Überlingen – Keiner kennt das La Piazza besser als er: Laszlo Hun ist der Hausmeister des Einkaufszentrums, der „Facility Manager“, wie ein aufgenähtes Schild auf seiner Weste verkündet. Egal, ob in der Tiefgarage die Glassplitter einer zerbrochenen Flasche liegen, ob im Buchladen von Andreas Braun eine Steckdose ausfällt oder drüben beim Expert-Markt der Thiekötters, im Fachmarktcenter, auf der Toilette das Wasser nicht mehr läuft. Ein Anruf bei Laszlo Hun und er macht sich auf den Weg. „Dann muss da sofort was passieren“, sagt Hun und schnippt mit den Fingern.
Der gebürtige Ungar verantwortet die gesamte Anlage mit 23 Geschäften, inklusive OBI, Edeka und dem ganzen Fachmarktcenter bis hin zum McDonalds. „Elektrizität und Wasser, das sind die zwei Hauptsachen“, sagt Hun, „das muss ja in jeder Minute laufen“. Das seien bei einem so riesigen Objekt eigentlich die größten Herausforderungen.
Die Position des verantwortlichen Facility Managers übernahm Laszlo Hun erst im Januar 2023, da trat er die Nachfolge des früheren Hausmeisters an. Doch der Handwerkermeister in den Fachrichtungen Sanitär und Heizung, der sich später noch zur Elektrofachkraft weiterbildete, kennt das Einkaufszentrum wie seine Westentasche. „Ich war schon bei dem Neubau dabei, im Auftrag meines damaligen Arbeitgebers“. Und er war in den vergangenen Jahrzehnten bei sämtlichen Umbauten dabei. Jahrelang auch als Auftragnehmer mit seinem eigenen Betrieb für Sanitär und Heizung.
Was erlebt der Hausmeister einer solchen Anlage? „Oh, ja, das sind Sachen, wo ich manchmal wirklich zum Kopf langen muss.“ Wenn er beispielsweise jemanden erwischt, der auf dem Parkplatz an seinem Auto Ölwechsel macht. „Dann habe ich dem gesagt, hier darf man kein Öl wechseln – und dann sagt der mir doch ganz frech: Wo steht das?“ Dann habe er ihm erst mal Recht geben müssen, weil das wirklich nirgendwo stehe. „Aber das ist doch klar, dass man nicht auf einem fremdem Grundstück Ölwechsel macht.“
Auch Laszlo Hun beobachtete, dass die Menschen sich in den vergangenen Jahrzehnten verändert haben. „Ich sage mal so: Die meisten sind normal geblieben, 80 Prozent, aber es gibt eine immer höhere Prozentzahl, die sagen, ich bin der König und ihr seid unter mir.“ Da müsse man dann gut überlegen, wie man antworte. „Damit die nicht beleidigt sind und gleich mit Rechtsanwalt und Polizei drohen.“ Zum Glück seien Konflikte bisher nicht vor dem Kadi gelandet. „Ich bin immer diplomatisch.“ Und wenn es nicht mehr anders gehe, rufe er halt die Polizei. Bei aggressiven Bettlern sei das schon vorgekommen. „Wir haben herausgefunden, dass das eine organisierte Kette ist: Da ist ein junger Kerle, der immer den alten raussetzt und dann später das Geld abkassiert.“ Die Bedürftigkeit sei ein inszeniertes Schauspiel. Und es gäbe auch noch eine Art Bande, die Platzverweise der Polizei ignorieren würden. „Dann kommt die Polizei nochmal und nochmal und nochmal und irgendwann haben die Beamten das Problem mit denen.“
„Zum Glück ist noch nie vorgekommen, dass eine Person gegen mich was gesprochen hat, was mir nicht gefallen hat“, sagt Laszlo Hun und ist überzeugt, dass er die meisten Situationen diplomatisch regeln kann. Als 18-Jähriger war er zwei Jahre beim ungarischen Militär und dort bei einem „Spezialkommando zur Problemlösung“. „Wir waren eine Truppe von 24 Mann, das war jetzt keine so eine Sondereinheit wie im Film, kein Killerkommando, sondern eine Truppe, die als erstes in ein fremdes Gebiet geht, um für Ordnung zu sorgen.“ Diese Ausbildung habe eben auch Konfliktlösung beinhaltet. „Da habe ich viel gelernt als junger Kerle.“
