- Wie tragen Sie zur Stärkung des Wirtschaftsstandortes Überlingen bei?
- In den nächsten Jahren entstehen neue Gewerbeflächen: Reicht das, oder wo sehen Sie weitere Entwicklungsflächen?
- Der Internethandel verändert viel. Wie helfen Sie dem örtlichen Einzelhandel, hier dagegen zu halten?
SPD: Kein weiterer Landverbrauch
- Indem wir die Verkehrsinfrastruktur weiter optimieren. Dazu gehört auch eine Verbesserung des ÖPNV (höhere Taktfrequenz und attraktive Fahrpreise) für die Kernstadt und alle Teilorte. Mit dem Wirtschaftsförderer sollen Gewerbetreibende bei der Findung von entsprechenden Räumlichkeiten unterstützt werden. Durch den hohen Wohn- und Freizeitwert ist Überlingen ein attraktiver Arbeitsplatzstandort für Fachkräfte, das kann noch verbessert werden durch die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum.
- . Aktuell sind die Planungen westlich der Lippertsreuter Straße und nördlich Andelshofen auf den Weg gebracht. Diese Realisierungen zusammen mit der zurückgekauften Fläche von der Firma Diehl im Oberried und anderen kleineren Gewerbeflächen halten wir derzeit für ausreichend. Wir müssen aber eine Balance finden, ein weiterer Landverbrauch wird von uns nicht gewünscht. Unsere Priorität ist nicht die Erweiterung oder die Neuausweisung von Gewerbeflächen, sondern die gezielte Vergabe der vorhandenen Areale an Betriebe, die Arbeits- und Ausbildungsplätze anbieten. Verpflichtet sich ein Bewerber dazu, für seine Mitarbeiter Wohnungen zu bauen, soll er Flächen mit besonders attraktiven Konditionen erwerben können. Betriebe ohne eine angemessene Anzahl an Arbeitsplätze, in Relation zur beanspruchten Fläche, sollen nur noch nachrangig zum Zuge kommen.
- . Die Vorteile des örtlichen Einzelhandels müssen immer wieder klar herausgearbeitet werden. Der örtliche Handel bietet eine gute und kompetente Beratung, regionale Produkte können klimafreundlich auf kurzen Wegen gekauft werden. Mit dem Angebot interessanter Veranstaltungen wird dem Handel eine weitere Möglichkeit geboten, sich gut zu präsentieren. Unterstützt wird dies durch einen gut getakteten ÖPNV, der auch die Teilorte mit einbindet. Dennoch wird der Einzelhandel nicht umhinkommen, auch selbst aktiv zu werden und immer wieder auch funktionierende Marketingkonzepte umzusetzen. Der Einzelhandel wird hier nur auf Dauer punkten können, wenn er es schafft, das Einkaufen zum Erlebnis zu machen. Wir werden unter anderem mit mehr Fußgängerzonen dazu beitragen. (Für SPD: Andreas Hüve)
CDU: Betriebe intensiv betreuen
- . Für die CDU Überlingen hat die nachhaltige Entwicklung der Wirtschaft eine besondere Priorität. Produzierendes Gewerbe, Handel, Handwerk und Dienstleistungen müssen ebenso zukunftsfähig bleiben wie die Touristik. Zusätzlich zu einer Standortsicherung betrachten wir die Neuansiedlung von Gewerbebetrieben als zentrale Zukunftsaufgabe. Weitere Verluste von Betrieben durch Schließung oder Abwanderung müssen verhindert werden. Die CDU setzt sich mit besonderem Nachdruck für eine städtische Wirtschaftsförderung ein. Ansässige Betriebe müssen intensiv betreut und unterstützt werden. Vorhandene Gewerbeflächen müssen entwickelt und neue Flächen erschlossen werden.
- Neben den verfügbaren und in Entwicklung befindlichen Gewerbegebieten müssen weitere Flächen entwickelt werden. Zudem muss das Angebot an frei verfügbarer Bürofläche verbessert werden, um auch kleinen Unternehmen und Neugründungen ein attraktives Standortangebot machen zu können. In Kombination mit einer aktiven Wirtschaftsförderung ermöglicht dies eine gezielte Ansiedelung “sauberer“ Branchen, wie zum Beispiel Handelsunternehmen, Ingenieure, Dienstleistungs- und IT-Unternehmen, die gut zu Überlingen und unserer touristischen Ausrichtung passen. Zudem sollten Möglichkeiten gesucht werden, ein Gründer- und Technologiezentrum zu etablieren. Unser klares Ziel ist eine klare Agenda zur Entwicklung des Wirtschaftsstandortes. In diesem Zusammenhang ist auch eine proaktive Rolle der Stadt hinsichtlich der künftigen Entwicklung des „Kramer-Areals“ bedeutend.
