Die Zahl der Leerstände in der Überlinger Innenstadt ist hoch: Insgesamt 22 Geschäfte sind derzeit verwaist, im Vorjahr waren es nur elf. Woher kommt dieser Trend? Warum machen die Geschäfte dicht? Zuletzt konnte die Stadt keine Antworten auf diese Fragen geben. Die Pressestelle verwies auf eine Gemeinderatssitzung, bei der der Wirtschaftsförderer über die Situation sprechen werden. Diese Sitzung hat vergangene Woche nun stattgefunden.

Dieses Geschäft in der Christophstraße ist eins von insgesamt 22 leerstehenden Geschäften in der Überlinger Innenstadt.
Dieses Geschäft in der Christophstraße ist eins von insgesamt 22 leerstehenden Geschäften in der Überlinger Innenstadt. | Bild: Mona Lippisch

Laut Wirtschaftsförderer Stefan Schneider seien die Verhältnisse in Überlingen keine besonderen. „Die Situation ist ähnlich wie im ganzen Land: wirtschaftlich angespannt“, erklärte er im Gemeinderat. Von den insgesamt 22 leerstehenden Geschäften in der Innenstadt befindet sich Schneider zufolge ein Großteil in der Münsterstraße (sechs Leerstände) und in der Jakob-Kessenring-Straße (ebenfalls sechs).

„Ein deutlicher Schwerpunkt der freien Flächen liegt in der Kessenring-Straße. Die Gebäude dort weisen offensichtliche Mängel auf“, erläuterte Schneider und ergänzte: „Ich bin mir jedoch sicher, dass die Straße nach der Sanierung viel Potenzial für den Handel bietet.“ Sobald die Arbeiten abgeschlossen sind, möchte der Wirtschaftsförderer vor Ort ein Event organisieren, um die Menschen wieder in die Straße zu locken.

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Einzelhandel laut Wirtschaftsförderer „solide“

Trotz der definitiv hohen Anzahl an Leerständen bezeichnete Stefan Schneider den stationären Einzelhandel in Überlingen in seinem Bericht als „solide“. Diese Aussage konnten einige Gemeinderäte nicht verstehen. Bettina Dreiseitl-Wanschura (LBU/Die Grünen) beispielsweise fragte, wie er das Wort „solide“ in diesem Zusammenhang definiere.

Stefan Schneider antwortete: „Solide deswegen, weil wir doch noch ordentlich eigentümergeführte Geschäfte haben, mit Inhabern, denen das Geschäft gehört.“ Die haben es seiner Aussage zufolge in der aktuellen Zeit leichter, weil sie keine Miete zahlen müssen.

Stefan Schneider, Wirtschaftsförderer der Stadt Überlingen: „Die steigenden Mietpreise sind ein großes Thema. Hier ist es auch ...
Stefan Schneider, Wirtschaftsförderer der Stadt Überlingen: „Die steigenden Mietpreise sind ein großes Thema. Hier ist es auch meine Aufgabe, die Eigentümer zu sensibilisieren.“ | Bild: Stefan Hilser | SK-Archiv

„Die steigenden Mietpreise sind ein großes Thema. Hier ist es auch meine Aufgabe, die Eigentümer zu sensibilisieren“, erklärter Schneider. Regelmäßig führe er Gespräche mit Vermietern und informiere sie über die Situation. „Das ist nicht immer einfach, denn viele brauchen das Geld aus der Vermietung.“

Bernadette Siemensmeyer (LBU/Die Grünen): „2023 gibt es deutlich mehr Leerstände als 2022. Mich beunruhigt das schon.“
Bernadette Siemensmeyer (LBU/Die Grünen): „2023 gibt es deutlich mehr Leerstände als 2022. Mich beunruhigt das schon.“ | Bild: Martin Deck | SK-Archiv

Auch Gemeinderätin Bernadette Siemensmeyer (LBU/Die Grünen) war wegen der Anzahl der Leerstände beunruhigt. „2023 gibt es deutlich mehr Leerstände als 2022. Mich beunruhigt das schon“, sagte sie und betonte die Wichtigkeit, Aktionen zu fördern, damit neue Geschäftsideen in Überlingen Fuß fassen können. Siemensmeyer wollte von Stefan Schneider wissen: „Wie wollen sie es denn hinbekommen, die Eigentümer beim Thema Pacht zu sensibilisieren?“

Der Wirtschaftsförderer entgegnete, dass dies eben nur mit Gesprächen klappen könne. „Ich versuche, den Eigentümern zu erklären, dass das hier kein Wunschkonzert mehr ist.“ Beispielsweise stelle er den Eigentümern das Konzept der Staffelmieten vor – also in den ersten Jahren weniger Miete zu verlangen und dies dann langsam zu steigern.

Niedrige Konsumneigung und Personalmangel sind Themen

Zusätzlich zu den steigenden Mietpreisen spiele die derzeit niedrige Konsumneigung der Verbraucher und das Thema Personalmangel eine Rolle bei der Entwicklung der Leerstände. „Wir haben einfach ein Problem mit den Fachkräften, die wir nicht haben“, betonte Schneider. Dies führe bei manchen Geschäften mitunter zu einer Reduzierung der Öffnungszeiten bis letztlich zur Schließung.

Michael Wilkendorf (SPD): „Leerstände sind ärgerlich. Man muss schauen, dass man sie wegbekommt.“
Michael Wilkendorf (SPD): „Leerstände sind ärgerlich. Man muss schauen, dass man sie wegbekommt.“ | Bild: SPD Ortsverein | SK-Archiv

Michael Wilkendorf (SPD) bekräftigte, dass es Städte gibt, in denen es noch schlechter aussehe als in Überlingen. Dennoch sagte er: „Leerstände sind ärgerlich. Man muss schauen, dass man sie wegbekommt.“ Selbst in bester Lage, vorne an der Promenade, gebe es leere Räume. „Sehen Sie da Möglichkeiten?“, richtete Wilkendorf sein Wort an Schneider.

Auf diese Frage wusste der Wirtschaftsförderer keine richtige Antwort. „An der Promenade herrschen eigene Regeln“, sagte er und ergänzte: „Aber ich werde mal versuchen, mit den Eigentümern Kontakt aufzunehmen.“ Wirtschaftsförderer Schneider versprach dem Gremium, dass er sich um die Leerstände bemühe und das ein oder andere neue Geschäft bereits in Aussicht sei.