Bei so viel Verkehr wie auf dem La Piazza-Parkplatz, der über 800 Autos aufnehmen kann, sind Blechschäden nichts Ungewöhnliches. „Ja, das kriegen wir mit, die melden sich immer beim Info, na, im Normalfall melden sie sich.“ Erst kürzlich hätten Zeugen eine Fahrerflucht beobachteten und auch sie meldeten sich bei der Info und gaben die Autonummer ab. „Manchmal sind die Leute einfach zu hektisch, zu nervös, ist muss immer schnell, schnell gehen und dann passiert was.“ Gerade am Wochenende. „Da denken manche Leute, es gibt kein Morgen mehr.“ Insbesondere die „älteren Semester“, beobachtet Laszlo, stehen schon kurz vor der Öffnung um 8 Uhr parat. „Die wollen durch die Kasse, noch bevor die Sonne aufgeht.“ Der Handwerker, der sich sein Frühstück kaufe, sei dagegen entspannt und warte lässig.
Worüber Laszlo Hun froh ist: Ernstere Zwischenfälle gab es bislang keine und er hofft, dass es so bleibt. „Na, wenn ein Handwerker sich nicht anmeldet, so wie das sein sollte, und er fängt an zu Flexen, dann reagiert wegen der Funkenbildung die Brandmeldeanlage. Zum Glück gibt es Voralarm, dann können wir runterschalten, so dass die Feuerwehr nicht gleich ausrücken muss.“ Angst machen ihm „diese ganzen Nachrichten von den Attacken und Messerstechereien“. Da habe er schon mal überlegt, ob er sich eine stichfeste Weste besorge. „Aber dann ziehe ich die Blick auf mich, die Typen denken dann, den muss ich als erstes mal niederlegen.“
Zur Person
Laszlo Hun wurde im südungarischen Kalocsa geboren, etwa 120 Kilometer donauabwärts von Budapest. Die heute gut 17.000 Einwohner zählende Kommune ist eine der ältesten ungarischen Städte und von großer historischer Bedeutung. Hier legen auch die Donaukreuzfahrtschiffe an, die von hier aus in die Puszta fahren, wie Laszlo Hun erzählt. Nach Deutschland kam er 1989, noch kurz vor der Wende. Seine Liebe zu Überlingen begann auf einem typischen Weg: „Ich bin nach Aufkirch gekommen und habe diesen Blick auf Überlingen gesehen – da habe ich zu mir gesagt: Das ist meins.“ Lachend fügt er hinzu: „Wie beim Hunnenkönig Attila, der kam auch irgendwo hin und meinte: Das ist jetzt meins.“ Seine erste Arbeit in Deutschland fand Hun in Billafingen bei der Apfelernte. „Die haben gerade ein Bad renoviert, da habe ich mitgeholfen.“ Schließlich hatte er in Ungarn bereits eine Fachausbildung in Heizung und Sanitär absolviert gehabt. Der Meister, dem er bei der Badrenovierung half, habe gesagt, „du kannst gleich zu uns kommen“. Später machte er in Konstanz selbst den Meister. Übrigens: Deutsch, das er heute fließend spricht, brachte er sich selbst bei. Schulunterricht habe er nie gehabt. „Ich habe nur mein Spiralheft gehabt, in das ich die Wörter aufgeschrieben habe.“
„Es darf für den Kunden nie langweilig werden“
Überlingen – Rund 5000 Kunden locken die 23 Geschäfte des Einkaufszentrums La Piazza täglich aus der weiten Region ins Überlinger Gewerbegebiet Oberried. Darunter sind solche Magneten wie der Bau- und Heimwerkermarkt OBI, der Unterhaltungselektronik-Vollsortimenter Expert oder auch Jysk, früher bekannt als „Dänisches Bettenlager“ sowie ein großes Edeka E-Center. Vor 25 Jahren, am 1. März 1999, eröffnete das Einzelhandelszentrum. Die Idee dazu hatte Marcus Gross, der seinen Plan gegen viele Widerstände des innerstädtischen Einzelhandels auf dem Areal realisierte, auf dem zuvor die Firma seines Vaters Carry Gross gestanden hatte: „Abig“ war einst einer der großen europäischen Hersteller von Ölbrennern für Zentralheizungen gewesen.