- Grundvoraussetzung für den Erfolg des örtlichen Einzelhandels ist eine gute Erreichbarkeit. Wir möchten durch eine behutsame Verkehrsberuhigung eine lebendige Stadt Überlingen erhalten. Ein leistungsfähiges Verkehrsleitsystem wird zukünftig den Verkehr gezielt in die passenden Parkhäuser führen. Zudem muss das ÖPNV-Angebot ausgebaut und verbessert werden. Um das „Erlebnis Innenstadt“ noch attraktiver zu gestalten, wollen wir, wo dies mit sinnvollem Mitteleinsatz möglich ist, weitere kulturelle und sportliche Veranstaltungen in die Innenstadt bringen und unterstützen. (Für CDU: Marcus Maier)
BÜB+: Kein Gewerbe bei Andelshofen
- Dem Wirtschaftsförderer muss durch den Gemeinderat ein definiertes Aufgabengebiet vorgegeben werden. Umweltfreundliche Unternehmen mit wenig Flächenverbrauch müssen verstärkt angeworben werden. Damit diese auch eine Chance haben, qualifizierte Mitarbeiter zu bekommen, ist die Schaffung von ausreichend Wohnraum dringend zu fördern. Überlingen als Stadt des Tourismus, der Gesundheit, Schulen, Kliniken und Altenpflege kann Unternehmen der Medizintechnik und Forschung, im hochwertigen Ernährungs- oder im industriellen Dienstleistungsbereich, z.B. IT Bereich, anziehen. Gewerbesteuern für Neuansiedlungen sind befristet möglichst aussetzen.
- Im Oberried V gibt es verfügbare Flächen, nach dem Umzug wird das jetzige ALDI Areal zur Verfügung stehen. Die Umwandlung des Grünzuges nördlich von Andelshofen zu einem Gewerbegebiet lehnt die BÜB+ aus Landschaftsschutzgründen ab, die Flächen östlich der L200 sind auf Nutzung für Gewerbe zu prüfen. Noch vorhandene Flächen dürfen nicht an Betriebe mit hohem Flächenbedarf vergeben werden, kleine und mittlere Unternehmen sind zu fördern. Das Kramer-Areal muss – wie im Stadtentwicklungskonzept (ISEK) vorgesehen – durch die Stadt überplant und zu einem hochwertigen Mischgebiet entwickelt werden. Schloss Rauenstein kann ein idealer Standort für einen Bildungs- oder Forschungsbetrieb werden.
- Viel vor Ort einkaufen! Durch Schaffung von mehr Wohnraum kann die Kundenzahl
gesteigert werden. Zweitwohnungsbesitzer sind eher nicht Kunden des Einzelhandels. Im Winter fehlen Touristen, daher muss der städtische Wirtschaftsförderer mit Einzelhandel, Gemeinderat und Verwaltung Konzepte für eine Belebung der Innenstadt im Winter erarbeiten. Die Erreichbarkeit der Innenstadt muss durch eine verkehrsberuhigte Zone gewährleistet sein. Das von der BÜB+ vorgeschlagene 1€ Ticket für den Stadtbus bringt Kunden günstig in die Stadt. Sinnvoll ist ein e-Shuttle mit dem „Dolmusch“ Prinzip ohne feste Haltestellen. Zusätzliche Tiefgaragen in den Randbezirken der Innenstadt sind zu planen (nach Umsiedlung und Zusammenlegung die Flächen von Stadtgärtnerei und Werkhof). (Für BÜB+: Gerhard Graf)
FDP: Keine Einmischung
- Wir stärken unsere Wirtschaft, indem wir sie in einem partnerschaftlichen Klima gedeihen lassen. Ihre Frage zielt in eine fatale Richtung, die der Regulierung. Wirtschaft ereignet sich in der Wirtschaft, nicht in Ämtern oder im Gemeinderat. Unsere Verwaltungsspitze sollte den Unternehmen einen stabilen Rahmen vorgeben, in dem sie sich entfalten können. In unternehmerisches Handeln soll sie sich nicht einmischen. Manches Beispiel zeigt, dass das meistens schiefgeht. 30 Jahre lang haben wir einen Wirtschaftsförderer für Überlingen gefordert. Jetzt, endlich, haben wir einen. Er sollte klug geeignete Unternehmen nach Überlingen locken. Zugleich sollte er den traditionellen Überlinger Unternehmen helfen, sich am Markt zu behaupten. Wir setzen uns, nicht nur in der Wirtschaft, für eine Kultur des Miteinanders ein. Sorgen und Nöte unserer Unternehmen sollten auch die Verwaltungsspitze bewegen. In anderen Städten besucht das Stadtoberhaupt regelmäßig die örtlichen Unternehmen, erkundigt sich, bietet Hilfe an. Abseits davon hilft die Stadt ihrer Wirtschaft, indem sie sich lebenswert präsentiert. Kulturangebot, Wohnungsmarkt, Verkehrsplanung oder Attraktivität der Innenstadt sind Faktoren, die einen dringend benötigten Mitarbeiter dazu bewegen, mit Familie nach Überlingen zu ziehen.
