Sie sollen die Sicherheit für Radfahrer erhöhen und die Mobilitätswende voranbringen: Fahrradschutzstreifen, wie es sie bereits in einigen Straßen der Gemeinde gibt, dürfen von anderen Fahrzeugen nur in Ausnahmefällen überfahren werden. In der jüngsten Gemeinderatssitzung erklärte Virginia Bürgel als Leiterin des Amts für Bürgerdienste, dass sich die rechtlichen Voraussetzungen für die Einrichtung der Schutzstreifen gelockert hätten, weshalb die Verwaltung alle Ortsdurchfahrten erneut geprüft habe. Bereits im November hatte die FDP-Fraktion weitere Fahrradschutzstreifen beantragt, woraufhin Bürgermeister Manfred Härle zunächst um fraktionsinterne Besprechungen bat. „Aber wenn nichts kommt, machen wir einen konkreten Vorschlag“, kündigte er nun in der Sitzung an.
Hier wären Schutzstreifen möglich
So habe die Verwaltung folgende Straßenzüge im Blick: die Überlinger Straße (L 200a) in Tüfingen, die Lippertsreuter Straße (L 205) in Rickenbach, die Schwedenstraße und die Bächenstraße in Beuren, die Beurener Straße in Altenbeuren, die Dorfstraße und die Mimmenhauser Straße in Grasbeuren sowie ein Teilstück der Bodenseestraße (L 201) in Mimmenhausen. Ebenfalls infrage gekommen wären die Bergstraße in Mittelstenweiler und die St.-Antonius-Straße in Oberstenweiler. Doch hier bestehe keine Notwendigkeit, weil das durchschnittliche Verkehrsaufkommen geringer sei.
Hohe Erwartungen, fragwürdiger Effekt?
Die Kosten für die Anbringung der Schutzstreifen übernehme der Straßenbaulastträger: „Das ist überwiegend das Land, bei uns bleibt nichts hängen“, meinte Härle. Von den Bürgerversammlungen in den Teilorten wusste er zu berichten, dass die Erwartungshaltung sehr hoch sei, die Fahrradschutzstreifen sprichwörtlich auf den Weg zu bringen. Arnim Eglauer (SPD) hielt diese Maßnahme allerdings für kontraproduktiv: „Das ist nur ein Symbol, kein Verkehrszeichen.“ Eigenen Beobachtungen zufolge überfahre die Mehrzahl der Autofahrer diese Streifen, außerdem würden beim Überholen selten die vorgeschriebenen 1,50 Meter Abstand zu Radfahrern eingehalten. „Ich halte das für Symbolpolitik und Schaumschlägerei, da mag ich nicht mitmachen.“
Fluch und Segen des Halteverbots
Ulrike Lenski (GoL) war etwas optimistischer: Durch die Streifen werde den Radfahrern mehr Vorrang eingeräumt und diese rückten mehr in den Fokus der Autofahrer. Dass auf den Streifen ein absolutes Halteverbot gelte, wertete sie als weiteren Vorteil: „Wenn ich durch Stefansfeld radle, feiere ich das schon, dass da nicht überall ein Auto steht, an dem ich vorbeimuss.“ Kritischer war Petra Herter (CDU) eingestellt: „Wenn ich einen Radfahrer vor mir habe, kann ich den auch ohne Schutzstreifen nicht überfahren“, scherzte sie. Außerdem sei unklar, ob mit der sukzessiven Abschaffung der Busbuchten noch Bushaltestellen im Bereich dieser Schutzstreifen möglich seien. „Vielleicht ist es ratsam zu warten, bis wir überall unser Internet haben“, führte sie zuletzt den Breitbandausbau an. „Sonst zeichnen wir die Streifen in drei Jahren wieder.“

Antje Möller (GoL) berichtete, dass sie als Radfahrerin auf dem Schutzstreifen von einem Seitenspiegel eines Autos erfasst worden sei: „Wenn man das aufmalt, muss man es auch einfordern, es wird aber wenig bis gar nicht kontrolliert.“ Auch Henriette Fiedler (FWV) bezweifelte die angestrebte Sicherheit: „Dem Radverkehr muss viel Platz eingeräumt werden, aber die sicherere Variante wäre durch Anliegerstraßen.“ So sah es auch Manuel Kugler (FBL) und regte für Tüfingen einen separaten Radweg an. Martin Möller (GoL) schätzte, dass man den Radfahrern mit Schutzstreifen keinen Gefallen täte: „Der Name suggeriert ja, dass sie geschützt sind – aber fast das Gegenteil ist der Fall, weil Autofahrer das Gefühl haben, sie können bis an die Linie ranfahren.“
Kreisstraßen nein, Landesstraßen ja
Der Bürgermeister, der sich zu den aktiven Radfahrern zählte, sprach sich für die Schutzstreifen zugunsten der schwächeren Verkehrsteilnehmer aus: „Da fühlen Sie sich nicht hundertpro sicher, aber sicherer als ohne.“ An diesen Stellen müsse man den Radlern den notwendigen Raum geben. „Mehr können wir nicht machen, dessen müssen wir uns bewusst sein“, räumte er jedoch ein.
Herter schlug als Kompromiss vor, lediglich auf den Landesstraßen Schutzstreifen einzurichten, nicht jedoch auf den weniger befahrenen Kreisstraßen. Härle stellte den Vorschlag zur Abstimmung, der bei zwei Gegenstimmen angenommen wurde. Somit werden beim Landkreis für die Ortsdurchfahrt Tüfingen in Richtung Überlingen, für Rickenbach in Richtung Frickingen und für die Bodenseestraße in Mimmenhausen in Richtung Stefansfeld bis zur Einmündung der Straße Kasernenösch Fahrradschutzstreifen beantragt.