Was die größte Herausforderung ist, wenn man ein solches Objekt betreibt? „Du bist nie fertig“, antwortet Marcus Gross, „man muss ständig aufpassen, dass alles auf dem Stand der Technik ist und sauber und ordentlich bleibt.“ Noch immer hat der heute 66-jährige als Geschäftsführer der La Piazza Verwaltungsgesellschaft die Zügel fest in der Hand. Doch im Büro, das aus der Tiefgarage durch eine unscheinbare Türe zu erreichen ist, unterstützt ihn inzwischen seine 27-jährige Tochter Elsa, studierte Betriebswirtin.
Es gehe darum, dass sich immer etwas tue, dass so eine Einkaufswelt interessant bleibe und regelmäßig Neues biete, beschreibt Marcus Gross, „es darf für die Kunden nie langweilig werden“. Mit großem Aufwand erweitert wurde das La Piazza 2009, damals eröffnete Gross sein neues Fachmarktcenter mit Expert, Drogeriemarkt Müller und Jysk sowie ATU. Und um für OBI Erweiterungsflächen zu schaffen, zog das Fastfood-Restaurant McDonalds um und baute, wo einst das Hubschraubermuseum des passionierten Piloten Carry Gross gestanden hatte.
„Edeka hat zweimal renoviert, OBI genauso, und erweitert“, schaut Marcus Gross zurück und erklärt, das Gefährlichste für so ein Einkaufszentrum sei, wenn Betreiber oder auch Mieter nicht täglich darauf achten, dass alles funktioniert und sauber ist. Die Besucher dürften niemals den Eindruck bekommen, ein Bereich sei schmuddelig oder vernachlässigt.
Das Schreckgespenst für einen Betreibers ist der Leerstand: „Jeder Wechsel bedeutet, einen neuen Mieter finden zu müssen“, sagt Gross, „das ist nicht immer so einfach“. Aktuell steht ein Laden im Erdgeschoss leer, das Vodafone-Geschäft ging ins Obergeschoss und nun sucht Edeka schon seit einiger Zeit einen neuen Mieter – denn die ganze Ebene, auf der das E-Center liegt, hat Edeka angemietet und vermietet die verschiedenen Läden unter. Das Reisebüro, das hier bis zur Pandemie erfolgreich wirtschaftete, gehörte Edeka. Doch während Corona schloss der Konzern alle seine zwölf Neukauf-Reisebüros und öffnete sie nie wieder. Obwohl die Reisebranche boomt. „Aber sie finden kein Personal mehr“, weiß Marcus Gross.
Der stetige Wandel, der auch Spiegel sich verändernder Konsumgewohnheiten und neuer technischer Entwicklungen ist, prägt ein solches Einkaufszentrum, bejaht Gross. „Wobei wir relativ wenig Fluktuation hatten in diesen 25 Jahren, wir haben uns gut gehalten.“ Deutlichste Veränderung sei die gesunkene Zahl der Geschäfte. „Die Flächen sind immer größer geworden.“ Das neue Schuhgeschäft im Obergeschoss, Schweizer, verlangte nach einer deutlich größeren Verkaufsfläche als durch den Weggang des Schuhgeschäftes Reno frei wurden. Deshalb verkleinerte sich Andreas Braun mit seinem Buchladen plus Postfiliale. Noch immer trauert Gross dem „wunderschönen Leonardo-Glasladen“ nach, „der war ja eine Augenweide, aber er hatte 70 Quadratmeter, da bringt man heute allenfalls ein Nagelstudio unter.“ Wegen des Internethandels werde es stetig schwieriger, stationären Einzelhandel zu betreiben.