- See und Landschaftsschutzflächen umgeben uns. Viele und große Ansiedlungen sind nicht mehr möglich – wir sollten im Bestand wachsen! Wir empfehlen, verstärkt mit Nachbarkommunen zusammenzuarbeiten. Dass Überlinger Firmen sich vor allem in Owingen entfalten, zeigt schon diese Tendenz. Beim Kramer-Areal wäre kluge, diskrete Zusammenarbeit angezeigt gewesen, statt plump auf dem offenen Markt zu agieren.
- Der örtliche Handel überlebt durch Service, Beratung, persönliches Engagement – und gezielte Hilfe der Stadt: Anfahrbarkeit, Parkmöglichkeiten und ein kluger Mix in Zusammenarbeit mit dem WVÜ können dazu führen, dass Besucher hier einkaufen, anstatt sich anonym beliefern zu lassen. Der Einzelhandel macht unsere Stadt liebenswert und einladend. Wir haben eine Chance, dafür zu sorgen, dass das so bleibt. Um sie zu nutzen, müssen wir gemeinschaftlich an einem Strang ziehen. (Für FDP: Raimund Wilhelmi)
FWV/ÜfA: ÖPNV mit Wertmarken
- Stärkung: Ausweisung weiterer Gewerbegebiete; Hinwirken auf enge Zusammenarbeit zwischen Gewerbetreibenden und Stadt/Wirtschaftsförderer, um Bedarfe und/oder Probleme frühzeitig zu erkennen und damit Unterstützung geleistet werden kann; Förderung von bezahlbarem Wohnraum.
- Gewerbe: bis jetzt ausgewiesene Flächen reichen nicht aus. Notwendig ist zudem eine optimale Ausnutzung (Verhältnis qm zu Anzahl der Beschäftigten muss stimmen); weitere Entwicklung kommunaler Gewerbegebiete.
- Internethandel: Attraktive Gestaltung – auch verkehrsmäßig – der Innenstadt (Einkaufserlebnis Überlingen); Ausweisung von Parkierungsflächen, z.B. P+R, mit sehr gutem Anschluss an ÖPNV, Ausweitung der Parkhaus-Wertmarken auf den ÖPNV. (Für ÜfA/FWV: Robert Dreher)
LBU/Grüne: Keine neue Gewerbefläche
- Die Attraktivität eines Standortes hängt von vielen Faktoren ab. Wir setzen uns daher vielseitig ein: An erster Stelle durch Förderung von Wohnraum, damit sich Arbeitnehmer ein Wohnen in Überlingen leisten können. Durch Bereitstellung neuer Gewerbeflächen (Oberried) und einen Wirtschaftsförderer, der als Ansprechpartner hilft. Durch Verbesserung der Aufenthaltsqualität, damit Kunden und Touristen länger verweilen und gerne wiederkommen. Durch Förderung des Bildungs- und Betreuungsangebotes, damit Überlingen attraktiv für Familien bleibt. Durch mehr Grünanlagen und den neuen Bürgerpark, die für Arbeitnehmer und Familien ohne eigenen Garten eine wichtige Freizeitfunktion haben. Durch Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs und Radwegenetzes, damit der Weg zwischen Haus und Arbeitsstätte leichter wird.
- Erstes Ziel ist es, die aktuellen Gewerbeflächen effektiv zu nutzen. Nach den Auswertungen des Gewerbeflächenentwicklungskonzepts ist dies für Überlingen ausreichend. Soweit der neue Regionalplan umgesetzt wird, könnte potentiell eine weitere, interkommunale Gewerbefläche bei Andelshofen entwickelt werden. Einen nachvollziehbaren Bedarf dafür sehen wir zur Zeit nicht, zumal Aspekte des Landschaftschutzes und des Flächenverbrauchs dem entgegenstehen.
- Es gehört zum Gen von LBU und Grünen, die Regionalwirtschaft zu stärken und konsequent für lokale Wirtschaftskreisläufe zu arbeiten. Wir setzen uns für verkehrsberuhigte Bereiche, den öffentlichen Nahverkehr und den Ausbau des Radnetzes ein, um die Lust am Aufenthalt und Einkauf für Einwohner und Gäste in Kernstadt und Teilorten zu fördern. Von einer Hafenstraße und Kessenringstraße ohne lauten und stinkenden Verkehr beispielsweise profitiert der gesamte Einzelhandel in der Altstadt. Wir wollen die Marke „cittaslow Stadt Überlingen“ fördern und bewerben: Produkte von lokalen Erzeugern! Essen mit Zutaten aus der Region! Wir kaufen ein in unserer Stadt! „Cittaslow“ bringt das, was bereits in der Praxis umgesetzt wird, unter einen Hut und ist ein Aushängeschild und Alleinstellungsmerkmal für Überlingen. (Für LBU/Die Grünen: Thomas Brandt)