen, dass er den Winter nicht überlebt. Doch jetzt sieht er wieder richtig gut aus.“ Er sei an seinem Aluminiumring am rechten Bein zu erkennen. Roland Hilgartner geht davon aus, dass er sehr wahrscheinlich einer, wenn nicht sogar der älteste lebende Storch überhaupt in freier Wildbahn ist.