Angesichts dieser täglich neuen Herausforderungen seien die Erinnerungen an die Probleme auf dem Weg zum La Piazza verblasst, meint Marcus Gross. Das größte Hindernis war damals die Furcht des innerstädtischen Einzelhandels vor dem Center auf der grünen Wiese. „Und die hat sich im Laufe der Jahre eben nicht bestätigt, sie war unbegründet und mittlerweile koexistieren wir sehr gut“, sagt Gross. „Die neuen Gefahren für uns alle liegen im Internet, das ist die wahre Konkurrenz.“
So mancher, der Mitte der 1990-er Jahre seine Pläne bekämpft habe, so Gross, sei inzwischen zu ihm gekommen und habe zugegeben, dass das Center ein Segen für die Region sei. „Manchmal frage ich mich, was wäre eigentlich passiert, wenn wir das nicht gemacht hätten? Wie würde sich die Bevölkerung von Überlingen und aus dem Umland versorgen?“ Schon rein verkehrstechnisch sei es ja gar nicht möglich, die 5000 Menschen, die jeden Tag im La Piazza einkaufen, in die Innenstadt reinfahren zu lassen über die Lippertsreuter Straße. „Die Zufahrt ist genauso begrenzt wie die Parkmöglichkeiten.“
Ein Biotop
Ein Bereich, den man so in einem Einkaufszentrum überhaupt nicht erwartet, ist vom Edeka-Restaurant Centeria aus zu erreichen. „Wir sind nach wie vor stolz unser auf mehrere tausend Quadratmeter großes Biotop mit dem Weiher“, meint Marcus Gross. „So was gönnt sich auch nicht jedes Einkaufszentrum.“ Als Betreiber habe er ihn immer verteidigt. Denn es habe schon mal Begehrlichkeiten gegeben. Etwa, als OBI erweiterte und ein Herr aus der Zentrale meinte, so einen Teich brauche man nicht und da könne man die Erweiterung draufstellen. Doch Marcus und seine Tochter Elsa, die bereits in der Verwaltung mitarbeitet, lieben ihr Biotop mit dem Teich, der alleine 800 Quadratmeter hat. Und aus den fünf Fischen, die Gross 1999 eingesetzt hatte, ist ein richtiger Schwarm geworden.
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Überlingen – Sie waren vom ersten Tag an dabei: Als das Einkaufszentrum La Piazza am 1. März 1999 seine Pforten öffnete, schlugen auch Elvira und Ulrich Thiekötter für sich beruflich ein neues Kapitel auf. Sie eröffneten im Obergeschoss des Einkaufzentrums einen „Foto Quelle Shop“. Anfangs arbeiteten sie zu zweit in dem 80 Quadratmeter kleinen Laden. Zehn Jahre später waren es 280 Quadratmeter und sieben Mitarbeitende. Nachdem La Piazza-Betreiber Marcus Gross dann 2008 ein Fachmarktcenter plante und ein großes Elektronikgeschäft suchte, nahm das Ehepaar sein Angebot an und holten sich für ihren neuen Expert-Markt André Grau-von Briel als Mitgeschäftsführer dazu. Im neuen Expert-Markt fanden die Kunden Handys, Fernseher, Küchengeräte oder CDs und DVDs auf 1150 Quadratmetern, 2018 kamen nochmals 200 Quadratmeter Verkaufsfläche dazu. Die Zahl der Mitarbeitenden verdoppelte sich von anfangs 15 auf aktuell 30. Und: „Seit Eröffnung des Marktes 2009 haben wir 50 junge Menschen aus der Region ausgebildet“, betonen die Geschäftsleute.
