Pünktlich zur offiziellen Eröffnung der 19. Home and Garden, die noch bis 11. September in Schloss Salem stattfindet, bricht die Sonne durch die Wolken. Die Schlossverwaltung, die den Auftakt am Donnerstag wegen des regnerischen Wetters schon in den Marstall verlagern wollte, lässt die Stehtischchen nach außen räumen.
Margit Metzger, Projektleiterin der Freizeit- und Lifestylemesse, hofft natürlich vor allem für die wieder rund 100 Aussteller, dass Petrus gewogen bleibt. Und Wolfgang Bauer, der Bürgermeister Manfred Härle vertritt, hofft, dass die Veranstaltung, die „ein Event für Salem und die ganze Umgebung ist“, auch in den kommenden Jahren stattfinden wird. Schlossverwalterin Birgit Rückert scheint da zuversichtlich zu sein. Sie betont, dass die Home and Garden seit ihrer Premiere 2004 jedes Jahr abgehalten wurde, selbst während der Pandemie. Auch dieses Jahr ist der Besucherstrom schon am ersten Vormittag rege.
„Wer von weiter her kommt, wundert sich, wie schön grün es hier ist“, sagt Rückert. Das sei der klugen Wasserwirtschaft der Zisterziensermönche zu verdanken, die Salem im 12. Jahrhundert gründeten. Unter dem ganzen Gelände verliefen Kanäle und Frischwasserleitungen, auf die man bei Grabungen auch regelmäßig stoße. Zum Beweis zeigt Rückert ein Stück eines getöpferten Rohrs, das aus dem 17. oder 18. Jahrhundert stammen dürfte. Solche Rohre hielten 2000 Jahre und länger und man könnte noch heute daraus trinken. Nachhaltiger gehe es kaum.
Veronika Fritz ist „ein alter Salem-Hase“, wie die Innsbruckerin selbst sagt. Sie arbeitet für den holländischen Blumenzwiebel-Produzenten Greenart und ist bereits zum 14. Mal hier. Fritz verfügt über eine Fülle von Pflanztipps. „Ich habe selbst alles ausprobiert, was hier wächst.“ Ihr bester Berater sei ihr 90-jähriger Nachbar, „mein Gartenzwerg“, scherzt Fritz. Dörte und Gerald Czajka aus Hohenaspe in Schleswig-Holstein sind von der Farbenvielfalt der Kalla fasziniert, die laut Fritz sehr pflegeleicht und vor allem winterhart sind. „Auch im Schwarzwald?“, fragt eine andere Interessierte. Fritz nickt: „Man muss sie nur abdecken.“

Die Home and Garden bietet eine breite Auswahl an Dingen, die das Leben in Haus und Garten schöner und praktischer machen sollen, und weit über Blumen und Pflanzen hinausgeht. Doch Klassiker wie Rosen gehören selbstverständlich dazu und finden immer ihre Liebhaber. So wird Dirigent Georg Mais, der in Salem schon viele Konzerte gegeben hat, von einer lieblich duftenden „Augusta Luise“ angezogen, die er für seinen Überlinger Garten erwirbt. Die Rose, „eine robuste Sorte, die mehrmals blüht“, stammt nicht etwa aus England, sondern aus dem Remstal, betont Floristmeisterin Anne-Kathrin Faiss aus Nürtingen.

Faiss, die das zwölfte Mal bei der Home and Garden mitmacht, erlitt während der Pandemie starke Einbußen: „Ich habe pro Jahr allein 170 Hochzeiten verloren.“ Wie hat sie das überstanden? Sie sei seit 25 Jahren im Geschäft, habe sich da ein kleines finanzielles Polster zugelegt. „Und ich habe viele Wochenmärkte gemacht.“ Aber über Corona wolle sie gar nicht mehr reden. „Ich habe hier nur schöne Dinge um mich herum und sehe hier Leute, die mit einem Lächeln kommen und mit einem Lächeln gehen.“ Faiss fährt fort, sie komme immer gerne nach Salem, weil sie den Bodensee liebe „und hier so eine gute Stimmung ist“. Viele Home-and-Garden-Besucher seien Urlauber und entsprechend entspannt.
Manuela und Stefan Schneider aus Wuppertal sehen tatsächlich relaxt aus. Sie verbringen zum dritten Mal ihre Ferien am Bodensee und sind nun zum ersten Mal auf der Home and Garden. „Reine Neugier, was es hier gibt“, nennt Stefan Schneider als Grund. Die Beiden sind scharf auf badische Delikatessen und kaufen bei Hildegard Neuling aus Appenweier-Urloffen ein. Sie offeriert eine große Auswahl an Senf- und Meerrettich-Spezialitäten. Ihr Vater, Bernhard Wiedemer, hat die gleichnamige Firma in der Ortenau 1932 gegründet. Ein Kundenliebling sei der Zwetschgensenf, ihr Favorit aber der altbadische Weißwurstsenf. Auf der Rückseite der Gläser prangt das badische Wappen. Neuling verrät schmunzelnd: „Darüber freute sich der Markgraf immer, wenn er am Stand vorbeikam.“