Dass an der Fritz-Baur-Grundschule in Mimmenhausen ab September 2026 ein verbindlicher Ganztagsbetrieb starten soll, war von Bürgermeister Manfred Härle bereits Ende 2023 kommuniziert worden. Anlass dafür ist der bundesweite Rechtsanspruch auf eine ganztägige Betreuung für Grundschulkinder, der ab dem Schuljahr 2026/2027 stufenweise ab Klasse 1 eingeführt wird. „Unser Vorschlag ist, für die Fritz-Baur-Grundschule eine verbindliche Ganztagsschule mit drei Tagen zu beantragen“, erklärte Kämmerin Julia Kneisel daher in der jüngsten Gemeinderatssitzung.

Gemeinsamer Rhythmus für alle

Neu war allerdings die Empfehlung der Verwaltung, gleich den gesamten Schulbetrieb umzustellen, was somit auch die Klassenstufen 2 bis 4 betreffen würde. „Wir haben das mit der Schule abgestimmt“, berichtete Kneisel. Bei einer sukzessiven Einführung wäre keine gemeinsame Rhythmisierung des Tagesablaufs mit Pausen- und Buszeiten möglich, auch mit Räumen und Kooperationen würde es schwierig.

„Wenn wir von Ganztagsschule sprechen, sprechen wir von 8 bis 15.15 Uhr“, hob Kneisel beschwichtigend hervor. Entscheide man sich hingegen für eine Halbtagsschule mit flexiblen Betreuungsangeboten durch die Kommune, so sei dies für die Eltern kostenpflichtig: „Das wären dann nicht mehr die Gebühren wie jetzt – mit zehn Euro pro Tag laufen wir nicht mehr raus.“

Im Bereich der Fahrradständer rechts soll ein Anbau mit vier zusätzlichen Räumen entstehen, um für den Ganztagsbetrieb gerüstet zu sein.
Im Bereich der Fahrradständer rechts soll ein Anbau mit vier zusätzlichen Räumen entstehen, um für den Ganztagsbetrieb gerüstet zu sein. | Bild: Miriam Altmann

Die Hälfte der Eltern ist dafür, die Hälfte dagegen

Anfang Februar hatte die Gemeinde eine Bedarfsabfrage durchgeführt: „51 Prozent geben an, dass sie sich eine verbindliche Ganztagsschule wünschen“, sagte Kneisel über die Eltern der jetzigen Erst- und Zweitklässler in der Gemeinde. Ähnlich zeigte sich der Rücklauf unter den Kindergarteneltern. „Für manche Eltern ist die Betreuung, die wir anbieten, zu viel, für manche zu wenig“, sprach die Kämmerin von Sorgen einiger Eltern, die ihr Kind im Februar angemeldet hätten. „Kein Kind muss in die Ganztagsschule, es kann daher sein, dass es Bezirkswechsel gibt.“ Härle ergänzte: „Wir haben den Vorteil, dass wir drei Grundschulen und eine gewisse Manövrierfähigkeit haben.“

Bild 2: Wird die Fritz-Baur-Grundschule 2026 komplett umgestellt? Eltern sind zwiegespalten
Bild: Miriam Altmann

Neufrach könnte nachziehen

Henriette Fiedler (FWV) konnte der verbindlichen Ganztagsschule mit Blick auf das Vorbild Skandinavien viel abgewinnen: „Wie schnell könnten die anderen Grundschulen nachziehen?“ Der Bürgermeister bremste allerdings: „Wir versuchen vorsichtig, den Fuß in die Tür zu bringen.“ In Neufrach hätte man prinzipiell die Möglichkeiten, doch erst gelte es, mit dem Konzept zu überzeugen. „Wir tun uns immer leichter, noch was dazuzugeben, statt die Eltern vor den Kopf zu stoßen“, meinte er.

Henriette Fiedler, Freie Wähler Salem.
Henriette Fiedler, Freie Wähler Salem. | Bild: Stephanie Straßer

Busverbindungen als kritisches Thema

Manuel Kugler (FBL) thematisierte die Busverbindungen im Falle von Schulbezirkswechseln, worauf Härle entgegnete: „Wir können keine Busse individuell kreuz und quer durch die Gemeinde fahren lassen.“ Natürlich gebe es eine Beweglichkeit, was die Elterninteressen angehe, doch dies habe zur Folge, dass sie ihre Kinder fahren müssten oder diese das Rad nehmen müssten. Stephanie Straßer (FWV) sah das anders: „Man kann kein sechsjähriges Kind mit dem Rad in die Schule schicken.“ Auch könne man niemanden aus Tüfingen bestrafen, der sein Kind nach Beuren schicken wolle. Die verbindliche Form finde sie gut, doch dann müsse man besonders auf die Qualität des Schulessens achten.

Der Schulhof mit der Mensa mit dem Wellendach im Hintergrund. Auch diese soll bis zum Sommer 2026 erweitert werden.
Der Schulhof mit der Mensa mit dem Wellendach im Hintergrund. Auch diese soll bis zum Sommer 2026 erweitert werden. | Bild: Miriam Altmann

Arnim Eglauer (SPD) sprach sich für ein einfaches Modell wie die Komplettumstellung aus und plädierte in dem Zuge für die Auflösung der Schulbezirke: „Alle Eltern müssen die Möglichkeit haben, ihr Kind da hinzuschicken, wo sie wollen.“ Ursula Hefler (CDU) berichtete aus ihrer Zeit als Schulleiterin in Deggenhausertal: „Wir haben 2006 die Ganztagsschule unter großem Widerstand der Eltern eingeführt und haben mit Wahlfreiheit begonnen.“ Der Ansatz, mit einem guten Nachmittagsangebot möglichst viele Kinder zu überzeugen, sei aufgegangen. Außerdem gab sie zu bedenken, dass bei der verbindlichen Form die schwierige Suche nach Betreuungspersonal wegfalle, da man Stundenzuweisungen für Lehrer bekomme.

Arnim Eglauer ist SPD-Gemeinderat.
Arnim Eglauer ist SPD-Gemeinderat. | Bild: SPD

Infoveranstaltung für Eltern geplant

Antje Möller (GoL) erkundigte sich nach Unterschieden bei den Stundenplänen der verschiedenen Schulmodelle: „Sind die Kinder besser vorbereitet, wenn sie auf die weiterführende Schule kommen?“, bezog sie sich auf die Ganztagsschule. Der Bürgermeister bestätigte: „Das hat schon Vorteile, wenn das Kind bis 15.15 Uhr von Lehrern begleitet und beschult wird.“

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Nachdem es aus dem Gremium grundsätzlich keine Vorbehalte gebe, wolle er in einer nächsten Runde zu einer Infoveranstaltung mit dem Staatlichen Schulamt einladen. Nach den Rückmeldungen aus der Elternschaft bereite man den Beschlussantrag für den Gemeinderat vor.