„Heute sind wir das, was man einen Vollsortimenter der Unterhaltungselektronik nennt“, sagt Ulrich Thiekötter. Expert bietet Unterhaltungselektronik, Computertechnik, Telekommunikation, Küchengroß- und Kleingeräte, Spielwaren und E-Scooter. Dabei ist Expert ein inhabergeführtes Geschäft, darauf legt das Ehepaar Wert, sie sind die Geschäftsführer – Expert ist lediglich eine Einkaufskooperative und kein Franchise-Unternehmen.
Was den Werdegang des Geschäftsführer-Ehepaars besonders spannend macht: Er spiegelt nicht nur ein Vierteljahrhundert Geschichte des Einzelhandels, sondern auch die tiefgreifenden Veränderungen durch die Digitalisierung der Welt wider. Heute ist kaum noch vorstellbar, dass Anfang der 2000er-Jahre die Filmentwicklung das tragende Geschäft war. „Wir haben um 9 Uhr aufgemacht, standen aber um 8 Uhr schon an der Entwicklungsmaschine – jeden Morgen warteten zwei große Säcke voll mit zu entwickelnden Filmen“, erinnert sich Elvira Thiekötter. Mit der Vergrößerung des Quelle-Ladens kamen Schreibwaren, Bastelbedarf, Spielwaren und schließlich der neue Bereich Mobilfunk dazu.
„Wir haben den Mobilfunk-Boom voll miterlebt, haben extra zwei Leute speziell dafür eingestellt“, blickt Ulrich Thiekötter zurück. Digitalkameras verdrängten dann immer mehr die analogen Fotoapparate, erste Smartphones mit Kamera kamen auf den Markt. „Als das Geschäft mit der Filmentwicklung immer schlechter wurde, war es genau der richtige Zeitpunkt, als Herr Gross kam und uns anbot, ins geplante Fachmarktcenter umzuziehen“, beschreibt der Geschäftsmann weiter. „Das war für uns ein Wahnsinnsschritt, aber die weggebrochene Filmentwicklung konnten wir nicht mit kleinen Radiergummis und Diddle-Mäusen abfangen.“
„Das La Piazza hat sich in all den Jahren als super Magnet in die ganze Region erwiesen“, sagt Ulrich Thiekötter, „es hat immer funktioniert.“ Die Herausforderung sei aber auch das Sortiment gewesen, ergänzt Elvira Thiekötter. „Wir haben immer wieder umgestellt, haben deshalb auch 2018 das Lager größer gemacht.“ Längst hat der Überlinger Expert einen eigenen Onlineshop eingerichtet. Das nächste sei eine App. „Man muss sich permanent anpassen an die Situation, das ist der Alltag jedes Kaufmanns – und manchmal muss du da auch Dinge tun, die du vielleicht selber nicht so gut findest, aber die der Markt zu dem Zeitpunkt möchte.“
Was in diesen 25 Jahren die größte aller Herausforderungen war? Die Antwort kommt schnell: Der Straßenbau in der Lippertsreuter Straße, sind sich beide einig. „Man hat uns über ein Jahr lang quasi abgeschnitten und wir sind in keinster Weise in irgend eine Art von Dialog mit reingenommen worden, was man für uns tun könnte“, sagt Ulrich Thiekötter. Im Rathaus und bei den Behörden habe sich niemand dafür interessiert, „dass da einige hundert Arbeitsplätze dran hängen“. Thiekötter fragt: „Ich weiß ja nicht, ob ich als betroffener Geschäftsmann, der letztendlich auch die Steuern nach Überlingen zahlt, ob ich es einfordern darf, dass in einer so gravierenden Sache, die so lange Auswirkung auf ein Geschäft hat, jemand von der Stadt einfach mal eine halbe Stunde Zeit hat, um mit den Betroffenen zu reden.“
