„Ich war die Erste im Parkhaus“, freute sich Inka Klaar, als sie am Geldautomaten ihre Gebühren beglich. Sie habe sich noch gewundert, als sie an der Einfahrt die Ansprachen zur Wiedereröffnung des Parkhauses Stadtmitte gesehen habe. „Nicht ganz die Erste, aber fast“, relativierte Gerhard Ott, der technische Leiter, den vermeintlichen Superlativ der Meersburgerin, die in ihrer Mittagspause kurz nach Überlingen in die Innenstadt gekommen war. Nicht nur derlei Stippvisiten, auch Einkäufe und Restaurantbesuche im Herzen der Altstadt, soll die Wiedereröffnung der zentralen Parkmöglichkeit erleichtern, wenn es nach Oberbürgermeister Jan Zeitler und dem Überlinger Einzelhandel geht.

Zweite Etappe kostet vier Millionen Euro

Tatsächlich hatte das Parkhaus nach 427 Tagen der zweiten Sanierungsetappe seine Schranken am Montag schon wieder geöffnet, als Alexander-Florian Bürkle, Geschäftsführer des Stadtwerks am See, und Jan Zeitler, Aufsichtsratsvorsitzender der Stadtwerke Überlingen, den Neustart förmlich besiegelten – ganz ohne Band und Schere. Die Stadtwerke Überlingen sind Eigentümer des Parkhauses und müssen die Kosten von rund vier Millionen Euro stemmen, der Betrieb läuft unter der Regie des Stadtwerks am See.

Bild 1: Parkhaus Stadtmitte öffnet nach 427 Tagen wieder
Bild: Hanspeter Walter

354 Stellplätze und mehr Service

Eine Veränderung ist bereits an der neuen Aufschrift abzulesen: „P+R Stadtmitte“ heißt das Parkhaus jetzt offiziell. Eine Anzeigetafel am Ausgang wird künftig die bevorstehenden Abfahrtszeiten von Bussen und Bahnen darstellen, auch ein überdachter Abstellbereich für Fahrräder soll bis zum nächsten Jahr noch entstehen. Vor allem aber bietet das Parkhaus Stadtmitte nun wieder 354 Stellplätze auf vier Ebenen. „Das sind nur einige weniger als zuvor“, betonte Bürkle.

Von dem im Sommer letzten Jahres erprobten Konzept der breiteren und schräg angelegten Stellflächen sei man wieder abgekommen, da es einen zu großen Verlust bedeutet hätte, erklärte der Geschäftsführer des Stadtwerks: „Dafür sind die Parkplätze in Überlingen zu wichtig.“ Lediglich auf der ersten Ebene mit den zehn Elektroladesäulen sind die Parkbuchten größer.

Parkhaus ist für Einzelhandel wichtig

Warum hat die Sanierung so lange gedauert? „Wir mussten sämtliche Betonböden, die Stützen und die Wandsockel völlig erneuern“, beschreibt Bürkle den Umfang der Maßnahmen. „Es wurden rund 750 Tonnen Beton ausgebaut und wieder neu eingebaut.“ Da dies nur mit einem Hochdruck-Wasserstrahl funktioniere, sei auch der Lärm nicht zu verhindern gewesen, den man durch eine teure Einhausung zu vermindern versucht habe.

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Vor allem für den Einzelhandel und den Wirtschaftsverbund (WVÜ) sei dies ein besonderer Tag, betonte Oberbürgermeister Jan Zeitler. Nach der langen Durststrecke kämen die 354 Parkplätze im Vorfeld der Advents- und Weihnachtszeit gerade richtig, sagte Zeitler und der WVÜ-Vorsitzende Reinhard Haas konnte ihm nur beipflichten. „Das Parkhaus Stadtmitte ist für die Geschäfte sehr, sehr wichtig“, bekräftigte Haas und wies auf die Wertgutscheine hin, die von den Läden ausgegeben würden. „Alle haben das Fehlen des Parkhauses deutlich gespürt“, ergänzte Uwe Zscherp, Sprecher des Einzelhandels im WVÜ: „Hinzu kommen ja noch die ganzen Baustellen.“

Tickets jetzt in Papierform

Auf Papiertickets umgestellt worden ist das Bezahlsystem, das zuvor über die grünen Chips lief. Wie vor der Schließung und in den anderen Parkhäusern beträgt die Gebühr einen Euro pro halbe Stunde, nach 20 Uhr kann man dafür eine Stunde parken. Der Tageshöchstsatz beläuft sich auf 15 Euro.

Gerhard Ott, technischer Leiter der Parkhäuser, prüft die Funktion einer „grünen Karte“.
Gerhard Ott, technischer Leiter der Parkhäuser, prüft die Funktion einer „grünen Karte“. | Bild: Hanspeter Walter

Mehr Platz soll eine verbreiterte Ein- und Ausfahrt bieten. Hinzu kommt ein Leitsystem für Fußgänger, das auf jeder der hell und freundlich gehaltenen Etagen eine andere Farbe hat – Grün, Blau, Orange, Rot. Zur Sicherheit der Nutzer sind Kameras installiert, um gegen Vandalismus aktiv vorgehen zu können. Eine 450 Quadratmeter große Photovoltaik-Anlage auf dem Dach liefert bis zu 90 Kilowatt Ökostrom, eine hellere LED-Beleuchtung hilft zudem Strom zu sparen.

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Es gibt jetzt nur noch eine Einfahrt

Die bisherige Nebeneinfahrt für Kunden der Sparkasse ist künftig geschlossen, zumal dies für ortsfremde Autofahrer vielfach irritierend war. Stattdessen gibt es an der neu gestalteten Haupteinfahrt einen kleinen Terminal für die Bankkarte, die die Parkgebühr reduziert. Rabatt gibt es auch für Stadtwerk-Kunden über die grüne Karte, die zugleich für den ÖPNV mit Bodo genutzt werden kann.