„Dann kam auch noch Corona, aber da hat uns die Stadt mit Stefan Schneider super unterstützt, als Verantwortlichen für den Einzelhandel hat der sich sehr gekümmert.“ Ein halbes Jahr hatte der Expert zu und auf diese Zeit schauen sie auch mit Dankbarkeit zurück: „Wir haben aber nicht einen Mitarbeiter verloren – auch weil die Region zu uns gehalten hat, wir haben am Telefon verkauft, wir haben nach außen verkauft mit abgeschotteter Kasse und unsere Kunden haben uns die Treue gehalten.“
Ein Roboter bedient
Die Expert-Geschäftsführer Elvira und Ulrich Thiekötter mussten ihr Angebot während der vergangenen 25 Jahre permanent an den sich verändernden Markt anpassen. Ihre Devise lautete, bei Neuerungen immer vorne mit dabei zu sein. Das gilt auch für Zukunft. Im SÜDKURIER-Gespräch beschreibt das Ehepaar, wie sie in ihrem vergangenen Urlaub in einem Restaurant von einem Roboter bedient wurden. „Ich habe zu meinem Mann gesagt, so ein Roboter muss her, einer, der die Ware an die Kasse bringt.“ Dann spreche sich das in der Region herum und es heiße: „Im Expert gibt es einen Roboter! – Da müssen die ersten sein.“ Aber noch sei es nicht so weit, meinte sie. Und ihr Mann gegenüber schmunzelt: „Doch, der ist bestellt!“ Innerhalb der Expert-Werbegruppe, erst mal ein Exemplar, der zum Ausprobieren von Haus zu Haus weitergegeben wird.
Der Baumarkt OBI zog als erstes Unternehmen ein
Überlingen – Es war der 14. April 1983, als OBI den Überlinger Markt als 106. Markt der OBI-Kette an der Waldhorn- beziehungsweise Lippertsreuter Straße eröffnete. Auf 1700 Quadratmeter Verkaufsfläche bot das Unternehmen zwölf Hauptsortimente an und beschäftigte 13 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unter der Leitung von Rolf Willhalm, der bis 2013 die Fäden in der Hand halten sollte. In den 15 Jahren an dem Standort an der Waldhornstraße entwickelte sich OBI zu einem unverzichtbaren Bestandteil des Überlinger Einzelhandels. Im Laufe der Jahre erreichte OBI in seinen Gemäuern jedoch schnell die Entwicklungsgrenze – die zur Verfügung stehende Fläche war zu klein geworden.
Die Idee des Überlinger Unternehmers Garry Gross, auf seinem Gelände ein Einkaufscenter zu erstellen, und OBIs gestiegener Flächenbedarf trafen sich. Garry Gross Sohn Marcus entwickelte die Idee weiter und setzte sie um. Am Montag, 5. Oktober 1998, eröffnete OBI seinen neuen Markt mit der Nummer 433 im Einkaufscenter La Piazza, das seinerzeit als „Publikumsmagnet auf der grünen Wiese“ bezeichnet wurde. Mit dem neuen Markt, in dem anfangs 45 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt wurden, habe man „dem Wandel der Zeit Rechnung getragen“, wie es damals hieß. Neu hinzugekommen war ein 1800 Quadratmeter großes Gartenparadies, das von einem Flügeldach aus Glas und Stahl überspannt wurde. Im Juli 2013 übernahm Uwe Beck das Amt von Rolf Willhalm, der dem Überlinger Obi-Markt seit 1983 vorstand. „Ich möchte den Markt hier perspektivisch weiterentwickeln“, sagte er seinerzeit im Gespräch mit dem SÜDKURIER.
Und das ist inzwischen geschehen, immer wieder ist der Markt umgebaut beziehungsweise erweitert worden. Ab Oktober 2019 begann ein Umbau in drei Bauabschnitten, in deren Verlauf OBI um 1500 auf 6500 Quadratmeter Verkaufsfläche erweitert wurde und der 2020 abgeschlossen wurde. Die Abteilungen wurden komplett neu strukturiert und das Sortiment optimiert. Der zweite Bauabschnitt startete Anfang Januar 2020, als das Gartencenter ausgebaut wurde. Auf dem Gelände des damaligen McDonald‘s entstand im dritten Bauabschnitt das neue Gartencenter mit einem beweglichen Cabrio-Dach. „Der Baumarkt als solches ist von einem Zweigang- zu einem Eingangmarkt mit neuen Sortimenten und neuem Servicepaket umstrukturiert worden“, sagte Uwe Beck im Sommer 2020. Hobby-Gärtner profitieren seitdem von einem jetzt rund 3500¦Quadratmeter großen Gartencenter. „Bei schönem Wetter sind die Dächer offen. Das ist ein Riesenvorteil“, so Beck. „Mit diesem Dach haben wir eigentlich ideale Voraussetzungen geschaffen. Wenn es regnet, machen die Sensoren zu“, erläuterte der Marktleiter. Im Außenbereich wurden Anhängerparkplätze geschaffen, die es bis dato nicht gab. Auf einer separaten Fläche kann der Kunde seitdem seine vorher beispielsweise übers Internet bestelle Ware abholen.
In diesem Jahr erfolgte der Umbau der Lampenabteilung auf den neuesten Stand mit LED-Technik, bis Mitte Oktober soll der Weihnachtsmarkt „in neuen Dimensionen und komplett neuer Optik“ entstehen, wie Beck ankündigte. Er sagte weiter, dass infolge Insolvenz zunehmend ein Wechsel auf nationale Lieferanten erfolge und zudem das Markenbewusstsein beim Kunden gestiegen sei. Beck: „Darauf haben wir uns in den letzten Jahren bereits eingestellt.“ Aufgrund der wirtschaftlichen Lage sei eine gewisse Kaufzurückhaltung spürbar. „Unser Kunden übernehmen kleinere Reparaturen selbst mit steigender Tendenz.“ Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Hauses wird die Digitalisierung weiter vorangetrieben: So ist jetzt jeder von ihnen mit einem Firmenhandy ausgestattet worden, mit dem sie nicht nur Bestellungen tätigen, sondern auch in Kontakt mit den Kunden treten und diese beraten können. Beck: „Das bringt für beide Seiten Riesenvorteile.“
Das Unternehmen OBI
OBI führt als Nummer eins die deutsche Bau- und Heimwerkermarktbranche an. Neben Produkten für den Bau- und Heimwerkerbedarf bietet das Unternehmen auch Haushaltswaren und Gartenbedarfsartikel an. Der Name OBI ist keine Abkürzung, sondern die „Lautschrift“ des französischen Wortes „Hobby“. In Deutschland verfügt das Unternehmen über 351 Märkte (Ende 2021) . Hinzu kommen 321 Märkte im Ausland. Die OBI Märkte werden als AG-eigene Standorte beziehungsweise im Franchising oder als Joint Ventures geführt. 1970 begann mit einem 870 Quadratmeter großen Markt im Einkaufszentrum Alstertal in Hamburg-Poppenbüttel die Erfolgsgeschichte der OBI Bau- und Heimwerkermärkte. Über 55(000 Artikel sind für die Kunden hier jederzeit verfügbar, weitere Artikel können innerhalb kürzester Zeit bestellt werden. Der Nettoumsatz aller Obi-Märkte einschließlich Franchisepartnern und Onlineplattformen hat 7,24 Milliarden Euro, der konzerneigene davon 6,15 Milliarden Euro im Jahr 2021 betragen. Das Unternehmen beschäftigte 48.317 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Im E-Center wird zum Jubiläum gefeiert
Überlingen – „Wir haben uns ein paar schöne Sachen einfallen lassen“, freut sich Wilhelm Mattes. Zum 25. Geburtstag des Überlinger Einkaufsparks La Piazza hat der Marktleiter des hier angesiedelten E-Center speziell für Kinder ein paar schöne Überraschungen auf Lager. „Am Freitag, 27. September, sowie am Samstag, 28. September, wird es jeweils von vormittags um 11 Uhr bis abends um 19 Uhr neben unserer Hüpfburg auch ein Kinderkarussell geben“, verspricht Mattes laut einer Pressemitteilung der Edeka.
„Außerdem können sich die Kids bei uns im Eingangsbereich Glitzer-Tattoos machen lassen – die Eltern natürlich auch“, fügt er mit einem Augenzwinkern hinzu. Aber auch an die erwachsene Kundschaft sei selbstverständlich gedacht, so Mattes weiter. „Für sie haben wir bei uns im Markt verschiedene Verkostungsstände aufgebaut. Es darf also ordentlich probiert und genascht werden.“
Edeka Südwest ist Ankermieter der ersten Stunde im La Piazza. Hier im Erdgeschoss der Mall am nordwestlichen Bodenseeufer betreibt der Offenburger Lebensmittelhändler einen großen Supermarkt mit etwa 3200 Quadratmetern Verkaufsfläche. Vor Ort vermietet Edeka Südwest sogar selbst einige Shops unter. Von regionalem Obst und Gemüse und einer großen Auswahl an Bio-Lebensmitteln über Fleisch, Wurst, Käse und Fisch von einer der einladenden Frischetheken bis hin zu zahlreichen Gut & Günstig-Produkten zu Discountpreisen – bei insgesamt rund 35.000 Artikeln im Sortiment dürfte im Überlinger E-Center kein Kundenwunsch unerfüllt bleiben. „Und wer‘s eilig hat, kann einfach unsere praktischen Self-Scanning-Kassen nutzen“, sagt Marktleiter Mattes. Erst vor wenigen Jahren wurde seine Großfläche modernisiert.
„2019 kam dann mit der Marktküche auch noch unser hauseigenes Restaurant dazu“, berichtet Wilhelm Mattes über aktuelle Entwicklungen. Der Gastro-Bereich lade zum Verweilen ein. Hier können die Kundinnen und Kunden in angenehmem Ambiente frühstücken, sich ein leckeres Mittagessen mit wechselnden Gerichten schmecken lassen oder nach erledigtem Einkauf einfach in Ruhe eine Tasse Kaffee und ein Stück Kuchen genießen. Seit vergangenem Jahr verfügt das E-Center Überlingen außerdem über einen Sushi-Stand mit frisch zubereiteten Fisch-Spezialitäten.
Im La Piazza-Jubiläumsjahr ebenfalls ganz neu am Start: „Seit Juni gibt es mit der Budni Beautybox mit über 6000 Drogerie-Artikeln quasi unsere eigene kleine Wellness-Welt“, erzählt Mattes.
Das rund 200 Quadratmeter umfassende Shop-in-Shop-Konzept bietet seinen Besucherinnen und Besuchern von Kosmetik über Düfte bis hin zu Pflege-Artikeln ein erweitertes Drogerie-Sortiment mit bekannten Markenartikeln. „An alles ist gedacht“, weiß der Marktleiter. „Wir bieten unseren Kundinnen und Kunden ein besonderes Einkaufserlebnis.“ Und nicht wenige von ihnen machen sich zum Einkaufen sogar aus der Schweiz auf den Weg ins nahe gelegene E-Center. Genussvoller kleiner Grenzverkehr eben.
„Alles aus einer Hand“
Vielfältige Modetrends, Elektrogeräte und Heimwerkerbedarf, Post und Apotheke. Mit seinem riesigen Lebensmittel- und Nonfood-Angebot fügt sich das E-Center Überlingen perfekt in den Branchen-Mix im Einkaufspark La Piazza ein. Für Wilhelm Mattes stellt das 25. La Piazza-Jubiläum eine willkommene Gelegenheit dar, die Vorteile seines familienfreundlichen Marktes noch einmal hervorzuheben. „Ich denke, die Feierlichkeiten hier im Einkaufszentrum werden weitere neugierige Menschen anlocken, die vielleicht bislang noch nicht zu uns kommen. Mein Team und ich werden sie auf charmante Weise davon überzeugen: bei uns gibt es alles aus einer Hand – von günstig bis erlesener Genuss.“ Ach ja, und Glitzer-Tattoos natürlich.